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Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Die Terranauten 055 - Das Wrack-System

Titel: Die Terranauten 055 - Das Wrack-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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geblieben, und als Lebewesen, die mit euch den Kosmos teilen, standen wir euch zu fern. Das Geheimnis eurer und unserer Existenz begleitet unsere Völker über unseren ersten unglücklichen Kontakt hinaus.
    Während das fremde Raumschiff in der Holo-Kugel anschwoll, vollführten Ngk-guks kleine Händchen hastige Bewegungen des Waschens in einem imaginären Becken.
     
    *
     
    »Maury! Nein!« Winchinata Jacques schrak aus ihrem unruhigen Schlaf hoch. Entsetzt preßte sie ihre schmalen Hände an die Schläfen. »Dime! Es ist etwas passiert  … Maury …« Ihre Augen waren über der Atemmaske weit aufgerissen und glommen in der Notbeleuchtung des Ringos weißlich.
    Über der Einstiegsluke, wo er Wache hielt – infolge der von den Pflanzen verursachten Beschädigungen schloß die äußere Schleusenpforte sich nur noch unvollständig, die innere dagegen überhaupt nicht mehr –, sprang Dime Mow auf. Draußen kündigte sich erstes Dämmerlicht eines neuen Morgens auf Glimmer an. Die Nacht – etwas länger als auf der Erde – war unheimlich still gewesen, weil es an jeglichem tierischem Leben fehlte. Man hörte nur gelegentlich Windstöße durchs Dickicht seufzen. Der Treiber rieb sich die übermüdeten Augen und eilte hinüber zu Winchinata. »Was ist denn Iso? Hast du geträumt?«
    »Maury … Sie ist tot … Ich spür’s …« Die junge Treiberin zitterte vor Entsetzen. »Es ist etwas geschehen  …«
    Dime Mow runzelte die Stirn. Maury und Winchinata Jacques waren Zwillingsschwestern, und zwischen Treiberzwillingen gab es fast immer eine unterbewußte telepathische Verbindung. Doch in seiner Erschütterung über Wells’ jähen Tod mochte er an einen zweiten schweren Schlag dieser Art nicht glauben. Andererseits blieb die Hilfe von der GARIBALDI nun schon bedenklich lange aus. Die anderen Ringos mußten längst zurückgekehrt sein, es hätte längst jemand eintreffen müssen, um sie abzuholen. Er schlurfte zum Funkgerät, änderte jedoch unterwegs die Richtung und trat zu Winchinata. Zusammengekrümmt schluchzte sie auf ihre Knie. Er legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. »Nun reg dich mal nicht gleich so auf«, meinte er. »Ich frage nach, warum’s so lange dauert. Bestimmt hast du bloß geträumt. Ist ja auch kein Wunder.«
    »Sie ist tot«, wimmerte Winchinata. »Ganz sicher. Ich weiß es.« Wortlos begab sich Dime Mow ans Funkgerät.
    Er versuchte es längere Zeit ohne Erfolg. Insgeheim verzweifelt, wechselte er am laufenden Band die Frequenz, während Winchinatas Schluchzen allmählich verklang. Aber es nutzte nichts. Er erhielt keine Antwort. Es schien, als habe es nie eine GARIBALDI gegeben. »Leider bekomme ich im Moment keine Verbindung«, gestand er schließlich ein. »Vielleicht liegt das Schiff noch hinterm Horizont.« Allerdings wußte er genau, daß das schon seit Stunden nicht mehr der Fall sein konnte. Irgend etwas stimmte nicht; das war eindeutig. Dennoch besaß er keine Neigung, sofort das Schlimmste zu befürchten. »Ich mache uns erst mal ein Frühstück, damit wir ein bißchen zu Kräften kommen«, sagte er und schaltete die Apparaturen aus. »Dann versuche ich, jemanden an Bord telepathisch zu erreichen.« Mit dem Frühstück wollte er bloß eine kurze Frist zum Überlegen gewinnen. Der Schock von Wells’ Ableben hatte sein vegetatives Nervensystem zeitweilig abgestumpft; er verspürte so gut wie keinen Hunger.
    Er vermied es, Wells’ Leichnam anzuschauen, der noch auf der Pritsche ruhte, während er aus den bescheidenen Vorräten des Ringos ein karges Mahl zusammenstellte. Sie hatten über den toten Logenmeister und Ex-Summacum, ihren langjährigen Freund und Kameraden, eine farblose, milchige Folie gebreitet. Umständlich kramte Dime Mow Proteinriegel heraus und ließ Fruchtsaftwürfel abtauen. Einige Scheiben gepreßter Zerealien mit Vitaminkonzentraten rundeten die freudlose Mahlzeit ab. Doch er hätte sich die Mühe sparen können. Winchinata rührte nichts an. Mürrisch trank Dime Mow Saft und kaute vor sich hin. Er mußte irgendwie herausfinden, was los war, ohne Winchinata noch mehr aus dem offensichtlich erschütterten seelischen Gleichgewicht zu bringen.
    Ein Geräusch unter dem Rumpf des Ringos ließ die beiden zermürbten Menschen auffahren. Es klang so unheimlich dumpf, so unheilvoll nach zielstrebigem Vernichtungswillen, daß sogar Winchinata sich ruckartig aufsetzte. Dime Mow stellte augenblicklich sein Plastikgeschirr beiseite und zückte die Laserpistole. Mit

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