Die Terranauten 019 - Unternehmen Weltuntergang
Funkverbindung stand wieder. Sie fuhr fort: »Es gibt keine feststellbaren physikalischen Phänomene, die dafür verantwortlich gemacht werden können. Das zweite Schwerkraftfeld hat uns passiert. – Relative Entfernung dreiundneunzigtausend Kilometer.«
Sie schaltete auf Empfang. Die Funkzentrale hatte alle Hände voll zu tun. Die Verbindung wurde von Störungen überlagert. Die Antwort des Flottenkommandos, das in sicherer Entfernung wartete, kam stark zerhackt. Die Funkoffiziere schafften das Kunststück, den Spruch einigermaßen verständlich zu machen.
»Befehl weiter durchführen!« kam die kalte Anweisung. »Alle Meßergebnisse direkt übertragen, solange die Funkverbindung bestehen bleibt. Bei Zusammenbruch schalten Sie um auf optisches Signal.«
Die Queen bestätigte knapp. Sie wußte, was sie zu tun hatte.
Ein Druck auf den Rufknopf des Bord-Visio.
»Optische Signalanlage fertigmachen!«
Eine Batterie simpler Laserkanonen. Mit ihnen würden sie Morsezeichen geben. Das erschien antiquiert, würde aber dennoch seinen Nutzeffekt haben, falls die Funkverbindung wirklich unmöglich wurde.
»Meßdaten direkt abstrahlen!« befahl die Queen Pina ihrem Hauptmann Schukowa.
»Ich höre und gehorche, Queen«, kam die rituelle Antwort.
Er nahm die notwendigen Schaltungen vor. Natürlich wurden nicht die reinen Daten übertragen. Das hätte einen ganz schönen Wellensalat gegeben. Man würde sie erst interpretieren müssen. Nur Ergebnisse wurden ausgestrahlt, keine Einzelermittlungen.
Relative Entfernung: achtundachtzigtausend Kilometer. Geschwindigkeit verringerte sich weiter.
Queen Pina las es ab. Sie brauchte diese Daten nicht mehr mündlich zu übertragen. Das gehörte zum Aufgabenbereich von Hauptmann Schukowa.
Sie wandte sich ihrem ersten Offizier Centurio Mel zu.
»Energiehaushalt?«
»Normal, Queen! Die Gravitationsfelder haben keine schädlichen Wirkungen.«
Der dritte Treffer platzte in die Meldung hinein. Die Decke der Zentrale begann zu schwingen. Als würde sie sich im nächsten Augenblick lösen. Eine Welle ging über die Queen hinweg, knetete ihr Fleisch, verzerrte ihre Gesichtszüge wie in einem Beschleuniger bei Raumtrainingsexperimenten.
Wieder war es vorbei.
Die erneute Frage: »Energiehaushalt?«
»Unverändert!«
Die Queen war stolz auf ihr Schiff. Die ORDONANZ würde noch ganz andere Dinge überstehen.
Geschwindigkeit verringerte sich weiter. Aber schon war die Entfernung nur noch achtzigtausend.
Queen Pina blickte auf den Hauptschirm. Im Fadenkreuz ihr Ziel: Oxyd! Eine rotglühende Kugel, auf das Dreifache der ursprünglichen Größe angeschwollen. Oder umgab den Kern nur eine Energiewolke, die von den Optiken als rot interpretiert wurde?
Bald würden sie mehr wissen. Davon war die Queen überzeugt.
Die Entfernungsangabe war relativ, sie bezog sich auf den Mittelpunkt von Oxyd. In Wirklichkeit waren sie also näher.
Da, eine Art Protuberanz. Wie bei einer Sonne. Eine Flammenzunge, die sich von der Oberfläche löste und direkt auf die ORDONANZ zuraste.
»Kein Funkverkehr mehr!« sagte der Funkoffizier. Er war ein Hauptmann.
»Optische Signalgebung!«
»Eingeleitet!«
Relative Entfernung: Fünfundsiebzigtausend Kilometer.
Fast erreichte sie die Protuberanz. Ihre Spitze knickte. Die Feuerzunge neigte sich zur Seite – kippte um wie ein gigantischer Turm von sechzigtausend Kilometer Länge.
Die Queen war auch hier neben der Mater die einzige an Bord, die eine gewisse Entscheidungsfreiheit besaß. Natürlich waren auch die Grauen Treiber nicht operiert. Aber sie hatten nichts zu sagen, waren letztlich unwichtig. Ihre Entscheidungsfreiheit zählte nicht. Außerdem waren sie psychologisch angepaßt. Ein operativer Eingriff war bei ihnen überhaupt nicht vonnöten. Sie befanden sich im Ruheraum und wurden nicht gefragt. Die Mater überwachte sie.
Queen Pina empfand den Wunsch, jetzt doch das Anflugmanöver abzubrechen. Tödlich, wenn eine erneute Protuberanz auftrat und sie direkt damit kollidieren würden.
War denn Oxyd eine neue Sonne geworden?
»Energieanmessung!« befahl die Queen prompt.
Hauptmann Schukowa brauchte genauere Angaben.
»Definition!« schnarrte er.
»Sonnenenergie?«
»Nein, Queen! Oxyd erscheint nach unseren Meßergebnissen inaktiv. Nur Schwerkraftfelder und ungefährliche Strahlenschauer. Sie durchdringen die Isolierung der Schiffseinheit ORDONANZ in keiner Weise.«
Das beruhigte die Queen halbwegs.
Relative Entfernung: Siebzigtausend. Die
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