Die Terranauten 030 - Blick in die Vergangenheit
ich wenigstens das Fortschreiten der Arbeiten im Auge behalten. Falls es Clint Gayheen nicht gelingt, mich völlig kaltzustellen.«
»Hat er das schon versucht?«
»Allerdings. Er ließ mich gefangennehmen und versuchte, herauszubekommen, was ich über Yggdrasil herausgefunden hatte. Er hatte nur keinen Erfolg, weil ich rechtzeitig befreit wurde.«
»Sehr interessant. Ein Grund, weshalb ich nach Ultima Thule kam, war auch, euch vor Clint Gayheen zu warnen. Da ich in letzter Zeit nur selten auf Terra bin und noch seltener mit Valdec zusammenkomme, bin ich nicht mehr genau informiert, aber soweit ich weiß, ist Gayheen gefährlich. Ihr solltet auf ihn achten! Es besteht die Möglichkeit, daß er ein neues Aufgabengebiet gefunden hat. Als Kaiser-Spion. Aber wie gesagt – sicher bin ich nicht. Valdec hat aber schon seit Jahren ein Auge auf ihn geworfen.«
»Wir werden ihn schon im Auge behalten«, versprach Santiago Lema und ballte eine Hand zur Faust. »Ob Spion oder nicht – Gayheen ist ein widerwärtiger Kerl, dem ich vieles zutraue. Unter anderem auch, daß er sich an Myriam vergriffen hat, um sich für eine eingebildete Beleidigung zu rächen. Sollte mich freuen, wenn er mir Grund gäbe, mich mit ihm zu befassen.«
»Laß ihn leben!« lachte Asen-Ger. »Vielleicht ist er wirklich nur der armselige Herrendiener, für den ich ihn halte. Aber mit Spionen muß man immer rechnen. Und besser mit einem zuviel als mit einem zuwenig. Deshalb habe ich dich auch gebeten, Mar-Estos, alle Treiber hier zusammenzurufen. Wir Terranauten sind sehr vorsichtig. Nur über Zoe erfuhr ich von euren Plänen in Ultima Thule. Dadurch, daß wir kaum Kontakt untereinander haben, daß wir zu zurückhaltend sind, wenn es darum geht, neue Mitglieder für unseren Bund zu gewinnen, werden wir nie stark genug sein, um gegen die Konzerne anzugehen. Wenigstens ihr in Ödrödir müßt zusammenhalten. Alle zusammen könnt ihr ein lückenloses Beobachtungsnetz aufbauen, in dem Gayheen und anderen Spione sich fangen. Und auch wenn es darum geht, einen Spion auszuschalten, braucht ihr eure vereinten Kräfte.«
»Bis heute haben wir nicht einmal von der Existenz der Terranauten etwas gewußt!« rief Kenneth. »Wie könnt ihr behaupten, die Interessen der Treiber zu vertreten, wenn die meisten euch nicht kennen?«
»Wir vertreten nicht die Interessen der Treiber«, erklärte Asen-Ger, »sondern die Interessen der Menschheit. Und daß unser Bund so wenig bekannt ist, hat seine Ursache darin, daß die Mondkerker ein sehr unangenehmer Aufenthaltsort sind.«
Kenneth machte den Mund auf, stutzte, preßte die Lippen zusammen und schwieg.
»Natürlich hast du zu einem Teil recht«, sagte Asen-Ger aufmunternd. »Ihr wißt jetzt Bescheid, und es liegt an euch, euer Wissen weiterzugeben an Treiber, denen ihr vertraut. Sagt ihnen, welches unsere Ziele sind, und versucht, sie zu überzeugen, daß das Wohlergehen Terras auch in ihrem Interesse liegt. Die Treiber müssen sich ihrer Verantwortung bewußter werden, selbst mithelfen, unsere Welt so zu verändern, daß man wieder darin leben kann. Sonst werden auch sie eines Tages überflüssig sein und mit viel Glück ein Getto angewiesen bekommen, in dem sie sich mit den Geschichten aus der guten alten Zeit den Rest ihres Lebens versüßen können.«
Einer der Treiber, ein älterer, etwas gebeugter Mann, stand auf.
»Du hast ausgesprochen, worüber wir uns schon lange Zeit Gedanken gemacht haben«, sagte er. »Viele Treiber sind nicht so ahnungslos, wie du glaubst. Wenn du uns in euren Bund aufnimmst, werden wir dafür sorgen, daß Unruhe und Unzufriedenheit mit dem Regime auf Terra sich noch weiterverbreiten, und daß die Treiber begreifen, daß auch sie Teil eines Ganzen sind, für dessen Zukunft sie vielleicht kämpfen müssen.«
»Daß du deine Bitte ausgerechnet an mich richtest, freut mich«, entgegnete Asen-Ger ruhig, »aber ich bin nicht der Führer der Terranauten. Wir haben keinen Führer und keine Mitgliederliste wie eine dieser religiösen Sekten. Beides wäre viel zu gefährlich. Es ist eure innere Einstellung, die euch zu Mitgliedern unserer Gruppe macht. Arbeitet für die Ziele der Terranauten, und ihr werdet Terranauten.«
Der Treiber nickte etwas zweifelnd und setzte sich wieder. Dafür stand Mar-Estos auf und stützte die Hände auf die Tischplatte.
»Da ihr gerade alle hier versammelt seid«, sagte er, »habe ich gleich eine Aufgabe für euch. Myriam ist als Chef-Biologin abgelöst
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