Die Terranauten 042 - Der Sammler
sie wieder anziehst, Lyda …«
Schaudernd nickte Lyda. Bei dem Gedanken, die Überreste der Surin-Ratte aus ihrer Jacke entfernen zu müssen, wurde ihr schon jetzt übel.
Während sie sich daranmachten, diese unangenehme, aber notwendige Arbeit auszuführen, sah sie vor ihrem inneren Auge ständig Damon Credock vor sich.
Aber nicht jenen sanften, freundlichen Damon Credock, den sie bisher kennengelernt hatte, sondern den kompromißlosen, reaktionsschnellen Kämpfer Damon Credock – die lebende Kampfmaschine.
Und einmal mehr stellte sie sich die Frage, warum Damon Credock als Treiber nach Sarym deportiert worden war, lange vor der großen Treiberverfolgung …
*
»Ein Spionage-Team der Terranauten – hier auf Sarym?«
Der mittelgroße Mann in der dezenten, anzugähnlichen Kombination beugte sich erregt nach vorne und starrte den jungen Abhörtechniker an, der auf der anderen Seite des überdimensionalen Schreibtisches saß und sich in diesem Augenblick in seiner Haut gar nicht wohl fühlte.
»Leider, ja, Stationskommandant.« Der Techno-Arbiter zog unsicher einen Speicherkristall aus der Tasche. »Wenn Sie sich diese Aufzeichnungen anhören wollen … Ich habe die wichtigsten Passagen elektronisch zusammengeschnitten. Natürlich verfügen wir nach wie vor auch über die kompletten Bänder, und …«
Der Kommandant schien sich jetzt wieder ein wenig gefangen zu haben. »Geben Sie her«, befahl er in ruhigerem Tonfall. »Und entschuldigen Sie bitte meine Erregung. Die neuen Entwicklungen haben mich einfach … überrascht.«
Er nahm den Speicherkristall entgegen, den der Techniker ihm über die Platte des Schreibtisches hinweg anreichte, und schob ihn in den dafür vorgesehenen Eingabeschlitz des integrierten Computerterminals. Anschließend drückte er den Knopf für »Tonwiedergabe«.
Die mit einem hochempfindlichen Richtmikrofon angefertigten Aufnahmen waren von exzellenter Tonqualität. Der Stationskommandant konnte jedes einzelne Wort verstehen, das von den Hauptrednern während der Surinen-Vollversammlung anläßlich des Festes gesprochen worden war. Und während er konzentriert zuhörte, verarbeitete er zugleich die überraschenden Informationen und zog seine Schlüsse daraus. Dabei blieb das Gesicht des Grauhaarigen so starr wie eine Maske. Nur an wenigen Stellen der Tonaufzeichnung verzogen sich seine Mundwinkel zu einer Art Lächeln.
Die Stimme der Terranautin Lyda Mar: »Es gibt eine Möglichkeit, von diesem Planeten zu fliehen. Es ist möglich, Surin, oder, wie die Grauen sagen, Sarym wieder zu verlassen, zurückzukehren in das Sternenreich. In gut zwei Wochen wird das Raumschiff zurückkehren, und mit einer Loge aus Mittlern sollte es möglich sein, das Eigenbewußtsein des mutierten Computers zu kontakten und es zu veranlassen, diese Welt anzusteuern und einige von uns aufzunehmen. Wir werden dann zu den anderen Terranauten zurückkehren und ihnen berichten. Und bald darauf könnt ihr alle wieder frei sein.«
Wenig später die Stimme eines Mannes, der sich selbst als Orrogan Gelot vorgestellt hatte: »Wir leben hier auf Surin! Dies ist unsere Welt, unsere Heimat. Nicht irgendein Planet. Nicht nur ein verblassender Name. Dies ist unser Zuhause, und warum sollten wir unser Zuhause verlassen? Warum sollten wir Geborgenheit und Sicherheit gegen eine unsichere Zukunft eintauschen, wie die junge Terranautin selbst gesagt hat?«
Dann wieder die jetzt beschwörend klingende Stimme Lyda Mars: »… seit mehr als hundert Jahren verschwinden immer wieder Gefangene. Scheinbar lösen sie sich in Luft auf – und die meisten werden nie wiedergesehen. Wir waren Zeuge eines solchen Vorganges und haben auch einen der seltenen Fälle miterlebt, daß ein Verschwundener wieder aufgetaucht ist. Er hat den Verstand verloren. Wodurch? Alles Zufall? Eure Mitmenschen verschwinden – und Gelot behauptet, Surin gäbe euch nichts als Sicherheit und Geborgenheit. Tatsächlich? Er behauptet, die Grauen hätten euch bisher in Ruhe gelassen. Haben sie das wirklich? Haben sie das wirklich?«
Und schließlich die Entgegnung Orrogan Gelots: » In einer Legende heißt es, daß die Korallenstadt im Süden für das Verschwinden von Surinen verantwortlich ist. Die Zeit, die euch noch bleibt, reicht für eine Reise dorthin mehr als aus. Findet heraus, ob die Legende der Wahrheit entspricht. Findet heraus, wer von uns recht hat.«
Aus dem Lautsprecher des Abspielgerätes drang das Geräusch eines allgemeinen Tumults,
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