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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurückfand. Es vergingen noch einige Tage, in denen sie hauptsächlich damit beschäftigt war, sich um die Verletzten zu kümmern, Verbände zu wechseln oder manchmal auch nur tröstend eine Hand zu halten, deren Besitzer im Fieber schwer daniederlag. Doch schon lange vor Ablauf einer Woche waren die meisten Verletzten - sofern sie nicht gestorben waren - so weit auf den Beinen, daß sie ihrer gewohnten Arbeit wieder nachgehen konnten, und bald waren auch die dringendsten Reparaturen abgeschlossen.
    Der gewohnte Tagesablauf nahm Besitz von der Komturei und ihren Bewohnern. Abbé und die drei anderen Ritter verbrachten fast die Hälfte des Tages im Gebet. Schließlich rief Abbé sie zu sich, um ihr mitzuteilen, daß sie seiner Meinung nach weit genug genesen sei, um nicht mehr den ganzen Tag über im Bett liegen zu müssen, sondern sich nun nützlich machen könnte. Robin hatte sich ihrer Meinung nach in der vergangenen Woche mehr als nützlich gemacht - um nicht zu sagen, sie hatte bis zum Umfallen gearbeitet - aber da auch Jeromé und die anderen Ritter bei diesem Gespräch anwesend waren, und sie Salims Warnung nicht vergessen hatte, verstand sie Abbés Aufforderung ganz so, wie sie gemeint war: Nicht als die, mehr zu arbeiten, sondern als die, zu bleiben. Sie mußte sich ohnehin nicht überanstrengen. Abbé trug ihr allerlei kleine Pflichten auf, die fast alle eines gemeinsam hatten: Sie sorgten dafür, daß sie sich oft in seiner Nähe aufhielt oder ihre Wege sich zumindest mehrmals am Tage kreuzten. Anfangs glaubte sie, es wäre nichts als reiner Zufall, danach - in Rückschau des Gespräches, das sie mit Salim geführt hatte -, daß Abbé sie auf diese Weise vor Jeromé und den anderen Rittern schützen wollte. Sie spürte eine zunehmende Unruhe in sich, obwohl sie nicht einmal genau hätte sagen können, warum. Gleichwohl: Das Gefühl war da, und es wurde allmählich stärker.
    Vielleicht lag es an der Art, auf die Abbé sie manchmal ansah - meistens, wenn er glaubte, sie merke es nicht. Dann war etwas in seinen Augen, was ihr beinahe Angst machte.
    Es waren zwei Wochen seit der Schlacht vergangen - mithin war es die dritte, die sie in der Komturei verbrachte -, und sie war mit ihrer Arbeit fertig und überlegte gerade, ob sie Bruder Tobias besuchen sollte. Bei allem Schlimmen hatte Gott doch ein kleines Wunder bewirkt und Tobias überleben lassen. Er befand sich bereits auf dem Wege der Besserung und entwickelte sich zu einer Plage für die, die ihn pflegten. Abbé hatte einmal die Bemerkung gemacht, daß Ärzte die schlimmsten Patienten seien, und seit Tobias sich kräftig genug fühlte, um aufzustehen - ohne es indes zu sein -, verstand sie auch, was er damit gemeint hatte. Bevor sie jedoch zu einer Entscheidung gelangen konnte, kam Salim quer über den Hof auf sie zu und winkte. Sie blieb stehen, erwiderte seinen Gruß und sah ihm fragend entgegen. Seit zwei oder drei Tagen hatte sie Salim kaum gesehen. Er war mit wichtigen Dingen beschäftigt gewesen und hatte oft Stunden mit Abbé und den anderen Rittern im Gespräch verbracht. Robin hatte nicht gefragt, worum es dabei ging; nicht nur, weil sie ohnehin ahnte, daß sie keine Antwort bekommen würde, sondern auch, weil sie es gar nicht wissen wollte. Sicherlich ging es wieder um Politik, jenes Wort, dem bisher immer etwas Schlimmes vorausgegangen oder gefolgt war, wenn sie es gehört hatte.
    »Hast du Zeit?« begann Salim übergangslos.
    Robin antwortete nicht gleich. Normalerweise stellte Salim solche Fragen nicht, sondern sagte ihr, was sie zu tun hatte.
    »Bruder Abbé … wollte noch etwas von mir«, antwortete sie. Das Sprechen fiel ihr jetzt leichter, bereitete ihr aber trotzdem noch Mühe und manchmal auch Schmerzen, so daß sie sich angewöhnt hatte, langsam und nicht allzu laut zu reden.
    »Bruder Abbé und die anderen haben gerade ihr Gebet begonnen«, sagte Salim. »Sie sind mindestens eine Stunde beschäftigt - falls ihnen nicht noch ein paar zusätzliche Vaterunser oder Ave Maria über die Lippen kommen.« Er verzog abfällig das Gesicht. »Komm mit.«
    So selbstverständlich, wie er dies sagte, so selbstverständlich folgte Robin ihm auch. Sie war Gehorsam gewohnt, und sie nahm ihm diesen befehlenden Ton nicht übel. Es war eben seine Art. Eine recht sonderbare Art für einen Sklaven - aber daß er das war, daran glaubte Robin sowieso schon lange nicht mehr. Und Salim gab sich im Grunde auch gar keine Mühe mehr, diese Lüge

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