Die Terranauten 020 - Komet der Vernichtung
Dienen. Zu der dritten Sorte, zu den Beobachtern, Außenseitern, Mitläufern, Philosophen und Schriftstellern gehöre ich leider nicht! Auf geht’s!«
Es war nicht absonderlich, wenn Soster Selbstgespräche führte. Die Unterhaltung mit sich selbst klappte immer am besten. Für ihn eine Spielart der Bewältigung dessen, was in ihm vorging. Vor allem, wenn er allein war. Und das war er im Moment.
Manag Soster saß an den Kontrollen des Raumers – des kleinsten bisher, der mit Kaiser-Kraft ausgerüstet war. Eine Privatyacht Valdecs, konzipiert für eine achtköpfige Besatzung. Er mußte allein zurecht kommen. Der Zusatzcomputer würde es ihm erleichtern.
Die Yacht schwebte aus ihrem Hangar und beschleunigte mit Normaltriebwerk. Zehn Minuten lang. Dann war der Abstand groß genug.
Sosters schmale Zunge leckte blitzschnell über die dünnen Lippen. Kaiser-Kraft! Der rote Hebel lockte und warnte zugleich. Ein eigenartiges Gefühl, als er die Rechte danach ausstreckte.
Kaiser-Kraft – Segen oder Fluch? Soster war sich nicht im klaren darüber, und er hatte sich als Getreuer von Valdec abgewöhnt, sich Gedanken um solche Dinge zu machen.
Schweißnaß war die Hand, als sie den Hebel umklammerte. Feine Schweißtropfen rannen ihm in die Augen. Es brannte wie Feuer.
Was ist los mit dir? fragte er sich.
Der Hebel setzte ihm nur wenig Widerstand entgegen. Geräuschlos bewegte er sich. Der Rastpunkt. Es knackte leise.
Ein Zischen wie von hundert wütenden Schlangen. Ein Schatten peitschte über die Instrumentenkonsole. Ja, ein Schatten. Soster zuckte erschrocken zusammen.
Ich habe es geahnt! Oxyd bringt alles durcheinander!
Wimmerndes Schreien aus dem Bauch der Yacht.
»Da stimmt etwas nicht!« Diese Worte aus Sosters Mund klangen wie Hohn.
Auf dem Holokissen vor ihm erschien ein dunkles Loch. Im nächsten Moment glitt die Yacht hinein. Keine Sterne mehr, nur noch das Nichts. Das Wimmern erstarb. Erschütterungen, die sich wellenförmig ausdehnten. Soster wollte etwas sagen, doch kein Laut verließ seine Lippen. Es gab keine Geräusche mehr.
Seine Hände klammerten sich um den Sitz. Unsinnig, denn er war ohnehin angeschnallt. Aber das brachte ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit.
Wieso war die Zentrale plötzlich so klein? Die Wände waren so nahe, daß er sie mit ausgestrecktem Arm ohne Schwierigkeiten erreichen konnte.
Er tat es nicht – er streckte die Arme nicht aus!
Etwas würgte ihn. Farbige Nebel tanzten vor ihm auf und ab.
Plötzlich war alles wieder vorbei. Das Holokissen zeigte Sterne.
Soster schüttelte sich wie ein begossener Pudel. Er überwand die Angst und kontrollierte die Instrumente.
Ein Blick auf die Zeitangabe: Zwei Sekunden für die gesamte Reise! Position: Jupiterbahn!
Auch ein Blick auf die optische Erfassung am Heck.
Soster erschrak: Hinter dem Schiff war eine blutige Spur zu sehen, die hinaus ins All zeigte! Er rieb sich über die Augen. Das Bild blieb.
»Ich – ich habe den Raum verletzt, und jetzt blutet das Universum an dieser Stelle!«
Er stöhnte auf.
»Das ist der Wahnsinn! Mein Gott, ich darf Kaiser-Kraft nicht mehr einsetzen – nicht zur gegenwärtigen Situation im Sonnensystem. Ich – ich werde sonst wahnsinnig.«
Die Spur löste sich allmählich auf. Nein, das war keine Täuschung gewesen. Die optische Erfassung funktionierte einwandfrei. Eine Erklärung für das Phänomen gab es trotzdem nicht.
Abermals schüttelte sich Soster wie ein begossener Pudel. Er versuchte Ordnung in seine wild durcheinanderpurzelnden Gedanken zu bringen.
»Vielleicht bin ich doch der falsche Mann für die Mission?« überlegte er laut. Das weckte seinen Ehrgeiz. Er wollte es sich und allen anderen, die davon wußten, beweisen. Nein, es durfte einfach kein Versagen geben. Die Mission mußte von Erfolg gekrönt sein. Er, Soster, würde die Position Valdecs auf der Erde sichern. Der Verdacht, daß sich Valdec mit all seinen Getreuen in Sicherheit gebracht hatte, mußte ausgeräumt werden.
Er atmete ein paarmal tief durch und schob sämtliche Bedenken von sich. Selbst wenn man diese blutig glühende Spur von anderen Schiffen aus entdeckt hatte, durfte ihn das nicht kümmern. Es kam darauf an, vor dem Einsatz des speziellen Computerprogramms eine Generalprobe zu starten.
Und Soster hatte auch schon einen Adressaten dafür: Summacum Homan, der Mann, der das Experiment mit Oxyd geleitet hatte. In eingeweihten Kreisen nannte man den mißglückten Versuch bereits »Unternehmen
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