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Die Teerose

Die Teerose

Titel: Die Teerose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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ausspucken, wenn Tommy nicht hinsah, sonst könnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Der Kellner kam kurz darauf zurück und reichte ihm ein Glas. Er nahm einen Schluck und zuckte zusammen. Der Whiskey hatte es in sich.
    »Ich hab Neuigkeiten«, sagte Peterson und leckte sich den Scotch von den Lippen. »Gerade als ich heut aus dem Kontor ging, hab ich eine Anfrage vom Buckingham-Palast bekommen. Kannst du dir das vorstellen, Joe? Ich wag es nicht einmal zu hoffen«, sagte er und machte eine wegwerfende Handbewegung, aber er konnte das Leuchten in seinen Augen nicht verbergen. »Wenn sie mit unserer Ware zufrieden sind, wenn wir den Auftrag bekommen, könnte bald ein königliches Wappen auf dem Peterson-Firmenschild prangen. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir das nicht vorzustellen gewagt. Wär das nicht was?«
    »Aber wirklich«, antwortete Joe, genauso aufgeregt wie sein Boß – das Recht, ein königliches Wappen zu führen und aller Welt zu verkünden, daß »die Königin hier einkauft«. Er stellte sich bereits Möglichkeiten vor, wie man den Palast überzeugen konnte, bei ihnen einzukaufen. »Wir könnten ihnen auf unserem guten Wagen, dem, der gerade erst gestrichen worden ist, eine Auswahl unserer besten Waren schicken. Billy Nevins könnte ihn in Uniform kutschieren. Er sieht gut aus, ist sauber und ordentlich. Bevor sie uns dazu auffordern, mein ich. Wir bringen ihnen die Ware hin, damit sie nicht zu uns kommen müssen.«
    »Gute Idee …«, antwortete Peterson und winkte dem Kellner. Er leerte sein Glas, war bereit für ein nächstes, und sah Joe an, der seines erst halb ausgetrunken hatte. »Wie steht’s?«
    Joe kippte den Rest seines Whiskeys hinunter und hielt sein Glas hin. »Wir sollten ihnen einen lächerlich günstigen Preis anbieten, weit runtergehen …«, fuhr er fort, als der Kellner ihm einen neuen Drink reichte. »… ganz egal, ob wir damit unsere Unkosten decken. Oder sogar draufzahlen. Das zusätzliche Geschäft, das wir mit dem Wappen machen, wird den Verlust mit dem Palast mehr als aufwiegen …« Er sah, daß Peterson die Stirn runzelte, und fragte sich, ob er zu weit gegangen war. Schließlich war es Petersons Profit, der geschmälert wurde. »Wenn Sie damit einverstanden sind, Sir.«
    »Natürlich bin ich einverstanden«, antwortete Tommy. »Ich frag mich bloß, warum niemand meiner älteren Mitarbeiter auf solche Gedanken kommt. Wahrscheinlich braucht’s einen jungen Menschen, der vorschlägt, Geld zu investieren, um später Profit zu machen. Laß uns morgen früh noch mal über deine Ideen reden. Eigentlich bin ich hergekommen, um dir das zu geben …« Er griff in seine Tasche, zog einen Umschlag heraus und reichte ihn Joe. »… und weil ich der erste sein wollte, der dir zu deinem neuen Posten als Chefeinkäufer gratuliert.«
    Joe war wie vom Schlag gerührt. Er hatte auf die Beförderung gehofft, geglaubt, eine Chance zu haben, aber nie angenommen, die Stelle auch wirklich zu bekommen. Jetzt hatte er sie. Er war Petersons Chefeinkäufer. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Danke, Mr. Peterson, Sir. Ich … ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Du mußt nichts sagen, Junge. Du hast es verdient.« Er hob sein Glas. »Auf deine Zukunft bei Peterson’s. Du bist ein heller junger Mann. Immer auf den Vorteil des Geschäfts bedacht, das gefällt mir.«
    Joe stieß mit Tommy an und nahm noch einen Schluck. Tommy, ein bißchen gerührt, legte den Arm um ihn und begann, die Geschichte von den Anfängen seines Geschäfts zu erzählen. Joe lächelte und nickte und schien ganz fasziniert zu sein, obwohl er kaum zuhörte.
    Er konnte sein Glück einfach nicht fassen. Vor kurzem konnte er seinen Vater noch nicht einmal davon überzeugen, einen zweiten Wagen zu mieten und auf einem Obst und auf dem anderen Gemüse anzubieten. Jetzt war er Chefeinkäufer beim größten Obst- und Gemüsehändler Londons. Er hatte das Talent und den Willen, in dieser Welt nach oben zu kommen. Das würde er beweisen. Er war der Chef. Nun, nicht der Chef, dachte er, wir wollen ja nicht übertreiben, aber ein Chef zumindest. Und er war erst neunzehn. Er würde mehr Lohn bekommen, und ein hübscher Bonus, dessen war er sich sicher, steckte bereits in seiner Hosentasche. Er nahm noch einen Schluck Whiskey, der schon viel sanfter seine Kehle hinabrann. Er kam sich vor, als hätte er den Hauptgewinn gezogen. Alles war einfach wundervoll. Die Party, das Essen, der

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