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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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wichtig sei, fuhr sie fort. Es zähle nur, daß William immer ein lieber Junge und zu seiner Tante Sarah stets gut gewesen sei. Er sei ein ausgezeichneter Schüler gewesen und habe hart gearbeitet. Als er mit vierzehn die Schule verließ, habe er einen Laden in Camden Town übernommen, wo sie lebten, und im Alter von siebzehn habe er genügend gespart gehabt, um das Geschäft zu kaufen. Der Laden sei der Anfang von Burton Tea gewesen.
    Dann fragte Devlin, ob je nach Burtons Mutter gesucht worden sei. Vielleicht lebe sie noch immer in Camden Town, gab er zu bedenken. Miss Burtt erwiderte, daß ihre Schwester nie in Camden Town gelebt habe. Sie habe in Whitechapel, in Adams Court, gewohnt. »Vielleicht kennen Sie die Adresse«, sagte Miss Burtt. »Es ist der Ort, wo die letzten schrecklichen Morde passierten. Ein gräßliches Haus.«
    »Ich kann’s nicht glauben!« rief Roddy aus. »Burton hat in Adams Court gelebt. Wo Fionas Familie gewohnt hat!«
    »Darüber hat er genauso gelogen wie über alles andere.«
    Roddy las weiter. Er überflog den Teil, in dem Miss Burtt berichtete, ihr Neffe habe seinen Namen von Burtt in Burton abgeändert, weil er dachte, es höre sich vornehmer an, bis zum Ende des Interviews, wo Devlin die Frau bat, ihm ehrlich zu sagen, ob sie ihren Neffen während des letzten Monats gesehen habe.
    Miss Burtt verneinte dies, aber vor zwei Wochen habe sie einen Brief von ihm erhalten, in dem er ihr mitteilte, daß er ins Ausland gehe, allerdings nicht, wohin. Sie mache sich große Sorgen um ihn. Sie glaube nicht, daß er diese Soames verletzt oder einen Dockarbeiter ermordet habe. Das Interview endete mit der Bitte an ihren Neffen, nach London zurückzukehren und seinen guten Namen wiederherzustellen.
    »Er ist das Objekt der größten Fahndungsaktion in der Geschichte Londons und einfach durchs Netz geschlüpft. Er könnte überall sein. In Frankreich, in Italien. Vielleicht schon halb auf dem Weg nach China. Ich frage mich, wie er’s wohl geschafft hat? Verkleidet vermutlich. Mit falschem Namen. Der Bursche ist jedenfalls clever«, sagte Devlin.
    »O ja, clever ist er, aber er ist nicht auf dem Kontinent«, antwortete Roddy. Wieder spürte er dieses Kribbeln. In seinem Nacken, an den Armen, tief im Innern seiner Knochen. Sein sechster Sinn, der seit der Unterhaltung mit Donaldson unterdrückt worden war, meldete sich mit aller Macht zurück.
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Irgendwas stimmt nicht, Bobby. Alles scheint zu gut zusammenzupassen. Die tatterige alte Tante, der Brief. Alles fügt sich einfach zu gut zusammen.«
    »Halten Sie den Brief für eine Finte?«
    »Ja. Ich schätze, ihm war klar, daß früher oder später jemand von der Existenz der Tante erfahren würde. Die Polizei oder die Presse. Und er stellte sicher, daß sie einen Brief hatte, den sie vorzeigen könnte. Es ist eine falsche Fährte. Er möchte uns glauben lassen, er sei ins Ausland gegangen, aber das stimmt nicht. Er war immer hier. Und wartet ab. Donaldson, dieser selbstgefällige Kerl! Ich wußte, daß Burton nicht weg ist. Ich wußte es, verdammt!«
    Roddy stand auf und zog sein Jackett an. Sein sechster Sinn machte sich nicht mehr nur kribbelnd bemerkbar, sondern klopfte ihm geradezu auf die Schulter. Mit einem Schmiedehammer. Er wollte Fiona das Interview mit Sarah Burtt zeigen. Seit ihre Wunde verheilt und sie Joe wiedergetroffen hatte, ging sie mit größerer Regelmäßigkeit wieder aus. Er mußte sie warnen, ihr sagen, daß sie weiterhin äußerst vorsichtig sein mußte. Sie redete sogar davon, Andrew zu entlassen. Das durfte er nicht zulassen.
    »Wohin wollen Sie denn so eilig?« fragte Devlin.
    »Zu Fiona. Ihr die Zeitung zeigen. Sie glaubt auch nicht, daß Burton noch hier ist. Behauptet, es sei zu gefährlich für ihn. Daß er hier kein Zuhause, keine Firma, keinen Grund mehr zu bleiben habe. Aber sie täuscht sich. Er hat einen Grund. Und der ist sie.«
     
    Davey O’Neill saß in seinem Stammlokal, wo er jeden Abend während der vergangenen zehn Jahre sein schlechtes Gewissen ertränkte, und befühlte einen neuen Fünfzigpfundschein. Es war genug, um seine inzwischen elfjährige, aber immer noch kränkelnde Tochter für ein Jahr in ein Sanatorium nach Bath zu schicken. Er hatte ihn für einen weiteren Auftrag bekommen, den er eigentlich nicht ausführen wollte. Ein bitteres Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Was wollte er für diesen Mann schon tun, außer ihm den verdammten Schädel

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