Die Tagebücher (German Edition)
fast tropisch an zu regnen. Lizas Warze am Finger wurde weggebrannt. Sie hatte panische Angst vor der Nadel, was meiner Meinung nach darauf zurückzuführen war, dass der Arzt so unglaublich lange brauchte. Sie hat ein bisschen geweint, war dann aber völlig gebannt vom Abbrennen der Warze. Als sie von der Hitze anfing zu brutzeln, sagte sie, dass es wie gegrilltes Hähnchen aussähe.
Ich habe mich früh zurückgezogen und habe bis morgens um zwei Gavin Maxwells Buch Ring of Bright Water gelesen und zu Ende geschafft. Ein sehr amüsantes und in seinen beschreibenden Partien manchmal zu ambitioniertes Buch über seine zwei Ottern. Sie sind ganz lustig, nerven aber auch.
Mittwoch, 26. 7. Heute wiege ich 79,5, E. wiegt 59,5. Wir haben eineinhalb und ein Pfund verloren.
[…] Zum Mittagessen sind wir hier geblieben, hatten Lammkoteletts, eine Scheibe Zwiebel und eine Scheibe Tomate. Ich habe Robin beigebracht, wie man Yahtzee spielt. Ich habe Chris in den Ort gefahren, dort hat er eine Freundin – seine erste – eine 13-Jährige aus Neuchâtel, die Patrice heißt. Ein nettes Mädchen, ein bisschen träge und deftig, Schweizerin eben. Außer Französisch spricht sie keine andere Sprache, was für die Schweiz ungewöhnlich ist. Ihre Mutter (das sagt mir jedenfalls Chris) ist frisch geschieden, sie wohnen im Rossli Hotel oder machen dort Urlaub.
Gestern Abend haben wir das Mädchen dorthin nach Hause gebracht, dadurch habe ich ihre Mutter und ihre Tante kennengelernt. Letztere ziemlich rechthaberisch und wohlhabend, glaube ich, breites Gesicht und Figur, Brille. Patrice sieht mehr wie ihre Tante aus als ihre Mutter, die wie meine Schwester Cis aussieht, nur dass ihr Gesicht ein bisschen schärfere Züge hat.
[…] Mike war bei Marlowes Feier (Mike feiert, dass er das Sorgerecht für die Kinder bekommen hat) und kam um 11 Uhr völlig aufgekratzt nach Hause. Das Mädchen Robin gibt ihm offenbar mehr Antriebskraft und Pep. Vielleicht hilft’s.
Donnerstag, 27. 7., Gstaad – London Heute kam das neue Bücherregal und ich hab’s im Gästezimmer neben dem Badezimmer aufstellen lassen, dann habe ich Bücher einsortiert. Ich muss […] noch ein Bücherregal bestellen.
Um 15 : 25 Uhr sind wir in Gstaad losgefahren, sind wie verrückt gefahren und waren um 16 : 15 Uhr am Flughafen. […] Um 18 : 15 Uhr sind wir abgeflogen, sind eine Stunde und 20 Minuten später angekommen. Der Flug war völlig ruhig. Ich habe Kreuzworträtsel gelöst und eine Menge getrunken.
Haben in Salisbury mit den Jungs zu Abend gegessen – kalten Schweinebraten etc. Ein betrunkener amerikanischer Schauspieler hat übertrieben auf mich eingeredet, dass ich (a) der Größte sei und (b) Olivier in nichts nachstehe. Ich habe höflich geantwortet, dass ich’s nicht so habe mit Größe und Vergleichen. Mike und Chris, die dabei waren, haben’s sichtlich genossen. Eine bestimmte Art von Amerikanern hat wenig Humor und ist doch liebenswert.
Nach Hause und ins Bett. E. und die Jungs haben noch ferngesehen. Ich habe Agatha Christie gelesen.
Freitag, 28. 7., London Gestern haben wir mit R. J. O. Meyer, dem Direktor von Millfield, Mittag gegessen – das war der einzige Grund hierherzukommen. Ich war sehr enttäuscht von ihm. Ich hatte mir einen viel klügeren Mann mit mehr Autorität vorgestellt. Er war groß, dünn, sah sehr englisch aus, bewegte sich fahrig und redete unaufhörlich. Ein Schwindler erkennt den anderen ja immer sofort, ich habe jedenfalls sofort kapiert, dass ein paar seiner Geschichten viel zu glatt geklungen haben. E. und Michael hat er total nervös gemacht, mich nicht, vielleicht, weil sich in meinen Respekt ihm gegenüber ein wenig Verachtung geschlichen hatte. Na, jedenfalls wird er die Jungs wohl nehmen. Ich hoffe, sie werden dort klarkommen. Was für Langweiler doch Schuldirektoren sind. Die Hälfte des Jahres spielen sie sich Kindern gegenüber auf, das muss doch zwangsläufig Auswirkungen auf ihre Beziehungen zu Erwachsenen haben. Jeder lacht über ihre blöden Witze, vor jedem ihrer Zornesausbrüche zittern alle. Na, er scheint seinen Job ganz gut zu machen. Ich habe ein oder zwei Mal etwas gereizt reagiert.
Wir haben Faustus gesehen und vorher Peter Sellers Film Bobo . Bobo ist ein bisschen seicht, aber Peters Frau spielt wunderbar. Sammy Davis Jrwollte sich F mit uns ansehen. Alle finden mich beeindruckend, aber den Film eigentlich weniger – obwohl er ja eine One-man-show ist. Wolf Mankowitz will, dass sein Name aus dem
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