Die Tagebücher (German Edition)
die Berichterstattung in der Presse war gigantisch. Der Film wurde hoch gelobt und mit Ausnahme von ein, zwei Nörgeleien in der Herald Tribune und einer französischen Zeitung – was unwichtig ist – waren alle Kritiker begeistert. E. trug ein Diadem, das von De Beers von Van Cleef & Arpels entworfen und für sie persönlich von Alexandre de signed worden war. Es hat $1 200 000 gekostet. Zusammen mit ihrem anderen Schmuck, hat sie wohl einen Wert von $1 500 000 an. Wir haben, umringt von acht Bodyguards, das Hotel verlassen, und die anderen Hotelgäste hatten eine Schneise zur Straße gemacht. Es waren sehr viele Fotografen dort, aber bei der Oper ging’s dann zu wie im Irrenhaus. Obwohl fünf Staatsminister dort waren, von denen einer sogar behauptete, eine persönliche Botschaft von de Gaulle dabei zu haben, obwohl viele Prominente vom Film, der Bühne, aus der Gesellschaft oder aus dem Kunstleben gekommen waren, war E. zweifellos die Königin des Abends. Kaum jemand anderer wurde fotografiert. Ich habe mich auch ganz gut geschlagen, und all die Schmeicheleien, die uns entgegengebracht wurden, waren berauschend. Ich hoffe, das wird uns nicht zu Kopf steigen. Und überdies, es fühlte sich ein wenig wie süße Rache für die gesellschaftliche Ächtung an, die wir vor noch gar nicht so langer Zeit erleben mussten.
Später am Abend, als wir von der Aufregung schon ganz erschöpft waren, […] sind wir mit ein paar Freunden, darunter Jacqueline de Ribes und ihr Mann, Curd Jürgens und seine Frau, zwei Rothschilds etc. zurück ins Hotel geflüchtet, wo wir ein paar Gläser getrunken und jede Menge geredet (ich) haben.
Wir sind dann in einer Stunde und 35 Minuten in »unserem« Jet zurückgeflogen und haben die ganze Nacht weiter gemacht. Obwohl ich um Mitternacht schon fertig war, bin ich aufgeblieben.
OKTOBER
Sonntag, 1. 10., Capo Caccia Wir haben bis mittags geschlafen, während B. Wilson, Ron B. und Gaston mit Bobs Freundin, Judy Hastings, mit dem Jet nach Nizza geflogen sind, um den blöden Koch davon zu überzeugen, Sianni zurückzugeben. Nach zehn Stunden […], in denen sie gestritten, gebrüllt und gedroht haben – sogar die Polizei war da – haben sie aufgegeben. Ohne Ergebnis. Ich werde jetzt wohl unter Eid aussagen und nach allem, was ich weiß, wird der arme Mann mit seiner Frau ins Gefängnis wandern. Er hat uns beide so wütend gemacht, dass ich ihn am liebsten mit bloßen Händen erwürgen würde.
Nachmittags haben wir in der Sonne gesessen und dann mit Norma und David eine Runde im Speedboot gedreht. Ich bin auf dem Rückweg fast in die Kalizma gekracht, weil ich fälschlicherweise den Rückwärtsgang beim Speedboot eingelegt hatte. […]
Freitag, 20. 10., Capo Caccia Letzten Freitag sind wir mit der 125er nach Oxford geflogen, haben eine Sondererlaubnis zum Landen bekommen und sind direkt rüber zum The Bear in Woodstock gegangen. Wir waren fertig mit den Nerven und hatten Albträume bei der Vorstellung, 48 Stunden in Folge öffentliche Auftritte absolvieren zu müssen. Am Sonnabend hatten wir eine Fernsehsendung mit D. Lewin, Alexander Walker, […], N. Coghill, Lord D. Cecil und einem Professor Rosenberg aus Berkeley, Kalifornien. 192 Die Studenten waren okay, aber die Journalisten, insbesondere D. Lewin, benahmen sich ziemlich dumm, und man schämte sich für sie – im Fernsehen und danach. Cecil war wunderbar, E. und ich mögen ihn richtig gern. Er ist so etwas wie eine schrullige, vernünftige, mitfühlende, herrlich bissige Tante aus gutem Haus – auch wenn er verheiratet ist und durch und durch männlich. Auf Nachfrage in der Sendung erklärte Nevill, dass E. eine wunderbare Studentin abgegeben hätte, weil sie ›zu den intelligentesten Wesen zählt, die er jemals getroffen habe‹ und dass sie, paradoxerweise, ›instinktiv eine Intellektuelle‹ sei. Da haben wir’s. Er sagte auch, dass ich zu den drei größten Walisern gehöre, die er kennt – die anderen zwei sind Dylan und David Jones. Er wusste nicht, – und ich habe ihn auch nicht korrigiert – dass Jones aus Cockney kommt. 193
Beim Mittagessen danach im Merton College hat sich D. Lewin ziemlich nüchtern blamiert. Er ist geistig so verarmt, dass es höchstens bis zum untersten Level der Daily Mail reicht, hat sich aber in blindem Eifer dazu verstiegen, mit den Professoren Coghill, Cecil und Rosenberg intellektuell die Klinge zu kreuzen. Sie haben ihn mit eisigem Hochmut abblitzen lassen. Ein oder zwei Mal hat er mit
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