Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Titel: Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
deren Gene so immer weitervererbt wurden. Diese Gene waren dominant, und die künstliche Befruchtung der auf Shondyke gelagerten Eizellen der jeweiligen Großen Grauen erfolgte durch das Sperma eines per Computer als geeignet ermittelten Gardisten.
    Und auch Chan de Nouille würde irgendwann eine Tochter haben, die ihre Nachfolgerin werden würde.
    Sie befeuchtete ihre Lippen und wählte ihre Worte sorgsam aus.
    »Grau-Alpha«, erklärte Chan de Nouille nüchtern. »Sie sind ein geschlechtsloses Neutrum, das bereits in der frühen Embryonalphase von allen primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen befreit wurde. Sie sind kein Mann, keine Frau, auch kein Ding. Sie sind ein Wesen ohne sexuelle Bedürfnisse und ohne die Fähigkeit zur Knüpfung dauerhafter zwischenmenschlicher Beziehungen.
    Die ersten Pläne zu Ihrer … Konstruktion tauchten im Jahre 2496 auf. Mehrere Experimente erfolgten – hauptsächlich auf Betreiben der Cosmoralität – und erwiesen sich als Fehlschlag. Haupthindernis war die emotionale Anfälligkeit der Prototypen. Eine asexuelle Persönlichkeit in einer stark von Sexualität bestimmten Gesellschaft, dazu ungeheure Macht und ungeheure Verantwortung … Es gab gewisse unangenehme Zwischenfälle, und schließlich wurde auf Befehl der Großen Grauen, Chan de Nouille, im Jahr 2499 das Projekt Neutrum eingestellt.«
    Chan de Nouille lächelte fein.
    »Die Prototypen, die infolge eines gesteuerten, durch Medikamente beschleunigten Zellwachstums ein biologisches Alter von etwa dreißig Jahren erreicht hatten, wurden auf Shondyke zerstört. Einer der Prototypen entging der Zerstörung. Auf Wunsch der Garde-Wissenschaftler wurde er für weitere Forschungen eingefroren.«
    Ihr Lächeln vertiefte sich. »Ich nehme an, daß ich das Vergnügen habe, mit diesem Prototyp jetzt zusammenzusitzen.«
    Der Schlag erfolgte zu schnell, als daß sie etwas dagegen unternehmen konnte. Klatschend traf die Faust der Grau-Alpha ihre Unterlippe. Schmerz flammte auf. Warm tropfte Blut an ihrem Kinn hinunter.
    Wie ein Mann huschten die Gardisten heran. Ihre Stunner richteten sich drohend auf Chan de Nouille und senkten sich erst, als Grau-Alpha eine rasche Handbewegung machte. Die Augen des Neutrums verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ihre Stimme vibrierte leicht.
    »Sie sind gut informiert«, flüsterte das katzenhafte Wesen drohend. »Aber Sie haben vergessen, Ihren Bericht zu vervollständigen. Kurz vor der Shondyke-Katastrophe im Jahr 2547 wurde der … Prototyp – wurde ich – wieder aufgetaut und nach Lunaport geschafft. Zur weiteren Untersuchung. Und als Geheimwaffe der Cosmoralität gegen die Große Graue Chan de Nouille – eine Bestimmung, von der ich damals natürlich nichts ahnte. Die Zerstörung des Zentralplaneten der Grauen Garden machte dieses Vorhaben überflüssig.«
    Erregung erfüllte Chan de Nouille.
    Ist das wirklich die Zukunft, die auch meine Realitätsebene erwartet? Wird Shondyke wirklich zerstört werden? Wird die Cosmoralität wirklich gegen mich konspirieren?
    »Ihre Gegenwart«, fuhr Grau-Alpha flüsternd fort, »ruft ein seltsames Gefühl in mir wach. Sie sind mir vertraut, obwohl … Es ist ein gutes Gefühl, ja, tatsächlich, denn es bedeutet, daß unsere Hoffnung vielleicht doch nicht vergebens gewesen ist und unser Plan vielleicht gelingen wird. Vielleicht …«
    Unstete Augen … Grau-Alphas Blick wandte sich immer wieder ab …
    »Der Untergang von Shondyke bedeutete auch das Ende der Cosmoralität. Die Garde wurde geschwächt, vor allem, da ihr keine der unterirdischen, geheimen Operationstrakte mehr zur Verfügung standen, um das Heer der Grauen immer wieder zu vervollständigen.
    Die Garde war führungslos, stand vor dem Zusammenbruch.
    Ich mußte die Führung übernehmen.
    Ich tat es. Lunaport wurde mit Valdecs Zustimmung zu einem neuen Shondyke ausgebaut, aber die Kaiserkraft-Unglücke und der Zusammenbruch des Reiches machten alle Anstrengungen zunichte.
    Als die Llarra und die Entroper auf der Erde erschienen und das Ende einläuteten, existierte die Garde schon so gut wie nicht mehr. Hier in der Zitadelle – und vielleicht einige Legionen auf irgendwelchen fernen Kolonien – wir sind die letzten.
    Und im Grunde – im Grunde sind wir keine Grauen mehr.«
    Keine Grauen mehr? echote es in Chan de Nouilles Gedanken. War dies die Erklärung für das merkwürdige Verhalten der hiesigen Gardisten?
    »Schon lange besitzen wir weder die Möglichkeiten, noch das Menschenmaterial,

Weitere Kostenlose Bücher