Die Terranauten 055 - Das Wrack-System
Gesteinsproben mit«, nuschelte Hadersen Wells hinter seiner Atemmaske. Er stapfte voraus zum nächstgelegenen Dschungelrand. Nach wenigen Schritten trat er auf etwas, das wie ein alter Schlauch aussah. »Hoppla! Was …?« Aus dem armdicken. Etwas, das halb eingesunken war, quoll an dem Stück, wo der Logenmeister daraufgetreten hatte, mit beachtlichem Druck Wasser hervor. Die Bruchstelle enthüllte holzige Fasern. Wells spähte umher. Der Schlauch führte vom Dschungel herüber und in die Weite der Ödnis. Bei genauerem Hinsehen erkannte Wells, daß er feine, wurzelartige Ausläufer besaß; doch statt Feuchtigkeit aufzusaugen, dienten sie offenbar dem Zweck, welche abzugeben, denn aus den haarfeinen Spitzen sickerte tropfenweise Flüssigkeit.
»Dort hinten verlaufen noch mehr solcher Röhren«, sagte Dime Mow, die Augen gegen das fahle Licht überschattet, das Glimmers von ihnen Türkis benannte Sonne in den Wolkenschleiern des Planeten verbreitete. »Kommt mir fast vor wie ein richtiges Bewässerungssystem.«
Winchinata, die zum Dschungel hinüberschaute, schrie plötzlich auf. »Und das …« Die beiden anderen Treiber fuhren herum. Etwas, das einem Pfeilhagel glich, sirrte ihnen in hohem Bogen entgegen. »… ist das Abwehrsystem!« beendete Winchinata ihren angefangenen Satz, sobald sie der Länge nach im Dreck lag. Wells und Dime Mow folgten ihrem Beispiel augenblicklich. Die Geschosse bohrten sich mit leisen Zischgeräuschen in den Untergrund – jedenfalls die meisten; eins blieb in der Ferse von Winchinatas Stiefel stecken, ein zweites traf Hadersen Wells in die rechte Schulter. Der Logenmeister wollte die Laserpistole von der Hüfte reißen, aber bei diesem Versuch spürte er offenbar einen so starken Schmerz in Schulter und Arm, daß er auf die Ausführung seiner Absicht verzichten mußte. Eilig eignete sich Dime Mow die Waffe an und hielt den Dschungel unter Beobachtung, während sich Winchinata neben den Logenmeister kniete, der unter seiner Atemmaske dumpf stöhnte. »Nicht bewegen«, ermahnte die Treiberin. Behutsam zog sie das Geschoß aus Wells’ Schulter. Es handelte sich um einen langen, dünnen, aber sehr harten Stachel wie von einem riesigen Kaktus.
»Seht mal dort«, sagte Dime Mow, als Wells sich wieder aufrappelte. »Diese Stacheln stecken in den Blüten der farnähnlichen Pflanzen.« Er meinte etwa mannshohe Gewächse, die dem Nestfarn ähnelten, aber in der Mitte einen hohen, holzigen Stamm mit einer fedrigen Blütenkugel von dunklem Purpur besaßen, aus der Stacheln der verschossenen Art massenweise hervorragten. »Ich fürchte, wir haben uns unbeliebt gemacht.« Der Treiber lachte auf.
Aber Wells zeigte diesmal keine Neigung, sich zum Humor Dime Mows zu äußern. Er rang um Atem, während Winchinata ihren Stiefel auszog, um sich zu vergewissern, daß das Stachelgeschoß das widerstandsfähige Material nicht durchdrungen hatte. Wells röchelte immer lauter, bis sich sogar Dime Mow besorgt umdrehte. Er sah, daß Wells’ Augen dicht davor standen, sich zu verdrehen. Winchinata öffnete den Reißverschluß von Wells’ Montur, um die getroffene Schulter in Augenschein zu nehmen. Aus der Wunde waren nur ein paar Tröpfchen Blut gequollen. Aber die Haut rings um die winzige Verletzung war bereits aufgedunsen und grünlich verfärbt. »Das sieht ja übel aus«, bemerkte sie. »Ich hoffe, unser Ultra-Gammaglobulin setzt sich durch, sonst müssen wir auf der GARIBALDI eigens ein Heilserum fabrizieren. Auf jeden Fall mußt du dich hinlegen und erst einmal ein Kreislaufmittel nehmen.« Sie schob einen Arm unter Wells’ Schulter. Der Logenmeister schwankte, und sie winkte Dime Mow herbei, der nach einem letzten mißtrauischen Blick zum Dschungelrand Wells unter dem anderen Arm stützte.
Doch als sie sich zum Ringo umwandten, erschraken sie derartig, daß sie den anscheinend völlig benommenen Logenmeister um ein Haar zusammensacken gelassen hätten. »Große Mutter!« brüllte Dime Mow so laut auf, daß man unter der Atemmaske nur ein unverständliches Krächzen hörte. Er riß die Laserpistole hoch. Aber es war schon zu spät. Von irgendwoher hatten sich Pflanzengebilde dem Ringo genähert, die ihre Wurzeln wie einen Pfauenschwanz mitschleiften und sich auf tellerförmigen Saugnäpfen von einem Meter Durchmesser dahinbewegten. Damit hatten sie inzwischen den Rumpf des Kleinraumers erklommen, und die Saugnäpfe verströmten gallertartigen, klumpigen Schleim. Der Schleim griff Stahl und Protop
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