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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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und Analysen der aus Zweibeiner-Raumschiffen geborgenen Materialien der Lösung des Rätsels näherkam. Da jede Aussicht auf Heimkehr ausblieb, sorgte sich Ngk-guk ernsthaft, ob er sein Leben womöglich ohne die Erfüllung wenigstens einer großen Aufgabe beenden müsse. Eine weitere Erforschung der Weltraumtiefen war ausgeschlossen, nachdem sie offenbar für alle Zeit in dieser Raumfalle feststaken. Wäre der Vierling wenigstens noch zu einmütigem Handeln fähig gewesen … Aber seine drei Viergefährten hatten psychische Defekte erlitten und gaben sich sinnlosen mono-esoterischen Aktivitätsstrategien hin.
    Möglicherweise wäre die Lage besser gewesen, hätten sie in anderen Raumschiffen ebenfalls Überlebende getroffen. Kommunikation hätte allen Beteiligten genutzt. Aber in keinem der mehr oder weniger schwer beschädigten Raumschiffe, die sie besichtigt hatten – alle waren fremder Herkunft –, war noch jemand am Leben gewesen. Unter den toten Geschöpfen hatten sie viele gefunden, deren Äußerlichkeiten bei weitem mehr Absurditäten aufwiesen als bei den Zweibeinern; aber Ngk-guk war bei keiner anderen Rasse auf größere kulturelle Mysterien gestoßen. Deshalb widmete er sein Dasein dem Verständnis der Zweibeiner-Kultur.
    Doch allem Anschein nach sollte auch diesem Projekt kein Erfolg beschieden sein. Ngk-guk klickte mißmutig mit seinen Doppelreihen winziger Zähnchen in seinem runden Wulstmund, als er an eine Instrumentenkonsole trat. Ein blauweißes Lämpchen bemühte sich schon seit einer Weile um seine Aufmerksamkeit; aber er konnte sich Zeit lassen. Mit allem außer dem Nachdenken. Er betätigte mit einer laschen Bewegung eine Schaltung. Eine kleine Holo-Kugel glomm auf. Ngk-geks Gesicht schälte sich aus dem Flimmern leichter Interferenzen.
    »Hast du das neue fremde Raumschiff gesehen?« erkundigte sich Ngk-guk. »Ist es ein Schiff der Zweibeiner?«
    »Ich habe das neue fremde Raumschiff gesehen«, bestätigte Ngk-gek. Seine Augen waren aus Furcht zu Sternchen zusammengezogen. »Es ist ein Schiff der Zweibeiner, und die Zweibeiner an Bord leben. Sie haben Beiboote ausgeschickt. Eins fliegt zum Vielfeuer-Planeten. Eins fliegt zu den Blumensteinen. Eins ist zwischen den Wracks verschwunden.«
    Sofort empfand Ngk-guk höchstes Interesse. »Ich möchte das Raumschiff sehen.« Das Abbild Ngk-geks wich aus der Holo-Kugel. Eine Aufnahme des neu zugegangenen Raumers erschien: kugelförmiger Bug mit einem Kranz schwacher Lichter, langgestreckter Rumpf mit mehreren daran befestigten Komponenten von brutaler Kantigkeit. »Ist ein Kontakt zustande gekommen?«
    In der Holo-Kugel zeigte sich wieder Ngk-geks von Panikstimmung entstelltes Gesicht. »Kontakt?« zwitscherte er. »Wir müssen uns auf die Verteidigung vorbereiten. Ich schlage eine Präventivstrategie vor. Wir leiten Energie zum Impulskonzentrator um und nehmen das neue Raumschiff der Zweibeiner unter Beschuß.«
    »Votum«, sagte Ngk-guk ohne das geringste Zögern. Der Vierling konnte Beschlüsse, die nicht rein individueller Natur waren, nur einstimmig fassen. »Ich befürworte eine Kontaktaufnahme zwecks Entwicklung einer von beidseitiger Souveränität gekennzeichneten Kooperation auf allen Gebieten gemeinsamen Interesses.«
    »Votum«, heulte Ngk-gek auf. »Du bist xenophil, Ngk-guk! Vielleicht degeneriert.«
    »Bin ich xenophil oder vielleicht degeneriert?« sann Ngk-guk gelinde belustigt.
    Ein zweites Gesicht kristallisierte sich in der Holo-Kugel heraus und fügte sich problemlos neben Ngk-geks Abbild. Ngk-goks Miene widerspiegelte den tiefen mega-nihilistischen Ernst eines Philosophen des Desperatismus. »Unsere Stunde des Abschieds ist da, Viergefährten«, lispelte er freudlos. »Ich wiederhole meinen Vorschlag, angesichts des totalen Mangels an Utilitätsfaktoren unser Dasein in einer panexistentialistischen Orgie zu endigen.«
    »Votum«, widersprachen Ngk-guk und Ngk-gek wie aus einem Munde. Ngk-gok wirkte tief betroffen von ihrer Uneinsichtigkeit. Aber ehe er sich nochmals äußern konnte, schaltete sich der vierte im Vierling ins Interkom-Gespräch ein. Ngk-guk wußte schon, was nun wieder an die Reihe kam.
    Ngk-gak brachte tatsächlich seinen alten Vorschlag erneut zur Sprache, der Vierling solle sich mitsamt seinem Raumschiff den nächstbesten Intelligenzen bedingungslos als Hilfstruppe zur Verfügung stellen. »Unsere Mittel reichen nicht aus, um die Situation zu meistern«, klagte er. »Und wenn wir nicht meistern können, müssen

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