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Die Templerin

Die Templerin

Titel: Die Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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raschen Schnitten die Fesseln des Verwundeten und stieß den Mann aus dem Sattel.
    »Ich meine nur, falls Ihr auf die Verstärkung wartet, nach der Ihr geschickt habt«, fuhr Gunthar fort. »Sie wird nicht kommen. Nehmt den Umstand, daß wir Euren Mann am Leben gelassen haben, als Zeichen unseres guten Willens.«
    »Karl«, murmelte Salim. »Dieser Narr hat sich ergreifen lassen!«
    »Dürfen wir den Verletzten hereinholen?« fragte Abbé.
    »Das dürft Ihr«, antwortete Gunthar. »Und ich gewähre Euch eine weitere halbe Stunde. Danach erwarte ich Euch und die anderen fünf vor dem Tor. Ohne Waffen. Wenn nicht, greifen wir an.« Damit riß er sein Pferd herum und sprengte los.
    »Das wäre eine gute Gelegenheit«, sagte Salim. Robin sah hoch und registrierte überrascht, daß der Tuareg seinen Schild gegen einen fast mannslangen Bogen eingetauscht hatte, auf dessen Sehne bereits ein Pfeil lag. Ein zweiter steckte griffbereit in seinem Gürtel.
    Abbé schüttelte fast erschrocken den Kopf. »Wir sind keine Mörder!« »Er hat uns den Fehdehandschuh hingeworfen, nicht wir ihm«, erinnerte Salim. »Und es wäre eine günstige Gelegenheit.«
    »Nein!« sagte Abbé scharf. »Wir sind Soldaten Gottes, keine Assassinen! Wir schießen unseren Feinden nicht in den Rücken!«
    »Das werde ich mir merken«, sagte Salim. »Und wer weiß, eines Tages glaube ich es ja vielleicht sogar.«
    Abbé funkelte ihn an, aber der Zornausbruch, auf den nicht nur Robin wartete, blieb aus. Statt dessen drehte er sich mit einer abrupten Bewegung herum und fuhr dann den am nächsten stehenden Mann an: »Geht hinunter und holt Karl herein! Er ist verwundet!«
    Der Mann entfernte sich hastig. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er in diesem Moment mehr Angst vor Abbé als vor dem feindlichen Heer draußen.
    Robin spähte mit klopfendem Herzen durch den Fensterladen. Der Verletzte hatte sich mittlerweile auf Hände und Knie erhoben und versuchte, auf das geschlossene Tor zuzukriechen. Sein Gesicht glänzte rot, und auch sein Gewand war zerrissen und wies zahlreiche Schmutz- und Blutflecke auf. Aber immerhin war er am Leben. So schrecklich sein Anblick auch war, so empfand Robin dennoch eine tiefe Erleichterung. Wäre sie zusammen mit ihm aufgebrochen, wie Abbé und Salim es für sie geplant hatten, dann wäre auch sie Gunthars Häschern in die Hände gefallen. Und sie hätten sie bestimmt nicht am Leben gelassen …
    »Ihr wollt ihn tatsächlich hereinholen?« fragte Salim in diesem Moment. Die Frage galt Abbé, der sie nur mit einem zornigen Blick beantwortete, aber der Tuareg fuhr fort: »Es könnte sich als schwerer Fehler erweisen, das Tor zu öffnen. Eine bessere Gelegenheit, den Hof zu stürmen, werden sie kaum finden.«
    »Schweig!« donnerte Abbé. »Gunthar von Elmstatt ist ein Ehrenmann!«
    »Er vielleicht«, murrte Salim, wurde aber von einem noch zornigeren Blick Abbés schließlich ganz zum Verstummen gebracht.
    Betretenes Schweigen kehrte ein, und plötzlich lag eine Auseinandersetzung zwischen Salim und Abbé in der Luft, die vielleicht schon lange fällig war, nun aber zum ungünstigsten aller nur denkbaren Momente auszubrechen drohte. Und wieder war es der Tempelritter, der sich am Ende herumdrehte und die Konfrontation abbrach, nicht Salim. Robin hatte tausend Fragen im Kopf, die sie stellen wollte, sobald sie wieder richtig sprechen konnte, aber die nach Abbés und Salims wirklichem Verhältnis zueinander stand nun ganz oben. Vielleicht hatte Bruder Abbé ja mehr als nur ein Geheimnis, dachte sie. Und vielleicht war sie ja nicht die einzige, die davon wußte.
    Einige lange Minuten vergingen, dann hörten sie ein dumpfes Poltern, das durch den Boden unter ihren Füßen zu dringen schien. Abbé beugte sich vor und sah gebannt aus dem Fenster, und auch Robin nahm ihren Beobachtungsplatz hinter dem Fensterladen wieder ein.
    Karl war noch einen oder zwei Meter weiter gekrochen, dann entkräftet wieder zu Boden gesunken. Das Rumpeln und Poltern, das sie hörte, war das Geräusch des Riegels, der zurückgeschoben wurde, um das gerade erst mühsam verschlossene Tor wieder zu öffnen. Zwei Männer erschienen in ihrem Blickfeld, die sich rasch dem Verwundeten näherten und ihn hochhoben.
    Es blieb bei dem Versuch. Ein ganzer Trupp von Gunthars Reitern setzte sich jäh in Bewegung, und ein ganzer Hagel von Pfeilen senkte sich auf die drei Männer vor dem Tor nieder. Die meisten waren schlecht gezielt und kamen ihnen nicht einmal

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