Die Terranauten 011 - Planet der Logenmeister
Valdec.«
»Die Führung der Garden steht immer auf selten des Siegers«, sagte Asen-Ger ironisch.
Javage knurrte ärgerlich. »Sie machen es sich zu leicht, Logenmeister. Und Sie unterschätzen Valdecs Einfluß bei den Grauen. Ich bin gegen den Vertrag. Und ich bin vor allen Dingen gegen eine weitere Konzentration von Treibern auf Zoe. Es gibt keine Garantien für uns, daß sich unsere Situation bessert, sobald Pankaldi die Führung in der Hand hat. Die Köpfe mögen wechseln, aber das Konzil bleibt, was es ist. Wir enttäuschen die Hoffnung vieler Welten, wenn wir aufgeben und einen Kompromiß schließen. Es ist eine närrische Politik, wegen eines kurzfristigen Vorteils die Zukunft zu verschachern.«
Asen-Ger blieb unbeeindruckt.
David wußte, daß der Logenmeister ehrliche Worte schätzte und Javage seinen rauhen Tonfall nicht übelnahm.
»Und was ist mit den Treibern, Jose?« fragte er leise. »Den Flüchtlingen, den Ausschreitungen auf den Kolonien, den Tausenden spurlos verschwundenen Menschen? Es darf so nicht weitergehen! Wir müssen eine Atempause gewinnen, Kraft schöpfen …«
»Genau!« bekräftigte Ashmit. Ein listiger Ausdruck erschien auf seinem breiten Gesicht. »Aber Sie vergessen eines, Asen-Ger: die Misteln.«
David spürte die Spannung als festen, schmerzhaften Klumpen in seinem Magen. Ashmit hatte das eigentliche Problem angesprochen, an dem Asen-Gers und Pankaldis Plan scheitern konnte.
Seit der teilweisen Zerstörung des Urbaums Yggdrasil, der die Treiber mit den Misteln versorgt hatte, ohne die sie im Weltraum II nicht navigieren konnten, war die Zahl der Misteln begrenzt – und sie würde im Lauf der Zeit weiter abnehmen. Niemand wußte, wie viele bei den Unruhen der letzten Monate zerstört oder beschädigt worden waren.
Ohne Misteln gab es keine Treiberraumfahrt. Und ohne Treiberraumfahrt würde Pankaldi die Auseinandersetzung mit Valdec verlieren. Denn dies war das einzige Kriterium, nach dem sich die Manags der Konzilversammlung richteten: Wer war in der Lage, die Raumfahrt und damit Wohlstand und Macht der Konzerne zu sichern?
»Immerhin kann Valdec auf die Kaiserkraft pochen«, sprach Ashmit Davids Gedanken laut aus. »Er hat damit ein Argument, das stärker ist als Pankaldis Versprechen, die verbliebenen drei- oder viertausend Treiberschiffe wieder in den Dienst zu stellen. Jeder Manag kann sich an zehn Fingern ausrechnen, wann die letzte Mistel ausgebrannt ist. Und was geschieht dann mit uns?«
Asen-Ger musterte lange die beiden Männer, die in den schweren, gepolsterten Sesseln seltsam verloren wirkten, sah dann zu David, der ein wenig abseits an einem Fenster saß und gelegentlich nach draußen blickte, hinunter auf den verwilderten Park.
Stille erfüllte das verlassene Protopgebäude, das von der Verwaltung geräumt worden war, um für die Unterbringung der anhaltenden Flüchtlingsströme umgerüstet zu werden.
»Yggdrasil ist vernichtet, gewiß«, nickte der Logenmeister. Seine blonden Haarsträhnen umrahmten das bronzene, Gesicht und verliehen ihm ein fast mystisches Aussehen. Es fiel David schwer, sich Asen-Gers Faszination zu entziehen. »Yggdrasil stirbt«, wiederholte der Führer der Terranauten, »aber das bedeutet nicht das Ende der Treiberraumfahrt. Es wird lange dauern, bis ein neuer Yggdrasilbaum zu voller Größe herangereift ist, aber viele von uns werden den Tag noch erleben.«
Ashmit wirkte verblüfft. »Ich verstehe nicht …«
»Ein Samenkorn genügt«, murmelte Asen-Ger versonnen. »Wir müssen es nur in fruchtbaren Boden pflanzen. Ein Samenkorn genügt, aber wir besitzen mehrere davon.«
Mit einem leisen Schrei war Ashmit auf den Beinen. »Logenmeister!« preßte Ashmit hervor. »Wollen Sie damit sagen …?«
»Unmöglich!« rief Javage. Seine Finger zitterten vor Erregung. »Es ist unmöglich. Aber wenn es stimmt …«
»Es stimmt«, bekräftigte der Logenmeister. Unbeirrt ruhten seine Augen auf David terGorden. »Wir alle schulden dir Dank, David, auch wenn es schwerfällt, ihn in Worte zu fassen.«
»Sie?« Ashmit starrte den Treiber mit einem merkwürdigen Ausdruck an. »Sie haben es geschafft, Yggdrasils Samenkörner vor dem Konzil zu retten?«
David nickte knapp. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Widersprüchliche Gefühle kämpften in seiner Brust, und es schmerzte ihn, daß er ihnen nicht begreiflich machen konnte, daß sie einen Fehler begingen, wenn sie die Herausgabe der Samen forderten.
Asen-Ger räusperte sich. »Ich glaube,
Weitere Kostenlose Bücher