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Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Titel: Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Teil ihres Lebens unterirdisch verbracht. Man hatte sie wegen irgendwelcher Vergehen in ein großes Höhlensystem abgeseilt. Andere gehörten armen Familien an, die zwar des abends wieder heraufgeholt wurden, aber auch kaum Tageslicht gewohnt waren. Jetzt war die Quelle des Dorfes Candar versiegt. Der Mann, der über die Ortschaft und den gesamten Landstrich herrschte, hatte sie an die Kinder des Schwarzen Drachen verkauft. Sie sollten in den Norden gebracht werden, wo Frauen knapp waren, und die einsamen Männer, die dort oben der Jagd und Metallsuche nachgingen, keine großen Ansprüche stellten.
    Zandra knirschte vor Wut mit den Zähnen, als sie David diese Geschichte wiederholte, und das lag nicht nur daran, daß ihr jetzt das gleiche Schicksal blühte. Es war die menschenverachtende Einstellung der Banditen, die sie im Innersten aufwühlte und die Gemeinheit irgendwelcher Tagediebe, die sich einfach herausnahmen, aufgrund ihrer physischen Überlegenheit mit anderen Menschen zu verfahren, wie es ihnen in den Kram paßte.
    »Bevor ich mich verkaufen lasse«, zischte Zandra wütend, »bringe ich mich lieber um!«
    »Pssst!« machte Rianna. David wandte den Kopf und sah, daß die beiden auf der Lichtung zurückgebliebenen Banditen sich jetzt dem Feuer näherten. Zwischen ihnen ging der Mann, dessen Bekanntschaft er bereits im Tulpenwald gemacht hatte, aber das Gesicht des Fremden zeigte jetzt keinerlei Wachheit mehr. Seine Augen waren leer, blaß und glanzlos, seine Mundwinkel hingen schief herab. Im Gesicht des Bärtigen zuckte es unentwegt. Es stand außer Zweifel, daß er ein schweres Nervenleiden hatte, möglicherweise sogar geistig behindert war.
    Der fette Anführer der Bande schloß ihn in seine Arme und drückte ihn neben dem Feuer zu Boden. Der andere ließ alles willenlos mit sich geschehen, und als er sprach, verwendete er die Stimme eines kleinen Kindes. Es war schrecklich, und für David terGorden, der ihn mit anderer Stimme hatte sprechen hören, sogar unheimlich. Was war mit diesem Mann geschehen? Weswegen hatte man ihn an den Stengel des Tulpenbaums gefesselt? Die Veränderung, die mit dem Mann vorgegangen war, erschien David unerklärlich.
    Sie hockten mehrere Stunden in der Kälte, dann tauchte die purpurne Sonne auf und ließ die Gefangenen wieder klar sehen. David reckte die steifen Glieder und zählte die Köpfe der Anwesenden. Außer ihm und seinen Leuten hatten sich elf Frauen im Gras ausgestreckt. Sie waren blaß und hielten sich, als die Sonne aufging, verzweifelt die Augen zu. Die Räuberbande bestand – den Alten und Mark eingerechnet – aus dreizehn Mann. Die meisten der langhaarigen, bärtigen Männer glichen dem schwachsinnigen Sohn des alten Anführers; möglicherweise waren auch sie seine Kinder. Von den Sklavinnen waren nur zwei oder drei im gebärfähigen Alter; eine davon von auserlesener Schönheit. Ihre Haut war dunkler als die der anderen und es war nicht unwahrscheinlich, daß sie nicht zu den Wasserträgerinnen gehörte. Zandra versuchte sie auszufragen, bekam aber nur einsilbige Antworten. Ja, sie stamme aus Aliruth. Nein, sie sei bereits vor einem Jahr geraubt worden.
    Die Söhne des alten Banditenführers verteilten trockenes Fischfleisch an die Gefangenen. Auch sie sahen übernächtigt und blaß aus. Als das erste Schiffssegel am Horizont erkennbar wurde, warfen sie große Holzstapel in die Flammen, um die Aufmerksamkeit der Schiffer zu erregen. Der erste Segler fuhr jedoch vorbei; der Kapitän schien nicht an menschlicher Ware interessiert zu sein. Das zweite, eine mittelgroße Zweimastbark, hielt in der Flußmitte an und setzte ein Boot aus. Gerudert von sechs Männern, näherte es sich rasch dem Ufer und ein mit Schmuck behangener, jugendlich aussehender Mann sprang an Land. Er trug Fischlederstiefel, die seine Knie bedeckten und einen wallenden Umhang.
    »Marcel d’Guinne!« rief der Alte aus und rannte ihm mit ausgestreckten Armen entgegen. »Wie schön ist es doch, Euch wiederzusehen!«
    Der Neuankömmling lachte und zeigte dabei zwei Reihen gesunder weißer Zähne. »Das glaube ich dir aufs Wort, du alter Halunke«, erwiderte er. »Ich muß gestehen, daß es mich überrascht, dich und die deinen noch lebend zu sehen! Hast du davon gehört, daß man überall nach euch sucht?«
    Der Alte, der auf den Namen Markham hörte, lachte nun ebenfalls, aber seine Heiterkeit klang unecht. »Wer uns schnappen will, muß erst noch geboren werden, das versichere ich Euch,

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