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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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aufgeschnitten, so daß Eiter und üble Säfte endlich abfließen könnten und nicht länger ihr Blut vergifteten. Es würde noch lange dauern, bis sie vernarbt war, aber nun konnte die Wunde zu heilen beginnen.
    Salim schien ihr Schweigen als Antwort zu genügen, denn er bückte sich, hob das Holzschwert auf und drückte es ihr in die Hand. »Was meinst du - wollen wir es noch einmal versuchen?«
    Robin sah das Spielzeugschwert in ihrer Hand noch einen Moment lang nachdenklich an - und rammte es Salim dann mit voller Wucht in den Leib. Der Tuareg ächzte, taumelte zwei Schritte zurück und krümmte sich.
    »War das so richtig?« fragte Robin.
    Salim sank auf ein Knie herab und rang japsend nach Luft, so daß Robin im ersten Moment schon befürchtete, ihn ernsthaft verletzt zu haben. An der Spitze des Holzschwertes war aber zumindest kein Blut. »Oh, du verfluchtes Weibsstück!« keuchte Salim. »Warte, dafür wirst du mir bezahlen!«
    Er sprang sie an, so schnell, daß ihr kaum genug Zeit blieb, um zu erschrecken, prallte mit ausgebreiteten Armen gegen sie und riß sie von den Füßen. Aneinandergeklammert rollten sie über den staubigen Boden, bis er schließlich über ihr zum Liegen kam und sie mit seinem Körpergewicht auf die Dielen drückte.
    »Du nichtsnutziges Weibsstück!« kreischte er in schon fast komisch übertriebenem Zorn. »Weißt du, was man in meiner Heimat mit heimtükkischen Schlangen wie dir macht?«
    Robin wußte es nicht, und sie hätte die Frage auch gar nicht beantworten können, denn Salim lag so schwer auf ihr, daß sie kaum noch Luft bekam. Sie versuchte ihn von sich herunterzustoßen, aber Salim ignorierte ihre Anstrengungen einfach. Erst, als ihm auffiel, wie mühsam sie um Atem rang, stützte er sein eigenes Gewicht mit Knien und Ellbogen ein wenig ab; weit genug, daß sie nicht mehr zu ersticken drohte, aber nicht mehr.
    »Lektion Nummer eins«, sagte er. »Wenn du einen Feind niederstichst, dann verlaß dich nicht darauf, daß er dir nichts mehr tun kann. Lauf weg, oder bringe es zu Ende.«
    »Aha«, machte Robin. »Und was… macht man in deinem Land nun mit jemandem wie mir?«
    Salim sah sie aus seinen dunklen, unergründlichen Augen an, dann beugte er sich herab und küßte ihr die Tränen von der rechten Wange. »Das«, flüsterte er. »Und das.« Seine Lippen berührten ihre andere Wange und glitten dann sanft hinab zu ihrem Mundwinkel. »Und das.« Robin erschauerte am ganzen Leib. Sie war wehrlos. Es war der unpassendste aller nur denkbaren Momente, aber sie spürte auch, daß sie tief in sich genau diese Berührung herbeigewünscht hatte, seit dem ersten Augenblick, in dem ihr Salims Gesicht im Traum erschienen war. Ganz gleich, was er jetzt mit ihr tun würde, sie würde sich nicht sträuben. Doch das einzige, was Salim mit ihr tat, war, sie noch einmal zu küssen und dann mit einer beinahe hastigen Bewegung aufzustehen. »Es wird Zeit, daß wir mit der ersten Unterrichtsstunde beginnen«, sagte er.
KAPITEL 25
    Später war sie Salim sehr dankbar dafür, daß er den Moment nicht ausgenutzt hatte - obwohl sie im Grunde nicht wirklich verstand, wieso. Aber er hatte sich für den Rest der Zeit darauf beschränkt, ihr zu zeigen, wie sie mit dem Schwert umzugehen hatte, und wenn er die Wahrheit gesagt und ihr nicht nur geschmeichelt hatte, dann mußte sie wohl ganz erstaunliche Fortschritte gemacht haben - und weiterhin machen. Sie gingen nun jeden Tag auf den Dachboden hinauf, und noch vor Ablauf der ersten Woche nahm Salim ihr das Kinderspielzeug weg und gab ihr ein richtiges Schwert: Eine schartige, alte Klinge, die so stumpf war, daß man sich kaum noch daran verletzen konnte, aber auch so schwer, daß sie Mühe hatte, sie überhaupt zu heben. Aus dem Spiel begann ganz allmählich und, fast ohne daß sie es merkte, Ernst zu werden. In der Mitte der zweiten Woche ließ Jeromé sie zu sich rufen. Robin sah dem Gespräch mit einem unguten Gefühl entgegen. Jeromé hatte in den vergangenen anderthalb Wochen nur sehr wenig mit ihr gesprochen. Es war nicht so, daß er ihr aus dem Weg gegangen wäre, aber er machte auch kein Hehl daraus, daß er ihre Anwesenheit in der Komturei aufs höchste mißbilligte.
    »Setz dich, Kind«, begann er. Er hatte Robin in Abbés Officium befohlen, was dem Gespräch einen noch offizielleren - und damit bedrohlicheren - Anstrich verlieh, was wahrscheinlich auch ganz seiner Absicht entsprach. Robin nahm gehorsam an dem langen Tisch Platz und sah den

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