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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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verborgen. Ein Schatten! Dime Mow verspürte neue Besorgnis. »Willkommen, Treiber«, begrüßte ihn die Frau. »Wir haben Ihren Notruf an die GARIBALDI aufgefangen. Sicher ist es Ihnen nicht unrecht, daß wir’s uns erlaubt haben, noch vor Ihren Kameraden einzugreifen.« Man merkte dem Tonfall des Schattens gemäßigte Belustigung an.
    »Unrecht nicht, klar«, brummte Dime Mow. »Es war allerhöchste Zeit.« Er entfernte seine Atemmaske und kratzte sich an den Bartstoppeln. »Ich frage mich bloß, was Sie sich davon versprechen.«
    »Vorerst nichts«, erhielt er zur Antwort. »Ich sehe lediglich keinen Sinn darin, hier aufeinander zu schießen, während wir alle in derselben Falle sitzen. Oder wie denken Sie darüber?«
    »Ich bin Ihrer Meinung«, erwiderte Dime Mow besonnen. Allerdings fand er, daß der Schatten, der sich in der Position des Stärkeren befand, gut reden hatte. Ihm dagegen blieb keine Wahl. Er hatte den Verdacht, daß das Wohlwollen des Schattens nur so lange bestehen blieb, wie er die Situation beherrschte. Faktisch befand er sich in der Hand der Grauen Garden, obwohl man ihn nicht einmal aufforderte, die beiden Laserpistolen abzugeben. »Darf ich fragen, welche Absichten Sie hier verfolgen?«
    »Sie dürfen«, entgegnete der Schatten durch seine MS-Maske. »Am Magnetpol des Planeten steht ein Weltenbaum. Nach allen bisherigen Erfahrungen ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit das Steuerorgan an diesem Knotenpunkt des RZS. Nach unseren Feststellungen sind die Weltraumstraßen jedoch zumindest zeitweilig oder teilweise ausgefallen. Meine Absicht ist daher, vom Steuerbaum in Erfahrung zu bringen, wer oder was für die Reaktivierung des RZS verantwortlich ist, welcher Herkunft diese Raumfalle ist, und ihn dazu zu veranlassen, die Störung unserer Antriebssysteme zu beenden. Bedauerlicherweise befindet der Baum sich anscheinend in irgendeinem Rauschzustand.«
    Aha! dachte Dime Mow. »Ein Rauschzustand?« meinte er mit gespielter Verblüffung, um das Gespräch in eine ihm angenehme Richtung zu lenken. »Wodurch denn so etwas?« Er wollte lieber nicht in die Klemme geraten, ausplaudern zu müssen, daß die Terranauten und Ro Ulema auf Veldvald hinter der Reaktivierung des RZS steckten.
    Der Schatten hob andeutungsweise die Schultern. Ehe er antworten konnte, sprach der Hauptmann, der Dime Mow in den Ringo geleitet hatte, ihn an und erstattete gedämpft Meldung. Dime Mow verstand, daß man Winchinata in einen Heilschlaf versetzt und den Toten »eingebunkert« habe. Der Schatten nickte und trat an ein Panzerprotop-Fenster. Draußen herrschte mittlerweile morgendliches Grau. Die Teams der Graugardisten traten von ihrer exakt und sicher durchgeführten Rettungsaktion den Rückzug in den Ringo an. Die langsamen und trägen Dornenlianen hatten das Vorgehen der Truppe nicht wesentlich behindern können und wären in weitem Umkreis mit den Laserwaffen ausgemerzt worden. Bloß in größerem Abstand und auf der Kuppel des Ringo-Wracks waren noch welche zu sehen. Vom Dschungelrand prasselte nun allerdings ein wahrer Hagel von Stachelgeschossen auf die Gardisten nieder. In ihren Kampfanzügen aus Panzerprotop konnten sie es sich jedoch leisten, nicht weiter darauf zu achten. Diszipliniert kehrten sie an Bord zurück. Der Schatten wandte sich wieder an Dime Mow.
    »Wodurch?« Die Maskierte zuckte erneut die Achseln. »Ich kann mir vorstellen, durch den rund vierzigprozentigen Sauerstoffanteil der Atmosphäre würden bei uns ohne Atemmasken gleiche Symptome auftreten, und die Urbäume sind uns bezüglich des Sauerstoffhaushalts ungefähr ähnlich. Ich vermute, die Flora ist bei der Entwicklung dieses Planeten durch irgendwelche Umstände einseitig begünstigt worden.«
    »Sie macht einen halbintelligenten Eindruck«, pflichtete der Terranaut bei. »Möglicherweise übt aber der Urbaum eine zentrale Steuerung aus.« Er blickte nach draußen. »Wir sollten starten«, sagte er. »Eine andere Kriechpflanzenart hat das Panzerprotop unseres Ringos mit einem aus Saugnäpfen abgesonderten Sekret stark beschädigt.«
    »Was?« Das rote Sehband in Augenhöhe der MS-Maske richtete sich starr auf Dime Mows Gesicht. »Ist das wahr?« Der Treiber spürte das Prickeln behutsamer telepathischer Tastversuche auf seiner Hirnrinde. Sofort schirmte er sich ab.
    »Ortung«, rief in diesem Moment, ehe es zu einer echten PSI-Machtprobe kam, ein Grauer von den Kontrollen herüber. »Diskus-Ringo. Entfernung hundertachtzig, Höhe eineinhalb

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