Die Terranauten 024 - Die Raumschiff-Diebe
Airline, Flaggschiff eines australischen Gemischtkonzerns, der wiederum dem Alfa-Mercedes-Konzern in Teheran gehörte. Die PAL hatte das Luftverkehrsmonopol für den gesamten pazifischen Raum und steuerte mit ihren schalenförmigen MHD-Jets auch Städte im nordasiatischen Bereich an. Von Wladiwostok oder Novo Tokyo gab es mit Sicherheit eine Verbindung nach Schottland.
Die Niederlassung der Pacific Airline war leicht zu finden. Luftverkehrsmonopole waren begehrt; aufgrund der restriktiven Beschränkungen, denen der Luftraum unterworfen war, konnten nur eine begrenzte Zahl Flugkörper die Schneisen zwischen den Mikrowellenströmen aus dem All benutzen. Dieser Umstand versprach ausgelastete Maschinen und enorme Rendite.
Wie ein Tropfen aus Gold reckte sich die Konzern-Zentrale der PAL in den Himmel über Australien. Milde Luft wehte durch die breiten, großzügigen Straßen. Seit der Klimaumwälzung und der Rekultivierung der zentralaustralischen Wüsten verfügte Perth über mildes Mittelmeerklima.
Selbst in der Nacht konnte man auf eine wärmende Jacke verzichten.
David dachte an den Raumanzug, den er in einem Müllkonverter des Raumhafens hatte verschwinden lassen. Er trug jetzt ein luftiges, einteiliges Freizeitgewand aus weitmaschiger Wolle, das seiner derzeitigen Identität als Relax entsprach. Name und ID-Nummer des Relax waren echt; der wirkliche ›Oyal Dorbiter‹ befand sich auf Ginger und hatte sich der dortigen Freiheitsbewegung angeschlossen.
Durch ihn waren die Terranauten in den Besitz der auf Ginger wertlosen ID-Marken gelangt. Der Gebrauch echter ID-Papiere minderte das Risiko eines Einsatzes auf der vollcomputerisierten Erde.
Der Treiber lächelte schief. Er hoffte nur, daß das Jahresguthaben des Relax bis zum Abschluß der Aktion ausreichte. Andernfalls würde er in eine unangenehme Situation geraten.
Aber Dorbiter hatte sie beruhigt, als er ihnen die Karten aushändigte.
Die Relax wurden vom Konzil gut versorgt. Wer wohlhabend und satt war, dachte nicht an Rebellion.
David ging weiter. Der Boulevard Ganymed im Herzen Perth’ war menschenüberlaufen. Trotz der späten Nachtstunde hatten die meisten Geschäfte und Restaurants geöffnet; der Großteil von ihnen waren SB-Läden und besaßen weder Verkaufs- noch Bedienungspersonal. Ihre Besitzer hatten einen Teil der Kapazität des Stadtrechenzentrums gemietet, dessen mobile Computersysteme sämtliche Arbeiten übernahmen. Nur hier und da sah man einen gelangweilten Arbiter an einer Bar oder einem Tresen stehen und die Gäste selbst bedienen.
Die unmittelbare Nähe des interstellaren Raumhafens verlieh Perth einen eigenartigen Flair; oft sah man farbenprächtig gekleidete Humo-Familien über den Boulevard flanieren. Zumeist handelte es sich um hohe Funktionäre der vom Konzil abhängigen Kolonistenregimes mit ihren Angehörigen.
Wer sich eine Reise zur Erde leisten wollte, mußte über Geld und Beziehungen verfügen.
Der Boulevard mündete schließlich in einen pentagrammförmigen Platz. In einer Nische spielten eine Gruppe Relax auf elektronischen Instrumenten. Die hellen, schlüpfrigen Klänge riefen in terGorden ein Gefühl des Unbehagens hervor. Er hastete an den Musikern und Zuschauern vorbei und beschleunigte noch seine Schritte. Wenn es etwas gab, das David fast so sehr verabscheute wie den Lordoberst Valdec, dann war es schlechte Musik.
Er bereute, das Miettaxi verlassen zu haben; die Größe des PAL-Büroturmes hatte über die Entfernung hinweg getäuscht. Er hatte mindestens noch zehn Minuten Fußweg vor sich.
Das Unbehagen war geblieben, obwohl die Musik verstummte. Es hatte sogar noch zugenommen.
Verstohlen blickte sich der Terranaut um. Nein, nichts. Alles schien normal. Niemand von den Passanten warf ihm mehr als einen flüchtigen Blick zu.
Der Boden war weich und dämpfte seine Schritte. Verschiedenfarbige Platten aus elastischem Protop bildeten ein verwirrendes Mosaik.
Gefahr!
Der plötzliche Gedanke ließ ihn zusammenzucken. David unterdrückte einen Fluch und steuerte auf die gerillte Rampe zu, die hinauf zur Hochbahnstation führte. Das silberne, schenkeldicke Metallband der Fahrleitung schlängelte sich durch die Schluchten zwischen den Wohn- und Bürohochhäusern und überließ den Boden den Fußgängern.
Wenn er die Hochbahn rechtzeitig erreichte …
Das Bewußtsein nahender Gefahr war ein grelles Flackern in seinem Bewußtsein. Seine inaktiven Psi-Sinne mußten durch Zufall den Gedankeninhalt eines Menschen
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