Schon wieder Greta!
Kapitel 1
Greta trat aus dem Flugzeug auf die Gangway. Endlich in New York! Jetzt noch die Pass- und Zollkontrolle, anschließend das Gepäck abholen.
Und dann? Hoffentlich steht Mike draußen, um mich abzuholen.
Und wenn nicht?
Sie wollte diesen Gedankengang gar nicht erst konsequent zu Ende denken. Es kommt ja immer etwas danach, machte sie sich Mut.
Nun ja, zuerst muss ich mal in die Stadt und mir ein Hotel suchen. Oder ich ruf Mona an. Die hat bestimmt eine Idee, wo ich unterkommen kann.
Mona war Verkäuferin bei Macy’s , dem großen, schönen Warenhaus in New York. Greta hatte Mona bei einem Bummel kennengelernt und - wie es so manchmal eben so sein sollte - sich richtig dick mir ihr angefreundet. Wann immer es möglich war trafen sie sich. Meistens bei Macy’s oder auf einen Plausch im Starbucks . Auf jeden Fall war Mona ein Anker, falls Mike nicht da sein sollte.
Aus welchem Grund auch immer ...
Aber eigentlich gab es keinen triftigen Grund für Mike, heute nicht zum Flughafen zu kommen. Gestern noch hatten sie per Mail und Skype alles im Detail besprochen. Greta wusste jetzt zwar, warum Mike so überraschend nach dem Unfall aus dem Krankenhaus in München abgehauen war (es ging mal wieder um Steve, seinen Bruder. Steve hatte Panik geschoben und darauf bestanden, dass Mike sich in New York weiter behandeln lässt), aber verstanden hatte Greta das Ganze dennoch nicht. Das alles aber wollte Mike ihr nun in New York erklären.
Die Pass- und Zollkontrolle verlief wie erwartet und ihr Koffer war auch angekommen.
So, jetzt noch ganz schnell auf die Toilette und ein letzter Blick in den Spiegel.
Schließlich wollte sie ihren Mr. Right aus den Angeln heben – zumindest optisch! –; er sollte sehen, was er da Tolles in München zurückgelassen hatte. Und er sollte es bereuen, sie allein gelassen zu haben - und es dann möglichst nie wieder tun.
Kritisch musterte Greta ihr Gesicht. Oh Mann, der Nachtflug von Chicago und jetzt der Weiterflug nach New York ... na ja, das blühende Leben sieht ein bisschen anders aus, dachte sie.
Sie band sich die Haare mit einem Gummi nach oben und zupfte ein paar Strähnen raus. Jetzt noch die Zähne putzen, dann noch ein bisschen pudern und den Lipgloss auftragen. Den Duft schnell nachsprühen ... Hm, beim Blick in den Spiegel war sie nicht wirklich zufrieden. Aber es wurde jetzt einfach nicht mehr besser. Also gut, die Sonnenbrille in die Haare hochgeschoben und los, raus hier.
Greta konnte es nicht vermeiden: Sie spürte wie ihr Herz laut und heftig zu klopfen begann.
Das kann doch nicht wahr sein, ich bin doch kein Teenager mehr. Und jetzt dieses Herzwummern und Schmetterlings-Flattern. Womöglich werde ich gleich auch noch rot. Und ich wollte doch so cool rüberkommen. Oh Mann!
Sie trat durch die milchige Glastür, die die ankommenden Passagiere von den Abholern trennte. Vor lauter Menschen und eifrig hochgereckten Schildern sah Greta erst mal gar nichts.
Eigentlich sollte Mike mich doch schon längst gesehen haben und auf mich zukommen ...
Nichts.
Sie bahnte sich den Weg durch die Massen, auch, um den nachfolgenden Passagieren den Weg frei zu machen.
Immer noch nichts.
Wo war Mike?
Er sollte sie doch mit Rosen, einem Lächeln oder wenigstens mit einer Riesenumarmung begrüßen ... oder sein Fahrer würde hier mit einem großen Schild, auf dem deutlich »Miss Mayfield for Mr. Sloan« stand, auf sie warten.
Aber niemand war da.
Langsam begann Greta, die Menschenmenge zu scannen. Mike schien tatsächlich nicht darunter. Immer wieder musterte sie die unbekannten Gesichter, konnte ihn aber nicht entdecken. Fassungslosigkeit ergriff sie.
Und jetzt ...?
Sollte sie warten? Hatte Mike sich vielleicht nur verspätet?
Oh Mann, wieso läuft es jetzt schon wieder so blöd – das alles hier ist doch echt zum Kotzen! Ich will das nicht! Wieso kann es nicht einmal einfach nur gut sein. Also, so läuft das nicht, wenn es Mr. Right sein soll. Ich bin doch auch noch hier.
Es vergingen gute weitere zwanzig Minuten – lange zwanzig Minuten. Mike ließ sich nicht blicken. Auch keine Nachricht auf dem Handy.
Gut, dann rufe ich ihn jetzt an.
Sie ließ seine Nummer im Display aufleuchten und wählte. Nach viermaligem Klingeln meldete sich seine Voicebox. Greta hinterließ ihre Nachricht. Knapp. Verletzt. Unsicher. Gedemütigt.
Was soll ich jetzt tun?
Hm, eigentlich sinnlos, noch länger zu warten, dachte sie. Ich werde in die Stadt fahren und mich bei Mona
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