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Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Titel: Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Unterhose und ein Paar frische Socken, in einem separaten Fach war die schmutzige Wäsche.
    Zu seiner Überraschung entdeckte Montalbano auch ein großes Fernglas. Er besah es sich von allen Seiten, dann ging er damit auf den Balkon, richtete es auf ein pünktchengroßes Ruderboot und stellte es scharf.
    Die Vergrößerung war enorm, denn aus dem Pünktchen wurde augenblicklich das Gesicht eines der beiden Fischer in dem Boot.
    Montalbano richtete das Fernglas auf den Hafen.
    Im ersten Moment erkannte er es nicht, doch dann wurde ihm klar, dass er das Deck der Vanna im Visier hatte, genauer gesagt, die Luke, die nach unten führte, zum Salon.
    Er ging ins Zimmer zurück und leerte den Koffer auf dem Bett aus. Er enthielt kein einziges Blatt Papier, kein Schriftstück, keinen Brief, absolut nichts. Er legte das Fernglas zurück in den Koffer, schloss ihn, ging damit in die Hotellobby hinunter und übergab ihn dem Direktor.
    »Verwahren Sie ihn in Ihrem Safe.«

Acht
    Nachdem er sich in der Taxigenossenschaft als Polizeikommissar vorgestellt hatte, führte man ihn sofort in Signor Incardonas Büro. Der Geschäftsführer, ein Typ mit Spitzbärtchen, saß mit Leichenbittermiene da, sauertöpfisch und düster.
    »Ich müsste dringend mit einem Ihrer Mitglieder sprechen, einem gewissen Madonia, Taxi Nummer vierzehn.«
    »Pippino ist ein anständiger Kerl«, grummelte Incardona und stemmte die Arme in die Hüften.
    »Das bezweifle ich nicht, aber …«
    »Können Sie die Sache nicht mit mir besprechen?«
    »Nein.«
    »Um diese Uhrzeit ist er sicher im Einsatz, und ich halte es nicht für angebracht, ihn dabei zu stören.«
    »Ich schon«, gab Montalbano zurück, denn das Ganze fing an, ihm tierisch auf den Senkel zu gehen. »Bekommen wir das hier geregelt oder wollen Sie das Gespräch im Kommissariat fortsetzen?«
    »Was wünschen Sie?«
    »Sind Sie über Funk mit ihm verbunden?«
    »Selbstverständlich!«
    »Dann erkundigen Sie sich, wo er sich gerade aufhält, und geben Sie mir Bescheid.«
    Der Commissario schlug einen Ton an, der zur Folge hatte, dass der andere ohne Widerrede aufstand und das Zimmer verließ. Nach einer Weile kam er wieder.
    »Im Augenblick ist er am Taxistand neben der Bar Vigàta.«
    »Sagen Sie ihm, er soll dort auf mich warten.«
    »Und wenn in der Zwischenzeit ein Fahrgast kommt?«
    »Dann sagt er ihm, er ist besetzt. Ich bezahle ihm den Verdienstausfall.«
    Am Taxistand warteten vier Taxis. Als Montalbano auftauchte, unterbrachen die Fahrer ihre Unterhaltung, drehten sich nach ihm um und musterten ihn neugierig. Der mit der Nummer vierzehn hatte also mit seinen Kollegen gesprochen.
    »Wer von Ihnen ist Madonia?«, fragte der Commissario und streckte den Kopf aus dem Fenster.
    »Ich«, meldete sich ein untersetzter Mittfünfziger, dessen Kopf kein einziges Haar mehr zierte.
    In aller Ruhe stellte Montalbano seinen Wagen auf einem der für Taxis reservierten Parkplätze ab.
    »Hier können Sie nicht stehen bleiben«, meinte ein Taxifahrer.
    »Was Sie nicht sagen!«, erwiderte der Commissario und zog mit gespieltem Erstaunen die Augenbrauen hoch.
    Er öffnete die Beifahrertür von Taxi Nummer vierzehn und stieg ein. Der Taxifahrer eilte herbei und setzte sich ans Steuer.
    »Fahren wir los.«
    »Und wohin?«
    »Das sage ich Ihnen unterwegs.«
    Als sie sich ein Stück vom Taxistand entfernt hatten, kam Montalbano zur Sache.
    »Erinnern Sie sich, dass Sie vor ein paar Tagen vom Hotel Bellavista angerufen wurden, damit Sie einen Hotelgast abholen?«
    »Commissario, es vergeht kein Tag, an dem die mich nicht anrufen!«
    »Es handelt sich um einen sportlichen, stattlichen Mann um die vierzig, der …«
    Da fiel ihm ein, dass er ja den Pass des Mannes bei sich hatte. Er zog ihn heraus und hielt ihn dem Taxifahrer unter die Nase.
    »Der Franzose!«, rief der Taxifahrer beim Anblick des Fotos.
    »Sie erinnern sich an ihn?«
    »Aber selbstverständlich!«
    »Und warum?«
    »Weil er nicht wusste, wohin er wollte. Jedenfalls kam es mir so vor.«
    »Drücken Sie sich klarer aus.«
    »Zuerst ließ er sich zum Friedhof fahren, stieg aus, ging rein und kam nach zehn Minuten zurück. Danach fuhr ich ihn zum nördlichen Hafeneingang, er stieg aus, verschwand und kam nach zehn Minuten wieder. Anschließend wollte er zum Bahnhof, stieg aus, blieb zehn Minuten und kam zurück. Am Ende musste ich ihn zum Restaurant Pesce d’oro fahren, er stieg aus und zahlte.«
    »Haben Sie gesehen, ob er ins Restaurant

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