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Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Titel: Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Siebener- und Achter-Einmaleins fertig war. Mit diesem Spiel verkürzte er sich für gewöhnlich die Wartezeit.
    »Er ist gerade dabei.«
    »Dottore, ich bin untröstlich«, rief Enzo und breitete die Arme aus, als Montalbano zur Tür seines Restaurants hereintrat.
    »Warum?«
    »Weil ich keinen frischen Fisch habe. Das schlechte Wetter gestern …«
    »Was hast du sonst zu bieten?«
    »Als Antipasto eine Caponata, die meine Frau zubereitet hat. Als Primo eine Pasta alla Norma oder Pasta mit Broccoli. Danach eine Parmigiana di melanzane, nach der Sie sich die Finger lecken werden.«
    Enzo sollte recht behalten. Aber statt sich die Finger abzulecken, bestellte der Commissario lieber gleich eine weitere Portion überbackene Auberginen.
    Als er wieder im Freien war, wusste er, dass der lange, beschauliche Verdauungsspaziergang bis zum Leuchtturm unbedingt notwendig war, denn er hatte sich den Bauch ganz schön vollgeschlagen. Doch dann ging er einen noch größeren Bogen, der ihn an der Vanna und der Asso di cuori vorbeiführte. Sie lagen nebeneinander vor Anker.
    An Deck war niemand zu sehen, vermutlich waren auch sie alle beim Mittagessen.
    Am Ende der Mole setzte er sich, wie so oft, auf den flachen Felsen. Von hier aus hatte er die beiden Yachten gut im Blick.
    Er hatte seine Zigarette halb zu Ende geraucht, als er im Meer, neben der Asso di cuori , eine jener Holzkisten schwimmen sah, wie man sie für den Transport von Fischen verwendete. Da fiel ihm wieder ein, was der Cheflotse Zurlo gesagt hatte, und er beobachtete, wie sich die Kiste in der Strömung verhielt.
    Er steckte eine Hand in die Tasche seines Jacketts und zählte die Zigaretten, die ihm noch geblieben waren. Ein Dutzend, das würde reichen.
    Nach einer guten Stunde hatte die Kiste die Wellenbrecher zum Schutz der Mole erreicht und rührte sich nicht mehr vom Fleck. Hauptmann Zurlo hatte recht gehabt: Die auslaufende Strömung trug jedes schwimmende Objekt hinaus und trieb es gegen die östliche Mole, dorthin, wo er sich jetzt befand.
    Plötzlich hatte er eine Idee.
    Er tastete sich vorsichtig bis an den Rand der Klippen vor, obwohl er immer wieder ausrutschte und fluchte. Es dauerte eine Weile, bis er die Kiste zu fassen kriegte. Er fischte sie aus dem Wasser, trug sie zu dem flachen Felsen und warf sie wieder ins Meer.
    Diesmal dauerte es nicht einmal eine halbe Stunde, bis sich die Kiste zielstrebig auf die Hafenausfahrt zubewegte.
    Er stieg ins Auto und fuhr zu Pasquano nach Montelusa.
    »Der Dottore ist in seinem Büro«, sagte der Pförtner, der zugleich auch der Telefonist war.
    Montalbano klopfte an Pasquanos Tür. Keine Antwort. Er klopfte noch einmal. Nichts. Also drückte er die Klinke herunter und trat ein.
    Pasquano saß an seinem Schreibtisch. Er notierte etwas und hob nicht einmal den Kopf, um zu sehen, wer eingetreten war.
    »Ich verwette meine Eier«, sagte er, »dass soeben Commissario Montalbano hereingekommen ist, der keine Manieren kennt.«
    »Ihre Eier sind gerettet, Dottore, Sie haben richtig geraten.«
    »Vorerst, denn Sie werden sicher gleich gehörig auf ihnen herumtrampeln.«
    »Und auch damit liegen Sie richtig.«
    »Wenn ich nur auch beim Pokerspielen richtigliegen würde!«
    »Wie war’s gestern Abend im Klub?«
    »Hören Sie mir bloß damit auf! Ich hatte einen Drilling, ließ mir zwei Karten geben und … Ach, lassen wir das. Was wollen Sie?«
    »Das wissen Sie ganz genau.«
    »Alter knapp über vierzig, sportlich gebaut, sehr gepflegt, helle Haut, keine Spuren irgendwelcher Operationen, Zähne, die nie einen Zahnarzt gesehen haben, Herz und Lunge einwandfrei. Er trug weder Brille noch Kontaktlinsen. Genügt Ihnen das?«
    »Wenn er noch am Leben wäre, ja. Und wie ist es mit dem Toten?«
    »Na ja, er war schon mindestens drei Tage tot, als man ihn gefunden hat.«
    »Wie wurde er ins Jenseits befördert? Haben sie ihm die Fresse eingeschlagen?«
    Der Dottore schnalzte mit der Zunge und hob dabei das Kinn. »Nein.«
    »Schuss- oder Stichverletzungen?«
    Pasquano schüttelte den Kopf.
    »Wurde er erdrosselt?«
    »Nein.«
    »Dottore, wir sollten ›Heiß und kalt‹ spielen. Dann hätte ich wenigstens eine kleine Chance.«
    »Vergiftet haben sie ihn, mein Lieber.«
    »Und womit?«
    »Ganz normales Rattengift.«
    Montalbano war so überrascht, dass Pasquano fragte:
    »Das passt Ihnen nicht ins Konzept, was?«
    »Na ja, Gift ist heutzutage …«
    »Aus der Mode gekommen, meinen Sie?«
    »Tja …«
    »Also, ich würde es

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