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Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition)

Titel: Die Tage des Zweifels: Commissario Montalbano träumt von der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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der nur aus Klischees bestand.
    »Ich nehme ihn mit«, sagte er und steckte den Pass ein.
    Als eine große Hilfe erwies sich schließlich Gaetano Scimè, der routinierte vierzigjährige Nachtportier.
    »Haben Sie die Personalien des Gastes aufgenommen?«
    »Sissignore.«
    »Von wann bis wann geht Ihre Schicht?«
    »Von zehn Uhr abends bis sieben Uhr morgens.«
    »Um wie viel Uhr ist der Mann angekommen?«
    »Gegen halb zehn in der Früh.«
    »Und warum hatten Sie da noch Dienst?«
    Scimè breitete die Arme aus.
    »Purer Zufall. Mein Kollege, der tagsüber an der Rezeption ist und mit dem ich befreundet bin, musste seine Frau ins Krankenhaus fahren und hat mich gebeten, ihn bis Mittag zu vertreten. Wir tauschen manchmal.«
    »Wie sah er aus?«
    »Genauso wie er im Fernsehen beschrieben wurde. Ich konnte ihn ausgiebig betrachten, als er herunterkam, um …«
    »Der Reihe nach, bitte. Als Sie ihn zum ersten Mal sahen, was hatten Sie da für einen Eindruck von ihm?«
    Der Portier machte ein ratloses Gesicht.
    »In welchem Sinn, Verzeihung?«
    »War er nervös, besorgt?«
    »Mir erschien er ganz normal.«
    »Wie ist er hergekommen?«
    »Ich glaube, mit dem Taxi.«
    »Was heißt, ich glaube?«
    »Von der Rezeption hat man keine gute Sicht nach draußen. Aber als der Gast hereinkam, hielt er noch sein Portemonnaie in der Hand, als hätte er gerade die Fahrt bezahlt. Und gleich darauf habe ich ein Auto davonfahren hören.«
    »Woher kam er Ihrer Ansicht nach?«
    Der Portier zögerte keinen Augenblick.
    »Von Punta Raisi. Vom Flughafen.«
    Und er nahm auch gleich die nächste Frage des Commissario vorweg, indem er fortfuhr: »Um sieben landet der Flieger aus Rom. Tatsächlich kamen etwa eine halbe Stunde nach ihm drei Gäste aus Rom. Also hat der Franzose den Flughafen früher verlassen als die anderen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sehen Sie, der Mann hatte nur einen Diplomatenkoffer dabei, Handgepäck. Die Gäste, die nach ihm kamen, hatten richtige Koffer und mussten auf ihr Gepäck warten.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Der Mann blieb etwa eine Stunde in seinem Zimmer, dann kam er runter.«
    »Hat er Telefonate geführt?«
    »Nicht über die Zentrale.«
    »Pardon, kann man auch aus dem Zimmer telefonieren, ohne über die Zentrale vermittelt zu werden?«
    »Ja. Aber in dem Fall wäre der Anruf kostenpflichtig, und für dieses Zimmer liegt mir keine Rechnung vor.«
    »Wissen Sie, ob er ein Handy hatte?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Fahren Sie fort.«
    »Also, er ist heruntergekommen und hat mich gebeten, ihm ein Taxi zu rufen. Unser Hotel liegt ja etwas außerhalb, und daher hat es zwanzig Minuten gedauert, bis der Wagen hier war.«
    »Und was hat er solange gemacht?«
    »Er hat sich hingesetzt und in einer Illustrierten geblättert. Er war …«
    Er unterbrach sich.
    »Nein, nichts, Entschuldigung.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Sprechen Sie ruhig weiter.«
    »Als er herunterkam, wirkte er wie ausgewechselt.«
    »Inwiefern?«
    »Na ja … fröhlicher irgendwie. Er trällerte etwas vor sich hin.«
    »Als hätte er eine gute Nachricht erhalten.«
    »So ungefähr.«
    »Sie hätten Polizist werden sollen.«
    »Danke.«
    »Sprach er Italienisch?«
    »Zumindest konnte man ihn verstehen. Dann kam das Taxi, und der Mann verschwand.«
    »Und seitdem hat er sich nicht mehr gemeldet?«
    »Nicht einmal telefonisch.«
    »Hatte er das Zimmer reserviert?«
    »Nein.«
    »Wie ist er Ihrer Ansicht nach auf dieses Hotel gekommen?«
    »Wir machen viel Reklame«, schaltete sich der Direktor ein. »Auch im Ausland.«
    »Gab es in den letzten Tagen Anrufe für ihn?«
    »Keinen einzigen.«
    »Schließen Sie aus, dass er schon einmal in diesem Hotel abgestiegen ist?«
    »Ich habe ihn vorher noch nie gesehen.«
    »Kennen Sie den Taxifahrer, der ihn abgeholt hat?«
    »Selbstverständlich! Pippino Madonia, die Nummer vierzehn der Taxigenossenschaft.«
    »Wo ist der Handkoffer?«
    »Noch oben in seinem Zimmer«, antwortete der Direktor.
    »Geben Sie mir den Schlüssel.«
    »Soll ich mit hochkommen?«, fragte der Direktor.
    »Nein danke.«
    Émile Lannec und das Meer.
    Das Zimmer – es lag im dritten Stock – war tadellos aufgeräumt. Auch das Bad. Vom Balkon sah man das Meer, und linker Hand konnte man den halben Hafen überblicken. Das Zimmer war so blitzblank, als hätte noch nie jemand darin gewohnt. Der Koffer, um einiges größer als ein Diplomatenkoffer, stand verschlossen auf der Ablage.
    Er enthielt ein Hemd, eine

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