Die Terranauten 008 - Stadt des Wahnsinns
Stimme metallisch. Man verarbeitete nicht das beste Material in einfachen Kampfanzügen.
David blickte die anderen an. Rollo wirkte wie ein schweigender Berg, Greeny und Whity waren nervös, und Nardas Augen huschten hin und her wie eingesperrte Vögel in einem Käfig, die Angst bekommen haben.
»Wieviel Uhr ist es?« fragte David, als er auf den Eingang zuschritt.
»Früh genug für dich«, sagte der Hauptmann. Er wartete, bis alle die Zelle verlassen hatten, und schloß die Stahltür dann. »Vorwärts marsch.«
Schweigend marschierten sie den Gang hinunter; ihre Schritte hallten metallisch durch die tiefe Stille. Sie betraten wieder einen Lift, stets in der Nähe der drohenden Blastermündungen der beiden Wachen, die ihre Waffen gezückt hatten. Offensichtlich hatte man ihnen den Befehl gegeben, die Gefangenen zum Flugplatz zu bringen, und sie taten das auf die übliche Weise – wenn jemand fliehen wollte, wurde sofort scharf geschossen.
David warf einen kurzen Blick auf den gelben Kunststoffkoffer.
»Wann kriege ich meinen Blaster?« Der Hauptmann starrte ihn an, als habe er von ihm verlangt, die Uniform abzulegen und einen Striptease aufzuführen. Er hatte keine Ahnung, wozu die Gefangenen zum Flugplatz gebracht wurden, vermutete aber, daß sie in ein anderes Gefängnis transportiert werden sollten. Er beherrschte sich mühsam.
»Du kriegst keinen Blaster, allenfalls eins aufs Maul, wenn du es weiter aufreißt!«
Und das traute ihm David durchaus zu, also schwieg er.
Seufzend stoppte der Fahrstuhl, und sie traten in eine ebenerdige Fahrzeughalle. Ihre Bewacher trieben sie durch eine schier endlose Reihe grauer, blitzender Gleiter in den Heckkäfig eines Transporters.
Das Fahrzeug summte eine Weile durch breite Gänge aus Stahlbeton, kahl und schmucklos, deren Wände das an sich leise Geräusch der Turbinen hundertfach dröhnend zurückwarfen. Die Fenster waren recht groß, aber mit millimeterdickem, unzerreißbarem Draht bezogen.
Auf einer riesigen, balkonähnlichen Plattform hob der Luftgleiter ab; er schwebte brummend über die Stadt, deren Häuser winzig klein wirkten. David sah die Ruinen, die den Stadtkern umgaben. Die Grenzen waren fließend:
In der Mitte Einkaufszentren, Beton – und hier und da Protopbauten, rings herum die einfacheren Häuser, dann die besseren, schließlich die kleinen Villenviertel mit ausgedehnten Phantasieprotopbauten. Von da aus ging es weiter, nur in umgekehrter Reihenfolge, und der Stadtrand der neuen Stadt verschmolz mit dem Rand der Ruinen, dir wie ein unheimlicher grauer Ring die kleine City umgaben.
Dann gingen sie auf dem Flughafen nieder. Sie benutzten nicht den normalen Landetrichter, der sich tief in die Erde hinein erstreckte, sondern landeten auf einem seitlichen, winzig wirkenden Startfeld. David sah einige schlank aufragende, bizarr gewundene Stahltürme, die in der Sonne blitzten. Dahinter der niedrige Kontrollturm, vor dem auf zwei Startfeldern die grauen Deltaraumer wie abschußbereite Raketen auf ihren kurzen Stahlsäulen standen. Winzige Gestalten wimmelten herum, die deutlicher wurden, als sie in der Nähe des Kontrollturms niedergingen.
David sah einen Grauen mit einem langen Schocker auf einem der silbrig glitzernden Stahltürme, als sie landeten, einen zweiten auf dem flachen Dach des Kontrollturms. Zahlreiche andere Gestalten entpuppten sich ebenfalls als Gardisten.
Sie wurden aus dem Gleiter getrieben, hundert Meter vor dem Kontrollgebäude und von einer Eskorte aus drei Hauptleuten in Empfang genommen; während der Gleiter abhob und wieder davonflog, wurden sie zu der kleinen Gruppe hoher Offiziere gebracht, die neben dem Kontrollturm stand und deren Mitte Mandorla bildete.
Der gelbe Koffer wurde geöffnet, und David erhielt seinen Blaster unter den feindseligen Blicken der Grauen ringsum zurück. Er schob ihn in den Hosenbund, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß er geladen war. Von den Relaxsachen, die im Koffer waren, wollte er nichts wissen.
Er drehte sich um und sah, wie der eine der beiden grauen Deltaraumer startbereit gemacht wurde; auf einer riesigen, hundert Meter langen Hebebühne, auf der das dreißig Meter lange Flugzeug recht klein wirkte, wurde es emporgehoben, bis es in zehn Metern Höhe drei Meter von der Plattform eines der kleinsten Stahltürme entfernt war.
»Ist das nötig?« fragte er.
Mandorla nickte. »Es ist besser für den Start. Es wäre doch nicht schön, wenn deine Kiste abkippen und hier zerschellen
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