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Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Die Tallinn-Verschwörung - Thriller

Titel: Die Tallinn-Verschwörung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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rechtsnationalen Politikern hatte sehen lassen. Wie beredt er zudem auftreten konnte, hatte sie am Beispiel ihres Onkels erlebt. Dieser war von Winter begeistert gewesen, und das trotz seines Ärgers, bei der Wahl des neuen Oberhaupts der Söhne des Hammers übergangen worden zu sein.
    Graziella spürte, wie das Boot, das bisher gemächlich über
die Wasser der Adria geglitten war, Fahrt aufnahm. In dem Augenblick hoffte sie, die italienische Küstenwache wäre wachsam genug, das Boot zu entdecken, zu verfolgen und aufzubringen. Doch die Zeit verging, und als der Kahn wieder langsamer wurde, wusste sie, dass alles Beten umsonst gewesen war. Sie hatten Albanien erreicht.

ZWÖLF
    D ie Transall hatte sechzig Mann und genug Ausrüstung geladen, um den Flug eng und unbequem zu machen. Die Soldaten kamen von einem Standort in Niedersachsen und hatten bereits von dem Überfall auf die Patrouille bei Globočica im Dreiländereck Kosovo – Albanien – Mazedonien gehört. Auf Torsten wirkten sie verunsichert, versuchten dies aber durch markige Sprüche und forsches Auftreten zu überspielen. Torsten hatte sich zu Beginn des Fluges mit ein paar der Soldaten unterhalten, um die Gedanken an Andrea und ihre Mörder zu verdrängen und sich auf seine neue Aufgabe vorzubereiten. Jetzt aber saß er zurückgelehnt an der Maschinenwand und hörte nur noch zu.
    Major Wagner hatte ihm keinen Hinweis auf die Leute geben können, die hinter dem Überfall auf das Bundeswehrfahrzeug steckten, da die Verhältnisse in dieser Gegend zu verworren waren. Aus diesem Grund würde er sich bei den verantwortlichen Bundeswehroffizieren vor Ort über die Lage informieren müssen.
    Torsten trug nun auch wieder Uniform, unterschied sich aber durch die helleren Tarnfarben von den Niedersachsen und wurde dadurch gleich zu einem Außenseiter. Auch seine Ausrüstung war anders. Normale Bundeswehrleutnants
trugen keine Pistolen im Schulterhalfter. Zudem führte er statt der schweren Kampfausrüstung mit ballistischer Weste, Gasmaske, einer G36 Schnellfeuerwaffe mit aufsetzbarem Granatwerfer und allem möglichen Krimskrams nur seinen Seesack und die Tasche mit dem Laptop mit sich. Ein Gewehr fehlte ihm ebenso wie die Feldflasche, der Beutel für die Nahrungsrationen und dergleichen mehr.
    Daher fand Torsten sich im Zentrum interessierter Blicke wieder und vernahm etliche Bemerkungen, die auf ihn gemünzt waren.
    »Wahrscheinlich einer vom MAD. Der soll wohl den Anschlag untersuchen«, raunte ein Obergefreiter einem seiner Kameraden zu.
    Der hob erstaunt den Kopf. »Glaubst du, die schicken nur einen Mann?«
    »Nein, bestimmt nicht. Wahrscheinlich soll er bei uns bleiben und die Glucke für uns spielen.«
    »Wir brauchen keinen Aufpasser«, protestierte der Mann, erntete aber nur ein Achselzucken. Die meisten hatten nichts gegen einen Agenten bei ihrer Einheit, versprach er doch ein höheres Maß an Sicherheit.
    Torsten wusste bereits, dass er nicht bei diesen Männern bleiben würde, aber noch hatte er keine Vorstellung davon, wie er im Kosovo vorgehen sollte. Bevor er etwas unternehmen konnte, musste er sich über die Verhältnisse in der Region so genau wie möglich informieren. Wahrscheinlich würde es ihm so ergehen wie in Afghanistan. Dort hatte er auch nicht gewusst, ob der Dorfchef, den er gerade aufsuchte, ihm an diesem Tag Tee oder eine Kugel servieren würde.
    Die Erfahrung mehrerer Auslandseinsätze, die er diesen Frischlingen voraushatte, unterschied ihn mehr von den zumeist jüngeren Männern als seine Position oder die Zugehörigkeit zu einer anderen Einheit. Das konnte er aus ihren
Bemerkungen schließen. Er hätte die Soldaten beinahe bei jedem dritten Satz berichtigen können. Die Burschen waren so gut ausgebildet, wie es zu Hause möglich war, aber sie mussten erst einmal selbst den Ernstfall erleben und Pulverdampf schmecken, um mitreden zu können. Es juckte ihm in den Fingern, ihnen ein paar Ratschläge zu erteilen, doch zum einen wusste er selbst nicht, was ihn im Kosovo erwartete, und zum anderen wollte er sie nicht demotivieren. Er tröstete sich damit, dass ihnen die Kameraden in Prizren schon sagen würden, wie dort der Wind blies, und schloss die Augen. Schlafen konnte er bei dem Lärm, den das Transportflugzeug machte, zwar nicht, aber er geriet in ein angenehmes Dösen, das beinahe ebenso entspannend war.

DREIZEHN
    D er Empfang in Prizren war enttäuschend. Während die Soldaten von einem Feldwebel erwartet wurden, der sie mit

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