Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Titel: Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
geschlossen, sprangen weiche Schutzpolster aus den Wänden und umhüllten Helena und den Gardisten wie Plastikkokons. Andruck preßte ihr die Luft aus der Lunge.
    Der Lift bewegte sich mit mörderischer Geschwindigkeit durch den Vakuumschacht.
    Abrupt ließ der Andruck nach, glitten die Polster zurück in ihre Hüllen. Der Gardist verließ die geräumige Kabine, und erst dann glitt die trennende Wand aus Panzerglas in die Höhe. Chan de Nouille folgte ihrem Bewacher.
    Diesmal war der Korridor nur kurz. Er endete vor einer breiten Tür, die bei ihrem Nahen auseinanderklaffte. Weißglühende Helligkeit biß in die Augen der Großen Grauen. Das Licht fiel aus einem Schacht mit einer fragilen Wendeltreppe und überschüttete den dämmrigen Korridor.
    »Hinauf«, befahl der Gardist knapp.
    Willig kam Chan de Nouille der Aufforderung nach und erklomm die Treppe. Sie endete in einem riesigen Saal, der unter dem gleißenden Glanz des Energiedomes lag. Die Decke bestand aus gewölbtem durchsichtigem Panzerprotop, und Chan erkannte, wo sie sich befand.
    Auf der Spitze eines der beiden Türme.
    Nur flüchtig musterte sie die technische Einrichtung, die Schaltwände, die Reihen der Monitore, die Computerblöcke. Eine Sitzgruppe im Zentrum des lichtüberfluteten Saales zog ihre Aufmerksamkeit magisch an. In einem der beigen breiten Sessel saß eine Frau.
    Oder ein Mann … Oder nichts von beiden.
    Die Gestalt war schlank und – soweit sich das an ihrer sitzenden Position feststellen ließ – nicht sehr groß, vielleicht zwei Köpfe kleiner als die hochgewachsene Chan de Nouille. Eine graue, insignienlose Montur spannte sich straff um den durchtrainierten Körper, der weder über Brüste, noch – wie Chan mit einem raschen Blick auf die enganliegende Kombination feststellte – über andere Geschlechtsmerkmale verfügte.
    Das Gesicht selbst war husch zu nennen, ohne jedoch männlich oder weiblich zu wirken. Die Ebenmäßigkeit der Züge wurde lediglich durch die unnatürlich großen Augen getrübt.
    Sie funkelten ihr entgegen.
    »Grau-Alpha«, sagte der Gardist hinter der falschen Manag nur und bestätigte ihre Vermutung.
    Dann entdeckte sie auch die anderen Gardisten im Hintergrund. Reglos standen sie da, verfolgten aber wachsam jede ihrer Bewegungen.
    Jetzt stand die Große Graue direkt vor dem geschlechtslosen Wesen mit dem eigentümlichen, erfrorenen Lächeln.
    »Setzen Sie sich«, wurde sie aufgefordert.
    Ein Neutrum. Tatsächlich. Geschlechtslos – und seltsam.
    Selbstbewußt erwiderte Chan de Nouille den forschenden Blick Grau-Alphas.
    Übergangslos begann der Führer der Grauen Garden dieser Existenzebene zu sprechen.
    »Sie sind eine Terranautin. Auf unbekannte Weise gelang es Ihnen, daß Kontrafeld zu durchdringen und das verbotene Gebiet um die Zitadelle zu betreten. Sie sind ein Feind der Menschheit und werden deshalb sterben. Vor Vollstreckung des Urteils werden Sie mir sagen, welchen Auftrag Sie haben und wie es Ihnen gelang, das Kontrafeld zu neutralisieren.«
    Grau-Alpha beugte sich nach vom; eine raubtierhafte, gleitende Bewegung, die ein wenig von den wilden Emotionen verriet, die hinter der glatten, blassen Stirn kochen mochten.
    »Ich bin keine Terranautin. Ich verlange, dem Lordoberst zugeführt zu werden.« Grau-Alphas Blicke – sie drücken Begierde aus. Aber wie kann ein asexuelles Wesen Begierde verspüren?
    »Sie werden uns alles sagen, was Sie wissen«, sagte Grau-Alpha, ohne sich um Chan de Nouilles Forderung zu kümmern. »Sie können nichts dagegen unternehmen.«
    »Ich habe eine wichtige Botschaft für den Lordoberst!«
    »Der Lordoberst ist beschäftigt.« Endlich! Sie geht auf meine Argumente ein! »Welchen Auftrag haben Sie?«
    Chan de Nouilles Gedanken überschlugen sich. Die ganze Atmosphäre dieses Raumes war bedrohlich. Ein Panzer aus Arroganz und schlummernder Grausamkeit, der ihre Position von vornherein schwächte. Sie mußte die Grauen dieser Realität aufrütteln, ihnen die Maske vom Gesicht reißen. Erst dann hatte sie eine Chance, das Geschehen in ihrem Sinn zu entwickeln.
    Sie kramte in ihren Erinnerungen.
    Auch in ihrer Realität hatte es Pläne für Dinge wie dieses Neutrum gegeben, um die Kontinuität der Herrschaft über die Grauen Garden abzusichern. Aber diese Pläne waren schlußendlich verworfen worden.
    Ein anderes Prinzip hatte sich – zurückgehend auf die legendäre Graue Arda – als vielversprechender erwiesen. Jede Große Graue war ein direkter Nachkomme Ardas,

Weitere Kostenlose Bücher