Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)
zu essen.«
»Kommen Sie mit.«
Er führte sie in die Küche, öffnete den Backofen und holte die Terrine mit dem Auflauf heraus. Sie sog den Duft ein und schloss für einen Moment seufzend die Augen.
»Was sagen Sie? Ist das nicht ein guter Vorschlag?«
»Wir bleiben hier.«
Beim Essen vertieften sie ihre Bekanntschaft. Laura erzählte ihm, sie habe die militärische Laufbahn eingeschlagen, weil ihr Vater, der inzwischen kurz vor der Pensionierung stand, Admiral war. Sie hatte die Marineakademie in Livorno besucht und war auf dem Schulschiff Vespucci gesegelt. Ihr Freund Gianni war gleichfalls bei der Marine und fuhr auf einem Kreuzer. Sie war dreiunddreißig Jahre alt, seit gerade mal drei Monaten in Vigàta und hatte noch keine Zeit gehabt, hier Leute kennenzulernen. Seit ihrer Ankunft war es das erste Mal, dass sie mit einem Mann zusammen zu Abend aß.
Er dagegen erzählte ausführlich von Livia. Laura machte sich auch noch über die nervetti her. Sie hatte eben Sinn für gutes Essen. »Willst du … Verzeihung, wollen Sie …«, begann Montalbano.
»Wollen wir uns nicht duzen?«
»Gern. Möchtest du einen Kaffee? Einen Whisky?«
»Hast du noch von diesem Wein?«
»Konntet ihr den Toten inzwischen identifizieren?«, fragte Laura irgendwann.
»Bis jetzt noch nicht. Ich glaube, das wird eine langwierige Geschichte.«
»Man hat mir gesagt, dass er an seinen Kopfverletzungen gestorben ist. Sie haben ihm das Gesicht zertrümmert.«
»Nein, das kam später. Er wurde vergiftet.«
»Das heißt …«, begann sie, unterbrach sich aber sofort.
»Nein, nichts, ich hatte nur gerade so eine Idee … Aber es ist lächerlich, das ausgerechnet dir zu sagen. Ich habe mich nämlich erkundigt, weißt du? Man hat mir gesagt, dass du auf deinem Gebiet gut bist, richtig gut.«
Montalbano errötete. Da ließ sie noch ein paar Perlen über den Boden tanzen.
»Wie herrlich! Es gibt noch einen Mann, der rot werden kann!«
»Ach was, hör auf. Erzähl mir lieber von deiner Idee.«
»Ich habe mir gedacht, dass es vielleicht ein missglückter Raubüberfall war. Der Mann geht an der Mole spazieren, jemand fordert sein Geld, er wehrt sich, der andere greift nach einem Stein und erschlägt ihn. Dann legt er ihn in ein Schlauchboot – in diesem Abschnitt des Hafens liegen viele vor Anker und … Habt ihr eigentlich überprüft, wem das Boot gehört?«
Wie durch ein Wunder schaffte es Montalbano, diesmal nicht rot anzulaufen. Auf die Idee mit der Überprüfung war er noch gar nicht gekommen. Dabei hätte das sein erster Gedanke sein müssen. Er baute langsam ab, so viel stand fest.
»Nein, weil die Spurensicherung der Ansicht ist, dass das Schlauchboot nagelneu war, als man die Leiche hineingelegt hat.«
Laura verzog den Mund.
»Trotzdem. Ich würde es überprüfen.«
Er musste das Thema wechseln, um sich nicht noch weitere Blößen zu geben.
»Hör mal, vielleicht kannst du mir eine Frage beantworten. Gibt es deines Wissens viele reiche Leute, die das ganze Jahr auf dem Meer sind und nichts anderes tun, als von einem Hafen zum anderen zu schippern?«
»Meinst du Livia Giovannini?«
»Kennst du sie?«
»Drei Tage nachdem ich in Vigàta meinen Dienst angetreten habe, ist die Vanna im Hafen eingelaufen. Ich musste wegen irgendwelcher Unterlagen an Bord, und da habe ich sie kennengelernt. Damals kamen sie gerade aus Tanger, aber sie waren Monate zuvor von Alexanderbaai aufgebrochen.«
Montalbano machte große Augen.
»Wo liegt denn das?«
»Es ist eine kleine Hafenstadt in Südafrika.«
»Und woher kamen sie diesmal?«
»Aus Rethymnon und …«
»Wo ist das?«
»Auf Kreta. Sie wollten nach Oran, aber wegen des schlechten Wetters mussten sie ihren Kurs ändern.«
Der Commissario machte ein erstauntes Gesicht.
»Überrascht dich das?«
»Ja, schon. Ich möchte zwar nicht behaupten, dass die Vanna ein kleines Boot ist, aber …«
»Sie ist eine der besten Yachten der Welt. Signora Livias Mann hat sie komplett umrüsten lassen, samt der Trimmung und den Motoren.«
»Sperlì sagt, sie haben einen Hilfsmotor, der zudem nicht richtig funktioniert.«
»Von wegen Hilfsmotor! Die Segel sind meiner Ansicht nach nur Show. Das Schiff ist ein riesiges Ding, sechsundzwanzig Meter lang und mit ursprünglich vierundzwanzig Betten. Die Kabinen wurden vergrößert, sodass es jetzt nur noch ein halbes Dutzend sind. Dadurch haben sie viel Platz gewonnen und einen weiteren kleinen Salon.«
»Auch die Motoryacht macht ganz
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