Die Target-Falle: Gefahren für unser Geld und unsere Kinder (German Edition)
Rettern das Geld ausgeht oder sie sich verweigern, kann man immer noch andere Lösungswege verfolgen.
Viele Vertreter der Finanzwirtschaft schließen sich den Rufennach unbegrenzten Rettungspaketen sicherlich nicht deshalb an, weil sie von der Richtigkeit der Geld-im-Schaufenster-Theorie überzeugt sind, sondern weil sie davon ausgehen, dass die Staaten die Haftung übernehmen und sie selbst auf diese Weise ohne eine Beteiligung an einem Schuldenschnitt davonkommen. Offensichtlich hat die Finanzwelt die stärkere Lobby als die Steuerzahler und vor allem die nachwachsenden Generationen, die die Folgen der Haftungsübernahme später werden ausbaden müssen.
Ökonomen und Juristen mögen glauben, dass ihre fein gestrickten Theorien über die Funktionsweise von Systemen Eindruck auf die Politik machen. In Wahrheit geht es um die Verfolgung harter Interessen, und der schönen Theorie bedient man sich so, wie man es für die Verfolgung der eigenen Interessen braucht. Wenn Präsident Obama Kanzlerin Merkel vor den Gipfeln stets mit seinen Telefonaten bedrängte, dann sicherlich nicht, weil er ihr Ratschläge für die Gestaltung des Gemeinschaftsrechts geben wollte.
Aber auch die Staatsbürger selbst haben legitime Interessen, und sie sind nicht ohne Macht. Gerade deswegen ist es wichtig für sie, einen offenen Diskurs zur Rettungsstrategie zu führen, bevor über so große Teile ihres Vermögens disponiert wurde, dass es kein Zurück mehr gibt. Im Verteilungskonflikt zwischen der internationalen Finanzwirtschaft und unseren Kindern ist eine Richtungsentscheidung fällig.
Ich habe nicht die Illusion, dass dieses Buch allen gefallen wird. Es wird Teilen der nationalen und internationalen Finanzpresse und vor allem dem Finanzsektor selber nicht gefallen, die EZB wird es nicht mögen, die EU wird es als uneuropäisch empfinden, und die Vertreter der Geld-im-Schaufenster-Theorie und einige Journalisten werden es kritisieren. Das ist ihr gutes Recht. Ich hoffe aber, dass wir den Diskurs auf der Basis von tatsächlich jeweils benutzten Sachargumenten führen können, ohne dass der eine dem anderen Argumentationsketten unterstellt, die er gar nicht gebracht hat, was ja in Wissenschaft und Medien ein häufig zu beobachtendes Verfahren ist, wenn die eigenen Argumente ausgehen.
Für mich bleibt die Frage, wie die deutsche Bundesregierung sich dazu stellen wird. Für sie ist das Buch eine harte Kost, weil sie ohnehin schon genug politische Probleme am Hals hat und sich nun sicherlich nicht gerne mit Themen auseinandersetzen will, von denensie eine Verunsicherung der Bevölkerung befürchtet. Sie sollte aber erkennen, dass hier eine letztlich hilfreiche Position formuliert wird, die ein gewisses Gegengewicht zu der einseitigen Interpretation der Krise bildet, die man vornehmlich aus Ländern hört, die von immer tieferen Griffen der Bundesregierung in das Sparkonto der deutschen Bürger profitieren würden.
Ich werde meine Hoffnung auf ein vereintes Europa nicht aufgeben. Nach all den Irrungen und Wirrungen der schrecklichen Geschichte der letzten hundert Jahre, für die wir Deutschen die hauptsächliche Verantwortung tragen, gibt es keine Alternative zur Fortsetzung der europäischen Integration. Ich meine sogar, im Endeffekt sollten wir vieles so machen wie in den USA und die Vereinigten Staaten von Europa schaffen. Was dazu und was nicht dazu gehört, werde ich am Ende des Buches zu umreißen versuchen. Dieses Bekenntnis zu Europa ist mir ernst, aber es ist kein Bekenntnis zu der Politik, die die europäischen Politiker derzeit betreiben. Die Entscheidungen der EU-Organe zu kritisieren heißt nicht, gegen die europäische Integration zu sein, und schon gar nicht, nationalistisch zu argumentieren. Aussagen wie »Bist du nicht für mich, bist du gegen Europa« oder »Scheitert der Euro, scheitert Europa« sind genauso einfältig wie der Spruch »Bist du nicht für den Sozialismus, bist du für Krieg«, den man in der DDR gebraucht hatte, um den eingeschlagenen Kurs als alternativlos darzustellen.
Ich werde zeigen, dass die gewählte Politik zur Bewältigung der europäischen Krise falsch ist, weil sie auf den falschen Theorien basiert und die Fakten negiert. Sie gibt dem Aspekt der bloßen Vertrauenskrise viel zu viel Gewicht; sie geht davon aus, dass die Krise vor allem aufgrund staatlicher Verschuldung zustande kam, während in Wahrheit die hohen privaten spanischen Schulden heute das Hauptproblem darstellen; und sie
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