Die Terranauten 020 - Komet der Vernichtung
sich ab.
Cantos hörte noch, wie er halblaut vor sich hin sagte: »Ruhig Blut, Roter, die sind es nicht wert! Ruhig Blut, verdammt! In diesen schweren Zeiten müssen wir alle zusammenhalten, sonst …« Langes hielt seine Beherrschung nicht an. Roter Hedger fing erneut an zu toben.
Aber Cantos stellte sich so vor die Aufnahmelinse, daß Roter nicht mehr drankam, und gegen die übermenschlichen Kräfte von Cantos konnte selbst er nichts ausrichten.
»Wenn Sie uns das Komitee schicken, werden wir kommen, Summacum Moes!«
»Und was ist mit Ihrem gefährlichen Irren?«
Roter hörte es. Es gab hinter Cantos Geräusche, als würde er Purzelbäume schlagen. Cantos drehte sich nicht um.
»Wenn Sie sich anständig uns gegenüber benehmen, werden auch wir anständig bleiben. Roter hat recht: Wir müssen in diesen schweren Zeiten zusammenhalten. Oder haben die Terranauten diesen Stützpunkt völlig falsch besetzt? Es spricht absolut nicht für die Organisation. Gegenseitiges Mißtrauen zersplittert die Front und läßt den Gegner herein.«
»Die Worte eines Außerirdischen?« sagte Moes tonlos. »Sie klingen wie die Worte eines Menschen!«
»Wie die von Karel Krystan!« sagte Cantos. Sekundenlang übermannte ihn Sentimentalität. Karel Krystan! Mit diesem Menschen war er stärker verbunden gewesen als mit jedem Wesen dieses Universums. Nach seiner heimlichen Landung auf Syrta hatte er Karel Krystan an Bord seines Schiffes gezwungen. Cantos war zu diesem Zeitpunkt völlig hilflos gewesen – hilflos in seiner Unwissenheit, die Menschheit betreffend.
Er hatte es einfach nicht begreifen wollen. Die Menschen waren von ihm und den anderen Genessanern einfach zu verschieden.
Mit Karel Krystan hatte er sich telepathisch verbunden. Ihre Seelen waren miteinander verschmolzen. Cantos, dieses geschlechtslose Wesen aus einer anderen Welt, hatte alles erfahren, was Karel Krystan je zuvor gesehen, gehört, getan, gesprochen und – gefühlt hatte! Sein gesamtes Leben war ein Bestandteil von Cantos Ich geworden!
Aber auch Krystan hatte einen Teil von Cantos übernommen. Ohne die Informationen allerdings verwerten zu können. Deshalb hatte er nach und nach vergessen.
Cantos allein war es möglich gewesen, alles zu verarbeiten, denn der Supercomputer seines Schiffes hatte ihn dabei unterstützt. Der Computer dachte in einer Sekunde die Gedanken von Millionen Menschen in vielen Jahren. So hatte Cantos einmal beispielhaft gesagt, als er von den Treibern auf Syrta darauf angesprochen worden war.
Die zehn Treiber an Bord des Ringos kannten die Geschichte mit Karel Krystan. Und sie wußten auch, daß Karel Krystan bei der Flucht von Syrta umgekommen war – wie all die anderen Kameraden. Nur sie zehn hatten gemeinsam mit Cantos überlebt.
Berührt schwiegen sie. Die Wut von Roter Hedger verrauchte von einer Sekunde zur anderen. Er wurde wieder normal und schalt sich einen Narren ob seiner Verhaltensweise.
Er betrachtete den breiten Rücken von Cantos.
Verzeih mir, mein außerirdischer Freund! Du hast die Erinnerungen an das Grauen der Vergangenheit geweckt, um mich und die anderen zur Vernunft zu bringen. Verzeih mir, daß dies notwendig war!
Es war bezeichnend für Roter Hedger, daß er seine Entschuldigung intensiv dachte, doch rechtzeitig einen Block aufbaute, damit es Cantos nicht mitbekam.
Nicht, weil Roter Hedger ein schlechter Mensch war – aber er hatte halt seine Fehler – wie alle!
Cantos wandte sich von der Kommunikationsanlage ab und dem Ausgang zu. Die Treiber in der Zentrale nahmen gleich ihm ihre Raumanzüge und gingen nach draußen. Auf die Worte von Moes, der ihnen noch etwas zurief, achteten sie gar nicht.
»Folgt mir, ich kenne mich hier noch einigermaßen aus. Es ist nicht weit bis zum Einstieg. Der Stützpunkt liegt unterirdisch. Und erwartet nicht zuviel! Sonst seid ihr enttäuscht. Es ist eher ein Mauseloch, als ein Stützpunkt. Mehr war nicht drin. Sonst wären Valdecs Schergen auf die Flugaktivitäten beim Jupiter aufmerksam geworden.«
Man nahm seine Erklärungen schweigend auf. Geschlossen stakten sie zum Einstieg.
Sie waren noch zehn Schritte davor, als sich dieser öffnete. Gestalten in Raumanzügen tauchten auf.
»Also doch ein Empfangskomitee!« freute sich Freier Doug.
Seine Freude war verfrüht, denn die Leute in ihren Raumanzügen hoben plötzlich ihre Strahler und drückten ab.
Der Angriff kam zu überraschend. Die zehn Treiber und Cantos wurden voll getroffen …
*
Soster
Weitere Kostenlose Bücher