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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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meine Forderung schneller durchzubringen?«
    Pearson sah sie über seine Brille hinweg an. »Das Gesetz läßt sich nicht antreiben, Mrs. Soames.«
    Sie nickte ernüchert. »Wie lange wird es wohl dauern?«
    »Ich brauche ein paar Tage, um die Dokumente im Detail zu studieren und ein paar Erkundigungen einzuziehen. Dann kann ich eine Schätzung liefern. Ich fürchte, ich muß Sie vor allzu großem Optimismus warnen. Ich kenne Elgins Anwälte. Ich bin überzeugt, daß wir schließlich gewinnen werden, aber sie werden uns den Sieg nicht leichtmachen. Oder angenehm. Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Ja, Mr. Pearson, ich bin auf Widrigkeiten eingestellt.«
    Pearson sah sie lange an, um ihre Aufrichtigkeit zu prüfen, dann sagte er : »Nun gut.«
    In einer Woche wolle er sich bei ihr melden, erklärte er, dann erhob er sich, um sie zu ihrem Wagen zu begleiten. Auf dem Weg hinaus kamen sie wieder an Lazenbys Büro vorbei. Und wieder hörte Fiona die Stimme, die sie so gefangengenommen hatte. Diesmal war sie leicht erhoben, doch durch die schwere Tür gedämpft. Sie war ihr fremd – sie war sich sicher, diese gemessene, herrische Stimme noch nie gehört zu haben –, dennoch wirkte sie so zwingend auf sie. Wieder griff ihre Hand nach dem Türknopf.
    »Nein, nein, hier entlang, Mrs. Soames«, sagte Pearson.
    Zum zweitenmal fragte sich Fiona, was plötzlich mit ihr los war. Sie folgte Pearson ins Foyer und verabschiedete sich.

   71   
    R oddy O’Meara warf einen verstohlenen Blick auf die elegante Frau an seinem Arm. Sie wirkte so vornehm und imponierend, daß schwer zu glauben war, daß sie einst das barfüßige Mädchen in Flickenkleid und Schürze gewesen war, das mit großen Augen seinen Feen- und Zwergengeschichten gelauscht hatte.
    Bis sie ihre ungewöhnlich blauen Augen auf ihn richtete. Und dann war es gar nicht mehr schwer. Das Mädchen war immer noch vorhanden, in ihren Augen. Das Gesicht war inzwischen das einer Frau, zart gebildet, und auf der Stirn hatten die Sorgen und Nöte des Lebens feine Linien eingegraben, aber die Augen … sie waren immer noch genauso sprühend und lebendig wie die des Kindes. Warm, aber auch voller Härte. Voller Trotz sogar.
    Die Augen hat sie von ihrem Vater, dachte Roddy. Den Trotz auch. Er war es, der Paddy dazu gebracht hatte, seine Gewerkschaftsarbeit aufzunehmen, und der dieses Mädchen veranlaßt hatte, aus Whitechapel zu entfliehen und solchen Erfolg zu haben.
    Plötzlich wurde er traurig, als er an seinen alten Freund dachte, bemühte sich aber, dies zu verbergen. Er wollte Fiona nicht deprimieren, indem er schmerzliche Erinnerungen aufrührte und damit ihr wundervolles Wiedersehen verdarb. Sie war zum Abendessen gekommen, und Grace hatte eine typische englische Mahlzeit gekocht – Roastbeef und Yorkshire-Pudding mit allen Beilagen. Es hatte Tränen und Lachen gegeben, als er die Tür öffnete und sie begrüßte. Weder Grace noch er konnten fassen, wie sehr sie sich verändert hatte. Und Fiona wollte sie beide gar nicht mehr loslassen. Sie ließ nicht zu, daß er ihren Hut nahm oder daß Grace ihr eine Tasse Tee einschenkte, bevor sie sie immer wieder umarmt und abgeküßt hatte. Ihr Fahrer war ihr mit einer Unmenge Päckchen gefolgt, die die Namen teurer New Yorker Geschäfte trugen. Für Grace gab es einen wunderschönen Hut und ein Paar Rubinohrringe und für ihn ein Kaschmirjackett und ein Paar goldene Manschettenknöpfe. Für die Kinder – den neunjährigen Patrick, die siebenjährige Emily, den vierjährigen Roddy Junior und den gerade einjährigen Stephen – hatte sie Spielzeug und Süßigkeiten gekauft.
    Beim Tee im Wohnzimmer und dann beim Abendessen im Eßzimmer redeten sie über die vergangenen zehn Jahre. Grace und er erzählten von ihrem Leben und von seiner Beförderung, sie erzählte von ihrem. Als sie fertig war, hielt sie einen Moment inne und fügte dann hinzu: »Da gibt es etwas, was ich euch noch nicht gesagt habe. Den Grund für meine und Seamies überstürzte Abreise. Dafür entschuldige ich mich. Bei euch beiden.« Roddy sah, wie schwer ihr die Worte fielen. Er wollte sie am Weitersprechen hindern, was sie aber nicht zuließ. »Nein, Onkel Roddy. Ich möchte es erzählen. Es hat mich zehn Jahre lang bedrückt. Es tut mir unendlich leid, daß ich ohne etwas zu sagen fortgelaufen bin, ohne dir für das zu danken, was du für mich getan hast. Aber es gibt einen Grund dafür. Einen Grund, den ich dir jetzt sagen kann … ja sagen muß.« Ihr

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