Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus

Titel: Die Terranauten 026 - Der Weg nach Argus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
von ihm entfernt ragte ein kegelförmiger Hügel in die Höhe. An seinem Fuß erhob sich ein flacher Steinhaufen, schneebedeckt bereits und fast nicht mehr von der weiß in weiß getauchten Umgebung zu unterscheiden.
    Das Wispern ging von dem Steinhaufen aus.
    Schweigend begann Cloud zu arbeiten, schleuderte die Felsbrocken zur Seite, als wären sie leicht wie Federn, als gäbe es weder die Kälte, noch den Sturm, noch ihre Verfolger, die bald eintreffen mußten.
    Eine Mulde wurde sichtbar.
    In der Mulde lag der Körper eines Mannes. Er war hager und weißhaarig. Und tot.
    »Astos«, schrie Cloud über den Sturm hinweg.
    Ein Schauer durchlief den Erben der Macht. Wenn dies Astos war, dann mußte er seit vier Jahren tot sein. Aber der Leichnam zeigte nicht die geringsten Anzeichen von Verwesung.
    Unter dem weißhaarigen Haupt blitzte etwas golden auf. Vorsichtig, zärtlich fast, hob Cloud den Kopf. Der goldene Schimmer wurde intensiver.
    Misteln! durchfuhr es den Treiber. Eine Handvoll Misteln!
    Der Psyter schob die wertvollen Blüten unter seinen Overall und winkte David, näher zu treten.
    Nur zögernd folgte David der Aufforderung. Dicht stand er nun an dem Grab und blickte auf den toten Mann hinunter. Und dann sah er, was er die ganze Zeit vermutet, gehofft – und gefürchtet hatte.
    Aus der bloßen Brust des Toten wuchs ein kaum fingerlanger, grasgrüner Trieb.
    Ein Borstenkieferzapfen.
    Ein Ableger Yggdrasils.
    David sank auf die Knie. Das Wispern erfüllte nun seine Gedanken, forschend, unartikuliert, schwach, fast wie – und bei diesem Gedanken fröstelte der Treiber – das Rufen eines Kindes.
    »Wissen Sie nun, David terGorden«, brüllte Scanner Cloud durch den fauchenden, eisigen Wind, »warum Sie Argus aufsuchen sollten? Ich weiß nicht, ob Yggdrasil selbst Ihre Versetzung in die Semi-Realität eingeleitet oder ob sie nur die Maschinen im Palast Ihres Vaters benutzt hat. Es ist gleich, Treiber. Es war ein Test, denn Yggdrasil wußte, daß Argus von der Garde besetzt ist.«
    »Aber Yggdrasil ist tot!« entfuhr es David.
    Cloud lachte rauh. »Der Ableger auf der Erde«, korrigierte er, »wurde getötet, das heißt, es ist noch nicht ganz zu Ende mit ihm, obwohl es nicht mehr lange dauern wird … Allerdings beging Yggdrasil mehrere Fehler. Sie hat zugelassen, daß diese Frau Sie begleitete, diese Graue. Zu spät hat Yggdrasil erkannt, daß es sich dabei um Chan de Nouille handelte, die Oberbefehlshaberin der Garden. Und Yggdrasil hat versäumt, mich vor der Garde auf Argus zu warnen.«
    »Sie ist halb tot und die Kaiserkraft …«
    Der Psyter starrte den Leichnam des Treibers und den winzigen Borstenkieferzapfen nachdenklich an. »Wir müssen Astos mitnehmen. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn wir den Ableger aus seinem Körper entfernen. Es ist zu riskant. Ich …«
    Ein Schatten schälte sich aus dem Schneegestöber.
    David richtete sich auf und hob den Laser.
    »Versuche es nicht«, sagte Chan de Nouille.
     
    *
     
    Der Psyter, der Treiber und die Graue standen sich für einen Moment schweigend gegenüber. Zwischen ihnen lag das Grab.
    Die Waffe der Großen Grauen war auf den Borstenkieferzapfen gerichtet.
    »Wenn Sie mich angreifen«, erklärte die Graue ausdruckslos, »werde ich noch genug Zeit haben zu feuern.« Ihre Worte waren an den Psyter gerichtet, der jetzt resigniert seinen Stunner senkte.
    Sie blickte David an. Etwas wie Enttäuschung lag in ihren Augen, die hinter der Wölbung des Raumanzughelmes wie Kohlen wirkten. »Ich hatte recht«, murmelte sie. »Du bist kein Servis. Dein Gesicht … Was ist mit deinem Gesicht? Und deine Haare! Sie werden blond … terGorden! Du bist David terGorden!«
    Der Treiber schwieg.
    Seine Gedanken rasten, suchten nach einem Ausweg, nach einer Möglichkeit, die Große Graue zu überlisten, aber er wußte, daß es unmöglich war. Er konnte versuchen, sie auf PSI-Ebene anzugreifen, aber er kannte die Schnelligkeit ihrer Reaktionen zur Genüge.
    Chan de Nouille würde auf jeden Fall noch Zeit finden, ihre Drohung wahrzumachen und Yggdrasils Ableger zu vernichten.
    Und das durfte nicht geschehen!
    David spürte die Kälte jetzt wieder deutlicher, und er wußte, daß sie so schnell wie möglich wieder in das Innere des Gleiters zurückkehren mußten, wollten sie nicht erfrieren.
    Er räusperte sich. »Und jetzt?« fragte er mit blaugefrorenen Lippen. »Was hast du vor, Chan de Nouille?«
    Die Große Graue antwortete nicht sofort. Ihr Blick glitt zu Cloud, der

Weitere Kostenlose Bücher