Die Tallinn-Verschwörung - Thriller
Andrea hatte recht. Sie waren wirklich ganz allein. Nur ein Steinadler zog hoch am Himmel seine Kreise und hielt nach Beute Ausschau. Lachend öffnete Torsten die Knöpfe seines Hemdes und ließ es zu, dass Andrea es ihm langsam und unter vielen Küssen auszog. Das Unterhemd folgte, und schließlich auch Hose und Unterhose. Es war ein angenehmes Gefühl, die Sonne auf der nackten Haut zu spüren, und er drehte sich so, dass sie voll auf ihn schien.
Andrea kicherte. »Pass auf, dass du dir keinen Sonnenbrand auf deinen edelsten Teilen holst. Es würde mir nicht gefallen, wenn ich heute Abend nur einfach so neben dir liegen müsste.«
»Das musst du sicher nicht.« Lächelnd schlang Torsten seine Arme um sie und presste die Handflächen auf ihre Pobacken.
»Wir sollten schleunigst dafür sorgen, dass mein bester Freund nicht die ganze Zeit der Sonne ausgesetzt ist.« Kaum hatte Torsten es vorgeschlagen, ließ Andrea sich zurücksinken
und zog ihn mit sich. Es war ein wundervolles Gefühl, sich auf dem warmen, duftenden Sommergras zu lieben, schoss es Torsten durch den Kopf. Er hörte Andrea lustvoll stöhnen und spürte selbst, wie ihn die Leidenschaft packte und davontrug wie ein Blatt im Wind.
Als er sich nach einiger Zeit wieder seiner selbst bewusst wurde, fühlte er sich kein bisschen erschöpft, sondern hätte sofort weitermachen können. Andrea wand sich jedoch unter ihm hervor und stand auf. »Das hat gutgetan. Aber jetzt brauche ich etwas, um die Kalorien wieder zu ersetzen, die du mich eben gekostet hast.«
»Muss ich in Zukunft Petra zu dir sagen?«, fragte Torsten grinsend.
Andrea drohte ihm lachend mit der Faust. »Untersteh dich! Oder möchtest du, dass ich ebenfalls ein solches Pummelchen werde?«
»Um Himmels willen, nein!« Torsten hob in komischem Erschrecken die Arme, stand dann aber auf und folgte seiner Freundin zur Hütte. Diese bestand aus einem einzigen Raum. Ihr Gepäck stand bereits in einer Ecke, und auch der große Schlafsack, in den sie zusammen hineinpassten, lag ausgerollt auf dem Boden.
»Was meinst du, sollen wir testen, wie gut wir darin schlafen können?«, fragte er.
Andrea drehte sich heiter zu ihm um. »Du bist heute wohl unersättlich! Aber mir soll es recht sein. Wir hatten in letzter Zeit doch so wenig Zeit füreinander.« Sie schob die Bratpfanne, mit der sie gerade hantiert hatte, von der Herdplatte, warf den Topflappen in eine Ecke und schlüpfte so rasch in den Schlafsack, dass Torsten mit dem Schauen kaum nachkam.
»Wer ist hier unersättlich?«, stichelte er, während er ihr folgte.
»Du«, lachte sie und schlang ihre Beine um ihn. Ihr Schoß sog ihn förmlich in sich auf, und während er behutsam sein Becken vor- und zurückschob, fühlte er reines Glück.
Wie lange sie sich geliebt hatten, wusste er auch diesmal nicht zu sagen. Erschöpft blieb er liegen, während Andrea den warmen Schlafsack verließ und sich an den Herd stellte.
»Es gibt Leberkäse und Bratkartoffeln. Die magst du doch«, sagte sie.
Torsten nickte, verschränkte dann die Finger hinter dem Nacken und hing seinen Gedanken nach. Irgendwie musste er dabei eingeschlafen sein, denn mit einem Mal schreckte er hoch und sah nur Dunkelheit um sich. Er hatte noch den Duft nach Bratkartoffeln und Leberkäse in der Nase, doch als er schnupperte, roch er nichts mehr.
»Andrea, wo bist du?«
Es kam keine Antwort. Verwirrt setzte Torsten sich auf und merkte, dass er nicht im Schlafsack lag, sondern auf einem Bett. Trotzdem dauerte es noch etliche Augenblicke, bis er begriff, wo er war, nämlich in Andreas Apartment in Neuperlach. All das, was er eben erlebt zu haben glaubte, war nur ein Traum gewesen. Seine wunderbare Freundin war tot, und keine Macht der Welt vermochte sie ihm zurückzubringen.
Tränen liefen ihm über die Wangen, doch er achtete nicht darauf. All seine Gedanken galten Andrea, und er wusste, dass er nicht eher Ruhe finden würde, bis er ihren Mörder gefangen und diesen die gerechte Strafe ereilt hatte.
NEUNUNDZWANZIG
E inige hundert Kilometer weiter südlich verzog Graziella sich mit den in Kardinal Rocchigianis Wohnung gefundenen Unterlagen in ihr Zimmer. Es brachte in ihren Augen kaum etwas, sie ihrem Großonkel zu zeigen, bevor sie handfeste Verdachtsmomente gegen Weihbischof Winter gefunden hatte.
Bereits bei den ersten Sätzen huschte ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht. Rocchigiani hatte Winters Werdegang in den letzten zwanzig Jahren fast minutiös protokolliert.
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