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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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schließlich, als er wieder zum Vorschein kam, aus voller Kehle ein Dankeslied, in das seine Gefolgschaft krächzend einfiel.
    Obwohl sich den Gefangenen in ihrem Käfig bei diesen entsetzlichen Tönen die Haare sträubten, taten sie so, als seien sie von dem Gesang restlos begeistert. Sie warfen sich auf die Knie, streuten sich Erde auf das Haupt und begannen, nach Salman Charks Anweisung herzzerreißend zu schluchzen.
    Dem Großen Bolko und den Seinen schien das Verhalten der Sünder zu gefallen, denn wie Salman Chark es vorausgesehen hatte, deutete er ihr Gewinsel so, daß die elenden Ketzer endlich zu einer Art Einsicht gelangt waren. Er ließ ihnen von zweien seiner Kreaturen einen Eimer übelriechender Suppe bringen und sah anschließend mit steinernen Gesichtszügen zu, wie einige andere seiner Getreuen vor dem Eingang der Luftschiffgondel einen Altar aufbauten.
    Einer der Vermummten – es war Valkar, der Bauleiter – schleppte ein großformatiges Buch heran, das der Große Bolko an sich nahm und auf den Altar legte.
    »Wir, die wir mit festem Willen den Anweisungen dieses Heiligen Buches gefolgt sind«, donnerte kurz darauf seine Stimme durch den Talkessel, »sind die Auserwählten! Bald werden wir dieses Jammertal verlassen und uns in die Räume zurückbegeben, die uns von altersher bestimmt sind! Mit diesem göttlichen Wunderwerk«, er deutete auf den schlanken Körper des Luftschiffes, »werden wir uns in die Lüfte erheben und eingehen in das absolute Nichts, das Dunkel, die Schwärze – und wer uns daran hindern will, möge vom Hammer der Leere erschlagen werden!«
    Die Mönche murmelten pflichtschuldigst ihren Beifall. Die Gefangenen in ihrem Holzkäfig fingen an zu winseln. Salman Chark, der die Lage am besten einzuschätzen verstand, hatte seine liebe Not, Marcel d’Guinne klarzumachen, daß zuviel Geheul die Sektierer nur mißtrauisch machen konnte.
    »Morgen!« brüllte der Große Bolko. »Morgen – mit dem Anbrechen der Helligkeit – werden wir unseren großen Plan endlich vollenden! Beten wir zur Urmutter des Nichts, daß sie unsere Opfer gnädig annehmen und sich ihrer armen Ketzerseelen erbarmen möge!«
    Die Gefangenen kreischten nun im schrillsten Diskant, denn die Mönche mußten glauben, daß sie jetzt das erste Stadium der Läuterung durchliefen. Wer jammerte und wehklagte, hatte sich mit seiner Bestimmung abgefunden; deswegen würde man, wenn es auf den letzten Opfergang zuging, etwas weniger barsch mit ihnen verfahren.
    Der Große Bolko und seine Jünger verbrachten die Periode der Dunkelheit im Inneren des Luftschiffes. Drei oder vier seiner Leute behielten von der Eingangstür der Gondel aus die Gefangenen im Auge, die ununterbrochen Reuegebete murmelten und erst gegen Morgen in einen erschöpften Schlaf fielen. Als die Helligkeit zurückkehrte und die über dem Talkessel liegenden dunklen Nebelbänke sich verflüchtigten, wurde der Käfig geöffnet.
    Die Gefangenen stellten sich auf und wurden abgezählt. Es waren vierundzwanzig. Salman Chark führte sie auf das Luftschiff zu. Am Gondeleingang wurden sie einzeln in Empfang genommen. Zwei Arkanier überprüften die Fußfesseln und ließen sie dann passieren. Bereits während der Nacht hatte ein Kommando unter der Leitung Valkars das Luftschiff mit Gas aufgetankt, aber die Arbeiten schienen noch nicht abgeschlossen zu sein. In den Boden gerammte Stämme, von denen aus dicke Taue auf die Gondel zuführten, hielten den mächtigen Körper davon ab, jetzt schon aufzusteigen. Bald jedoch mußte sich das Schiff vom Boden heben. Bereits jetzt knackte und knarrte die Umhüllung.
    Der Raum, in den David und die anderen geführt wurden, entpuppte sich als Vorratslager. Überall standen Kisten und Kästen herum, deren Aufschriften zeigten, daß sie Nahrungsmittel enthielten. Marcel d’Guinne ließ sich auf einen Sack fallen und stellte einem der Mönche die Frage, wovon man sich denn im Nichts ernähren wolle, wenn man es einmal erreicht habe; immerhin befänden sich – abgesehen von den Gefangenen, die ja bald ihrer Bestimmung zugeführt würden – über fünfzig erwachsene Männer an Bord.
    »Ein wirklich frommer Geist benötigt doch im Nichts keine Nahrungsmittel mehr«, erwiderte der Vermummte verächtlich. »Es ist wirklich schrecklich, wie ausgesprochen dumm ihr Ketzer doch seid! Das, was hier an Vorräten gesammelt ist, dient uns doch nur als Wegzehrung!«
    »Prost Mahlzeit«, sagte d’Guinne sarkastisch. »Ich bin aber, auch

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