Die Teerose
stammelte Davey. Dann nahm er Reißaus.
Der Mann mit der Narbe warf ihn gegen das Gebäude. »Mach das nicht noch mal«, sagte er warnend.
»Laß mich los!« rief Davey und wehrte sich.
»Gleich. Aber zuerst haben wir ein paar Fragen.« Er schubste Davey in Richtung einer wartenden Kutsche. »Geh schon«, befahl er ihm.
»Ihr könnt Burton sagen, daß ich fertig mit ihm bin«, sagte Davey mit erhobener Stimme. »Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben! Wir hatten eine Abmachung …«
Der Mann packte Daveys Arm, drehte ihn auf den Rücken und führte ihn zu der Kutsche. »Wir arbeiten nicht für William Burton, du Trottel. Aber wenn wir mit dir fertig sind, wünschst du dir vielleicht, daß es so wäre.«
»Au! Mist! Mein Arm!« schrie er. »Wer seid ihr? Wer hat euch geschickt?«
»Der Chef hat uns geschickt, Davey. Sid Malone.«
Mit einem Strauß roter Rosen in der Hand sprang Joe die Stufen am Grosvenor Square Nummer sechzehn hinauf. Er klingelte und erwartete, daß Mrs. Merton, die Haushälterin, öffnete, statt dessen sah er in ein großes bärtiges Gesicht.
»Joe? Was zum Teufel machst du hier?« fragte Roddy.
»Ich freu mich auch, dich zu sehen«, sagte Joe. »Darf ich eintreten? Wo ist Fiona?«
»Das gleiche könnte ich dich fragen. Sie sollte eigentlich bei dir sein, und du solltest bei Oliver’s sein.«
Joe legte die Rosen auf den Tisch in der Diele. »Wovon redest du?« fragte er. »Ich sollte nirgendwo sein. Ich hab früh Schluß gemacht und bin vorbeigekommen, um zu sehen, ob sie mit mir zu Abend essen und nach Greenwich rausfahren möchte.«
Roddy sah ihn verwirrt an. »Ich versteh das nicht. Ich bin vor ein paar Minuten hierhergekommen, und Mrs. Merton hat mir gesagt, Fiona sei fort, um sich mit dir zu treffen. Du hättest angeblich eine Nachricht geschickt. Irgendwas über eine Teeladung.«
»Ich hab keine Nachricht geschickt«, antwortete Joe irritiert. Und besorgt.
»Wart mal … vielleicht hab ich’s falsch verstanden«, erwiderte Roddy. »Mrs. Merton!« rief er. »Sind Sie da?«
Sie hörten schnelle Schritte, dann erschien die Haushälterin. »Ja? Was gibt’s?«
»Sie sagten, Mrs. Soames wollte zu Oliver’s, nicht? Sie habe eine Nachricht von Mr. Bristow erhalten.«
»Ja, das stimmt. Das hat sie mir gesagt. Sie sagte, sie bleibe nicht lang weg und komme mit Mr. Bristow zurück.«
»Aber ich hab keine Nachricht geschickt«, sagte Joe und spürte, wie plötzlich Angst in ihm aufstieg.
Mrs. Merton runzelte die Stirn. »Ich bin sicher, daß Mrs. Soames Ihren Namen erwähnt hat, Sir. Ich habe die Nachricht natürlich nicht selbst gelesen.«
»Ist sie noch da?« fragte Joe.
»Das weiß ich nicht«, antwortete die Haushälterin und sah die Post auf dem Dielentisch durch. Als sie keinen geöffneten Umschlag finden konnte, zog sie einen lackierten Abfallkorb unter dem Tisch hervor und griff hinein. »Da ist sie«, sagte sie und reichte ihm einen zerknitterten Umschlag mit Karte darin.
Er glättete sie auf dem Tisch, damit Roddy sie auch sehen konnte. Auf der Rückseite des Umschlags stand seine Büroadresse. In Schreibmaschinenschrift. Auf der ebenfalls mit Schreibmaschine geschriebenen Karte stand, daß eine große Schiffsladung Tee früher als erwartet eingetroffen sei und daß auf dem Orient Wharf, wo er üblicherweise seinen Tee lagere, kein Platz dafür sei. Daher bitte er sie, die Ladung bei Oliver’s verstauen zu dürfen, weshalb er sie um sechs dort treffen wolle. Er entschuldigte sich für die Maschinenschrift, doch er sei in Eile und habe die Nachricht diktiert. Als Joe bei seinem eigenen, mit Maschine getippten Namen ankam, war seine Angst in nackte Panik umgeschlagen.
»Mein Gott, Roddy … es ist Burton«, sagte er.
»Er ist in Oliver’s Wharf …«
»… und sie ist auf dem Weg zu ihm.«
Und dann waren sie auch schon aus der Tür, die Treppe hinunter und riefen nach Joes Kutscher.
Andrew Taylor seufzte und fügte dann flehentlich hinzu: »Aber Sergeant O’Meara hat gesagt, ich darf Sie nirgendwo allein hingehen lassen. Ich soll ständig in Ihrer Nähe bleiben.«
»Andrew, ich geh doch nur ins Lagerhaus«, antwortete Fiona. »Mr. Bristow ist bereits drinnen, mit einem Vorarbeiter.«
»Mrs. Soames, können Sie nicht einen Moment warten, bis ich die Pferde angebunden hab?«
»Seien Sie nicht albern! Sehen Sie, die Tür ist drei Meter entfernt! Da drüben, Andrew, und sperrangelweit offen. Binden Sie die Pferde an, und kommen Sie dann rein«,
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