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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewesen, Salims Befehl nachzukommen, dann wäre sie freiwillig zwischen ihnen hergelaufen, so schnell sie nur konnte. Die Furcht, die sie die ganze Zeit über vermißt hatte, war nun da, schlagartig und zehnmal schlimmer, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Bisher war alles - selbst der beeindruckende Aufmarsch von Gunthars Armee - kaum mehr als ein spannendes Abenteuer für sie gewesen, eine jener aufregender Geschichten, wie Jan sie zu erzählen gewußt hatte. Doch das grauenhafte Gemetzel, dessen Zeuge sie soeben geworden war, hatte alles geändert. Die Szenen, die sie im Dorf mit angesehen hatte, waren ungleich schlimmer gewesen. Was ihr selbst angetan worden war, war schlimmer gewesen, und doch war es gerade diese beiläufige, fast gnädige Art, Menschenleben auszulöschen, die aus dem Spiel plötzlich und unwiderruflich gräßlichen Ernst gemacht hatte. Sie wollte nicht wissen, was weiter geschah. Sie wollte nur weg und genau das tun, wofür sie sich vor einer Minute noch selbst in Gedanken verachtet hatte: sich wie ein verängstigtes Kind in ihrem Bett verkriechen und die Decke über den Kopf ziehen, bis alles vorbei war, so oder so. Doch so gnädig war das Schicksal nicht mit ihr.
    Die beiden Männer zerrten sie die Treppe hinunter und auf den Hof hinaus, und Robin keuchte vor Entsetzen, als sie sah, daß er sich in ein Schlachtfeld verwandelt hatte. Herrenlose Pferde rannten in wilder Panik umher. Diejenigen von Gunthars Männern, die noch am Leben waren - drei oder vier von fast einem Dutzend, wie Robin entsetzt erkannte - wurden gerade gefesselt und roh davongezerrt, und überall waren schreiende Männer, hastige Bewegung, Blut. Nur wenige Schritte neben ihr brach einer von Abbés Soldaten schreiend zusammen, von einem Pfeil getroffen, der scheinbar aus dem Nichts zu kommen schien, und Salim sprang mit einem Wutschrei neben sie und riß seinen Schild dann in die Höhe, um ein weiteres, womöglich besser gezieltes Geschoß abzuwehren.
    Die Pfeile regneten aus dem Torhaus auf sie herab. Robin duckte sich hastig hinter Salims hochgerissenen Schild, sah aber trotzdem, warum nur diese wenigen Reiter auf den Hof gekommen waren: Ein gewaltiges Fallgitter hatte sich vor das innere Tor gesenkt und sperrte den Rest von Gunthars Truppen aus, so daß der Innenhof der Komturei zu einer tödlichen Falle für ihre Kameraden geworden war. Daß Abbé auf Gunthars Ehrenhaftigkeit gezählt hatte, hatte nicht bedeutet, daß er nicht auf eine Heimtücke vorbereitet gewesen wäre.
    Salim drückte Robins Kopf herunter und zerrte sie im Zickzack auf den Turm zu. Ein Pfeil traf seinen Schild und brachte ihn aus dem Tritt, hatte aber nicht mehr genug Wucht, ihn zu Boden zu schleudern. Die heimtükkischen Geschosse waren nicht gezielt, begriff Robin. Gunthars Männer schossen in ihrer Wut einfach auf alles, was sich bewegte, und sie waren gottlob keine besonders guten Schützen. Fast unbehelligt erreichten sie den Turm, und Salim beförderte sie so schwungvoll durch die Tür, daß sie das Gleichgewicht verlor und drinnen ungeschickt gegen die Wand torkelte.
    »Nach oben!« befahl er. »Ich …«
    Ein dumpfes Krachen und ein ganzer Chor erschrockener Stimmen schnitt ihm das Wort ab. Salim fuhr blitzartig herum, und Robin sah eine gewaltige Staubwolke aus Türen und Fenstern des Pferdestalles dringen. Für einen Moment war ihr, als ob das gesamte Gebäude zitterte, und sie hätte sich nicht gewundert, wäre es vor ihren Augen zusammengebrochen. Statt dessen flogen die Türen des Stalles auf, und zahlreiche Pferde sprengten auf den Hof. Fast im gleichen Moment erschien eine geduckte Gestalt auf dem Dach des Pferdestalls.
    Ein Pfeil zischte vorbei und ließ ihn rücklings vom Dach kippen, aber schon im nächsten Moment erschienen drei, vier, fünf weitere Angreifer auf dem niedrigen Dach. Abbés Bogenschützen forderten auch von ihnen ihren Tribut, aber ihre Zahl war einfach zu gewaltig. Mindestens ein halbes Dutzend erreichte den diesseitigen Rand des Daches und sprang, ohne zu zögern, in die Tiefe, und über ihnen tauchte bereits die nächste Welle Bewaffneter auf. Salims düstere Prophezeiung schien sich zu erfüllen. Gunthar hatte den Schwachpunkt der Verteidigungsanlage ausgenutzt, und das offensichtlich schneller, als der Tuareg befürchtet hatte. Wahrscheinlich war der Angriff seiner Reiter auf das Tor nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver gewesen.
    »Nach oben!« brüllte Salim. »Ich halte sie auf!«
    Robin

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