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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Erstes Kapitel
    Eric Clapton hat auf einer CD einen mörderischen Blues gespielt: Blues before sunrise . Den hatte ich,
der dröhnte in meinem Herzen, der machte mich krank, der nahm mir den Atem.
Natürlich konnte man das auch ganz kühl einen resignativ-depressiven Zustand
nennen und kiloweise Antidepressiva ins Hirn schütten, aber ich bin nicht von
dieser Art. Am liebsten, das gebe ich zu, hätte ich geheult. Aber das Heulen
war mir irgendwann in den vergangenen zwei Jahrzehnten verlorengegangen, war
von dem Flüßchen meines Lebens fortgespült worden, stand mir einfach nicht mehr
zur Verfügung.

    Dinah hatte mich verlassen.

    Oh nein, einen Krach hatte es nicht gegeben, keine lautstarke
Auseinandersetzung nach dem Motto: »Du hast das gesagt, damals schon, du hast
immer noch nicht begriffen ...« Nichts dergleichen. Statt dessen bei einer
Scheibe Brot mit Leberwurst die Feststellung: »Ich gehe, ich verlasse dich.«
Ganz sanft und so hart wie Glas.

    Ich hatte zwei Möglichkeiten der Rückfrage. Erstens: »Wie heißt
er denn?« Und zweitens: »Hast du dir das auch gut überlegt?« Ich stellte die
erste Frage, weil eine unglaubliche Wut wie eine Stichflamme in mir hochschoß
und weil ich dieser Wut die Spitze abbrechen wollte, ehe sie irgend etwas mit
mir tat, was nicht zu verantworten war.

    Sie antwortete ganz kühl: »Diese Reaktion habe ich erwartet.
Ich frage mich, wieso Männer immer zuerst auf die Idee kommen, daß dahinter ein
anderer Mann steckt.«

    Â»Ganz einfach«, sagte ich. »Das kriegen wir vom Leben so
beigebracht. Meistens schon von unseren Müttern. Wann gehst du? Und wohin?« Ich
dachte fiebrig: Du wirst mich nicht winseln sehen.

    Â»Ich gehe heute abend noch. Und wohin ich gehe, werde ich dir
sagen, wenn ich weiß, wo mein Bett steht. Das ist alles noch nicht
entschieden.«

    Vielleicht brauchte ich sechzig Sekunden, um mich unter
Kontrolle zu bringen, vielleicht einhundertzwanzig. Nach einer Ewigkeit
murmelte ich: »Gut. Wenn du so entschieden hast, will ich nicht darüber
diskutieren. Du wirst deine Gründe haben. Vermutlich läßt du deine Sachen erst
einmal hier.«

    Â»Ich wollte dich darum bitten«, sagte sie leise.

    Â»Oh ja, kein Problem«, nickte ich. »Laß sie so lange hier, wie
du magst. Es ist ja Platz genug da. Und außerdem hast du einen Schlüssel und
kannst das Zeug jederzeit holen.«

    Â»Den Schlüssel wollte ich dir eigentlich zurückgeben. Ich
brauche ihn nicht mehr.« Sie machte eine Pause und legte den Kopf schief. Dann
schloß sie die Augen und begann zu weinen. »Fühlst du dich nicht auch beschissen?«

    Â»Leck mich am Arsch«, sagte ich. Ich stand so heftig auf, daß
der Küchenstuhl hinter mir umfiel. Das war gut so, denn das Geräusch brachte
mich auf die Erde zurück. Ich bückte mich, hob den Stuhl auf, stellte ihn
bedachtsam an den Tisch zurück, drehte mich und ging in den Flur und von dort
auf den Hof, dann durch das Gartentor bis an den Teich. Ich fischte mir einen
widerlich braunen Plastikstuhl und stellte ihn auf die Erdaufschüttung, gleich
vor das Wasser.

    Ich hatte dort einen alten Baumstumpf in das Wasser gelegt, der
einer Unmenge kleinerer und größerer Wassertiere Schutz und Schatten bot. Dort
hockte ich im ausgehenden Licht des Abends und starrte auf eine Gruppe von
Taumelkäfern, die in ausgesprochen lustigen Arabesken umherschossen und dabei
gelegentlich aufblitzten. Dann war ich erneut sehr wütend und fragte mich, was
zum Teufel mich bewogen haben könnte, diesen fast hundert Quadratmeter großen
Teich anzulegen. Na sicher, ich hatte geglaubt, Dinah eine Freude zu machen,
und plötzlich erstickte mich das Gefühl, daß ihr das alles schrecklich
gleichgültig gewesen sein könnte, daß sie zu allem ja und amen gesagt hatte, um
sich einfach in Ruhe auf ein neues Leben vorzubereiten. Klar, der Mohr hat
seine Schuldigkeit getan.

    Der Gelbrandkäfer tauchte auf und schoß mit seinen mächtigen
Beißwerkzeugen unter ein abfaulendes Blatt des großen Rohrkolbens.
Wahrscheinlich würde er im Herbst das Wasser verlassen und sich im Erdreich einbuddeln,
wohlversorgt in einem dichten Kokon.

    Weit im Westen färbte das letzte Licht den Himmel in eine
schrecklich kitschige Angelegenheit, mein Kater Paul kam herangeschnürt und
rieb sich an meinem Bein. »Hallo, Kumpel«, sagte

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