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Die Terranauten 034 - Der Renegat

Die Terranauten 034 - Der Renegat

Titel: Die Terranauten 034 - Der Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roberts
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Aggregat erinnerte vage an eine altertümliche Kanone auf einer Lafette. Die Mündung der »Kanone« war geformt wie das triadische Monochord, der Form einer jener Mistelblüten des Urbaums Yggdrasil, mit deren Hilfe die PSI-begabten Treiber bis zu ihrer Ablösung die Sternenschiffe durch Weltraum II steuerten. Armdicke Energiekabel, die irgendwo im Hintergrund der Höhle verschwanden, waren mit der Konstruktion verbunden.
    Das Gravitron!
    Ein Denkmodell, das im Geist des großen Physikers Einstein III entstanden war, wurde hier von den fast unbegrenzten technischen und finanziellen Möglichkeiten von Con-Ton in die Realität umgesetzt.
    Edison Tontor war stolz auf das Gravitron. Er konnte sich zwar nicht als schöpferischer Vater, wohl aber doch als Ziehvater betrachten. Die wissenschaftliche Theorie, die hinter dem Wirkungsprinzip stand, verstand er nur zum Teil. Aber das spielte für ihn keine Rolle. Er hatte nicht den Ehrgeiz, mit Männern wie Einstein III auf ihrem ureigensten Gebiet zu konkurrieren. Er war ein Mann der Verwaltung, der Politik, der Finanzen, ein Mann der Führung und Koordination. Manchmal war es sogar gut, über ein Erzeugnis in bezug auf seine Technik und alles, was damit zusammenhing, gar nichts zu wissen. Dann geriet man auch nicht in Gefahr, produktblind zu werden.
    »Wenn Sie mal sehen wollen, General-Manag …«
    Ungeduldig winkte Einstein III den Herrn des Consolidated-Tontor-Konzerns an seine Seite. Er stand unmittelbar an der Öffnung in den Felsen und blickte nach draußen in die öde Landschaft des tamerlanischen Nordkontinents.
    Edison Tontor kam der Aufforderung nach. Er ging dabei sehr vorsichtig zu Werke. Vor der Öffnung fiel der Felsen steil ab. Zwanzig Meter nur, aber das reichte für einen folgenschweren Sturz. Ansonsten aber war der erhöht liegende Platz gut gewählt. Zwischen zwei Bodenerhebungen hindurch hatte das Auge einen freien Blick, der fast bis zum fernen Horizont reichte.
    Einstein III vertauschte seine grotesken Augengläser mit einer Teleskopbrille. Auch Edison Tontor wurde mit einer solchen ausgestattet. Einer der Techno-Arbiter reichte sie ihm.
    »Sehen Sie das Felsmassiv auf achtzig Grad?« fragte der kleine Wissenschaftler.
    Tontor bediente die Feineinstellung seiner Brille.
    »Ja, ich sehe es«, bestätigte er. Die Erhebung, die Einstein III meinte, war eine Zusammenballung von mehreren eisverkrusteten Felskegeln, die wie überdimensionale Nadeln nach oben ragten. Der Durchmesser der Gruppe betrug sicherlich einige hundert Meter. Die Höhe konnte man auf ungefähr achtzig bis hundert Meter schätzen.
    »Wir haben das Gravitron auf eine Stelle fokussiert, die horizontal zu der äußersten Felsnadel liegt – genau auf neunzig Grad. Und zwar in fünfzig Metern Höhe. Haben Sie es?«
    »Ja«, sagte Tontor.
    Die von Einstein III angegebene Stelle befand sich also rund einen halben Kilometer von dem Felsmassiv entfernt.
    Alle Anwesenden hatten sich jetzt Teleskopbrillen aufgesetzt. Fieberhafte Spannung breitete sich in der Höhle aus. Nur Einstein III selbst, der sonst immer Nervosität und Hektik ausstrahlte, war ganz ruhig, beinahe gelassen geworden. Er blickte auf seine Uhr.
    »Tabor«, sagte er zu einem seiner Leute, »schalten Sie das Gravitron ein – in genau dreißig Sekunden!«
    Der Techno-Arbiter bestätigte die Anweisung.
    Edison Tontor hatte sich von der allgemeinen Spannung anstecken lassen. Bisher hatte es Experimente mit dem Gravitron nur unter Laborbedingungen gegeben. Nun aber stand der erste Großversuch mit der epochalen Erfindung unmittelbar bevor. Der General-Manag konnte den Beginn der praktischen Erprobung kaum noch erwarten. Quälend langsam tickten die Sekunden in seinem Kopf dahin.
    Drei, zwei, eins, zero …
    Der Techno-Arbiter legte einen Schalter um.
    Wie gebannt fixierten die Männer von Con-Ton jene Stelle, auf die das Gravitron fokussiert war.
    Zunächst passierte nichts, was optisch zu erfassen war. Das Gravitron begann lediglich, leicht zu beben, als die machtvollen Energien des Stationskraftwerks in ihm wach wurden. Dann gab das Aggregat einen hohen Pfeifton ab, der an der Grenze des Ultrabereichs lag, diese Grenze schließlich überschritt und unhörbar wurde.
    Wenig später zeigten sich dann draußen in der Eis- und Schneewüste die ersten Anzeichen des Gravitron-Effekts.
    Deutlich war durch die Teleskopbrillen zu erkennen, wie unterhalb des Fokus der Schnee in Bewegung geriet. Wie von Zauberhand berührt erhob sich der

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