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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wie zahllosen Fehden, die sich Landesfürsten untereinander lieferten, oder zog ins Heilige Land, um nur allzu oft niemals wiederzukehren. Vieles von dem, was Robin hörte, verstand sie erst sehr viel später, und manches auch nie, aber eines begriff sie mit einer Klarheit, die sie diese Erkenntnis für den Rest ihres Lebens nicht mehr vergessen lassen sollte: daß es in einem Krieg niemals wirklich einen Sieger gab, und daß eine Schlacht vielleicht manchmal einen Zweck hatte, niemals aber einen Sinn. Gunthar hatte den Kampf um die Komturei gewonnen, ganz gleich, wie sehr die Ritter - allen voran Xavier - auch versuchten, sich ihre Niederlage schönzureden, und doch schien er in Wahrheit der Verlierer zu sein. Die Hälfte seiner Männer war tot, seine Familie zerbrochen, und er nährte eine Natter an seiner Brust und wußte es nicht einmal. Den größten Teil der Nacht aber verbrachte Robin mit dem gleichen, blutigen Handwerk, mit dem der Tag für sie begonnen hatte. Es gab zahllose Verletzte, und Gunthar hatte seine am schwersten verwundeten Soldaten ebenfalls zurückgelassen, da manche von ihnen den Weg zurück nach Elmstatt nicht überlebt hätten, so daß sich nunmehr die gesamte Komturei in ein einziges Krankenlager verwandelte. Robin war mehr als einmal an dem Punkt angelangt, an dem sie glaubte, einfach nicht mehr weiterzukönnen beziehungsweise zu wollen. Aber sie gab nicht auf. Irgendwann im Laufe der Nacht verfiel sie in einen Zustand brütenden Entsetzens, der ihr Gefühl und ihre Gedanken zu lähmen schien, nicht aber ihre Hände. Sie wechselte Verbände, wusch Wunden aus, kühlte fiebernde Wangen und versuchte, gebrochene Arme zu richten. Irgendwann während dieser Nacht mußte sie wohl einfach vor Erschöpfung eingeschlafen sein, denn das nächste, was sie bewußt wahrnahm, war ein zugleich unerwartetes wie auch vertrautes Bild: Salim, der auf einem Stuhl neben ihrem Bett saß und auf sie herabsah. Sie mußte nicht fragen, wer sie hier heraufgetragen, ins Bett gelegt und zugedeckt hatte.
    Sie wollte aufstehen oder sich wenigstens aufsetzen, aber ein einziger Blick in Salims Gesicht reichte, um sie begreifen zu lassen, daß er sie sowieso davon abhalten würde, und so versuchte sie es erst gar nicht. Statt dessen drehte sie den Kopf und sah nach draußen. Helles Tageslicht strömte herein, aber sie sah nur einen kleinen Ausschnitt des wolkenlosen blauen Himmels und konnte nicht sagen, wie hoch die Sonne stand. Auf jeden Fall war es wieder sehr warm. Die Luft war stickig und roch noch immer verbrannt.
    »Nur ein paar Stunden«, sagte Salim.
    Robin drehte den Kopf in seine Richtung und sah ihn an.
    »Du fragst dich, wie lange du geschlafen hast«, sagte Salim. »Es waren nur ein paar Stunden. Nicht annähernd genug, um wieder aufzustehen. Also versuch es erst gar nicht. Du hättest sowieso nicht die Kraft dazu. Außerdem würde ich es nicht zulassen.«
    Fast aus Trotz stemmte sie sich auf die Ellbogen hoch. »Und wenn doch?« Sie war ein wenig überrascht, wie leicht ihr das Sprechen fiel - aber vielleicht kam es ihr ja auch nur so vor, denn Salim legte den Kopf schräg und schien einen Moment angestrengt in sich hineinlauschen zu müssen, um den Sinn ihrer Worte zu erfassen.
    »Niemandem ist geholfen, wenn du dich überanstrengst«, sagte er. »Heute nacht bist du buchstäblich über einem armen Burschen zusammengebrochen, den du eigentlich verbinden solltest.«
    Robin wußte nicht, ob das stimmte oder ob Salim es nur sagte, um sie zu erschrecken. Sie erinnerte sich nicht. Aber sie erinnerte sich ja auch nicht, wie sie hierhergekommen war.
    »Bruder Abbé hat mir persönlich den Befehl dazu erteilt, darauf zu achten, daß du liegen bleibst«, fuhr Salim fort. »Er hat nicht gesagt, wie. Also werde ich dich schlimmstenfalls auch ans Bett binden, falls es nötig ist.«
    Das würde es bestimmt nicht sein. In Robin fochten Pflichtgefühl und Müdigkeit einen kurzen, ungleichen Kampf. Sie hatte gar nicht mehr die Kraft, jetzt wieder hinunter zu gehen und sich all diesem Leid und Schmerz zu stellen. Sie hatte buchstäblich bis zum Zusammenbruch gearbeitet, und etwas in ihr schien einfach ausgebrannt zu sein. »Manchmal ist es ganz praktisch, nicht antworten zu können, wie?« fragte Salim spöttisch.
    Robin sah ihn an, sagte ganz klar und deutlich: »Ja«, und stemmte sich ein kleines Stückchen weiter in die Höhe. Da Salim keine Einwände erhob, setzte sie sich ganz auf, schlug die Decke zurück und stellte

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