Die Tagebücher (German Edition)
haben.
Überraschenderweise ist Kate, obwohl sie sehr intelligent und sehr gewinnend ist, eine kleine – es tut mir leid, das zu sagen – Klatschtante oder, wie sie sagen würde, Petze und merkwürdig knauserig. Nicht theoretisch, aber ganz praktisch. Sie empfindet es als sehr schwierig, Sachen zu verleihen, selbst wenn sie sie gar nicht braucht. Woher zum Teufel kommt so was? Syb hatte das nicht und meiner Familie, die nun wirklich tonnenweise Laster hat, mangelt es nie an Großzügigkeit. Vielleicht wächst sich das aus.
Am 5. Juli haben wir die Jungs von der Schule abgeholt. Es war schrecklich, Michael ist nun endgültig rausgeflogen, während Chris sich bei allen eingeschmeichelt hat, weil er zwei Preise gewonnen hat, einen davon für Kunst. Ich hasse den Direktor. Ein großer Mann, Schweizer, mit einer ausgemergelten Frau und einer süßen, kleinen, pausbäckigen Tochter, die er wohl als Ausgleich bekommen hat. Ava Gardner war auch dort, mit Ricardo (Madrid), der sich wie ein Besserwisser aufführt. Mit ihm war sein 19-jähriger Sohn, der immer noch nicht (oder vielleicht gerade eben)die Schule beendet hat. Verdammt noch mal, wie konnte es passieren, dass Mike von der Schule fliegt, und dieser ganz offensichtliche Blödmann sich jahrelang auf der Schule herumtreiben kann? Mike ist vielleicht lethargisch, faul und undankbar, aber er ist sehr liebenswert und intelligent genug, sich auf einer Schule zu halten, die akademisch so indifferent ist wie le Rosey. Wir sollten versuchen, ihn nach Millfield zu bekommen. Fred (Heymans Frau) hat schon mit Meyer gesprochen, dem Direktor, und es könnte klappen. […] Er ist wahrscheinlich genauso ein Spätentwickler wie sein Onkel Howard.
Ivor und Gwen sind am 13. angekommen, und wir haben sie vom Flughafen abgeholt. K. und Liza waren mit uns, und wir sind nach Morges zum Lunch bei den Yul Brynners gefahren. 171 Ich war ein bisschen angeschickert, was wahrscheinlich auf den »Williams« zurückzuführen war, einen Birnenschnaps, den ich getrunken hatte und der ziemlich stark war. Frau Brynner ist manchmal ganz schön dämlich. Ihr Zynismus grenzt gelegentlich knapp an Neid.
Ivor und Gwen waren begeistert von Gstaad, das Wetter war die ganze Zeit über fantastisch. Wir haben sie ins Olden und ins Palace ausgeführt, und an einem Abend, dem 14. Juli (französischer Nationalfeiertag), sind wir auch Gastons Einladung gefolgt und sind ins Belle Vue Hotel gegangen, wo die Barfrau jede Menge Zauberkunststücke vorgeführt hat. Die Kinder waren ganz verzaubert und können jetzt selbst ein paar Tricks.
Ivor und Gwen sind am 18. mit K. nach NY abgereist. Die Nacht davor haben wir im Hotel Beau Rivage verbracht, haben dort mit Paul und Janine Fillistorf, ihrem Sohn Roger und dessen Frau zu Abend gegessen. […]
In Genf war ich mit Schmerzen im linken Handgelenk aufgewacht, heute, während ich das hier schreibe, kann ich die Hand fast nicht mehr bewegen. Ich muss sofort zum Arzt, ich muss einen Arzt finden. Der Arm brennt vom Ellbogen ab wie die Hölle. Hoffentlich ist nur etwas verstaucht und es ist nicht wieder Arthritis. […] Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, mich irgendwo gestoßen zu haben oder irgendwie gefallen zu sein. Auch niemand anderer kann sich erinnern. […]
Seit Gus (die irische Kinderfrau) abgereist ist, nervt Maria ziemlich. Die anderen Kinder sind zu alt, um mit ihr zu spielen […]. Arme Kleine. Nachts weint sie viel und weckt mit ihrem hysterischen Geplärre ständig Nella und Claudye auf. 172 Sie hat unfassbar viele Ängste. Wir müssen sie behandeln lassen.
Ich bin zu dem Arzt im Ort gegangen – ein Typ, der, glaube ich, ungefähr so alt ist wie ich, sehr nüchtern aussieht, wie frisch gewaschen, und Haarausfall hat. Ich habe auf Arthritis getippt, und er hat es bestätigt. […] Scherz vom Palace Hotel rief an und fragte, ob wir damit einverstanden wären, wenn das Schweizer Fernsehen bei uns drehen würde. 173 Ich habe geantwortet, dass wir Gäste hätten. […]
Heute kommt Victoria Brynner zu uns – sie ist vier Jahre alt und wirklich goldig. Sie soll mit Maria spielen.
Michael geht jetzt mit einem Mädchen aus, das Robin Marlowe heißt. Er scheint ganz schön verknallt in sie zu sein. Am Anfang kam sie mir furchtbar langweilig und ungehobelt vor, aber das hat sich gegeben, seit wir uns besser kennen. Ihr Vater, Stephen Marlowe, ist Schriftsteller. Ich bin gerade dabei, eines seiner Bücher zu lesen. Es heißt The Shining . Es spielt
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