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Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Titel: Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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Kletterpflanzen sich auf dem Diskus festgesetzt hatten. Sie mummelten geruhsam an schwammigen Pilzgewächsen, die im Schatten der Klimmen traubenweise wucherten, und scherten sich allem Anschein nach ansonsten um die Welt einen Dreck, den sie überall reichlich hinterließen. Da und dort konnte man eine große Echse erspähen, die knickbeinig und reglos unter dem Blattwerk kauerte und stieren Blicks über die zahllosen Rücken der Dickhäuter Ausschau hielt. Sie waren von hellem Grün und etwa drei Meter hoch. Gruppen von Käfern patrouillierten durch diese merkwürdigen Weidegründe.
    Nayala ging das Wagnis ein und ließ Sufnor bis auf wenige Meter über das Blätterdach hinabschweben. Die Dickhäuter hoben die Köpfe. Auch die Käfer mußten ihn bemerken, aber zur Erleichterung von Sufnors Reitern schenkten sie ihm keinerlei Beachtung. Die Echsen jedoch reagierten auf sein Erscheinen mit eckigen, blitzartigen Bewegungen der Unruhe. Sie glichen übergroßen Leguanen. Sufnor fand sie offensichtlich nicht besonders sympathisch. In seinem breiten Maul mahlten die Zahnreihen aufeinander; er stieß zornige Zischlaute aus und schnob.
    »Achtung«, rief plötzlich Thorna. »Vorsicht!« Die Drachenhexe und Bo Nilsson wandten die Köpfe in die Richtung, wohin das Mädchen deutete. Einige Käfer stiegen soeben in die Luft. Dabei bedienten sie sich zunächst fransenartiger Wimpernhaare, die rings um ihren buckligen Rücken verliefen, und erhoben sich durch hektische Wedelbewegungen senkrecht in die Höhe. Unmittelbar danach entfalteten sie zwei im Ruhezustand nicht erkennbare, durchsichtige Flügel und begannen zu schwirren. Aber auch diese Käfer beachteten Sufnor und seine Reiter nicht. Sie surrten davon und entschwanden zwischen den vielen wertlos gewordenen Raumschiffen.
    »Sonderbares Verhalten«, sann Nilsson laut. »Man sollte meinen, daß sie sich für solchen Besuch wie uns interessieren.«
    »Du empfindest ihr Verhalten als sonderbar, weil sie nicht feindselig reagieren«, behauptete Nayala del Drago mit gewisser Bitterkeit. »Das ist die Denkweise von euch ›Zivilisierten‹ – mal davon abgesehen, daß du diese …, diese Insekten vermenschlichst.«
    »Am besten nennen wir sie Coleoptere«, schlug Nilsson vor.
    »Was heißt das?« wollte Thorna wissen.
    »Das kommt vom Griechischen, einer toten klassisch-terranischen Sprache«, erteilte der Terranaut forsch Auskunft, »und heißt soviel wie ›Senkrechtstarter‹, aber auch ›Käfer‹, beides im Plural.«
    »Was du nicht alles weißt«, meinte Thorna im Tonfall schlichten Staunens.
    »Es wäre schön«, äußerte dagegen Nayala mit einem Anflug von Barschheit, »ihr würdet den Dingen nicht bloß Namen geben, sondern euch auch bemühen, sie zu verstehen.«
    »Seht mal«, rief in, diesem Moment Thorna, ehe es zu einem echten Disput kommen konnte. »Dort ist der Eingang.«
    Tatsächlich geriet nun am Diskusrumpf ein riesiger, runder Einstieg in Sicht, durch den unablässig Coleoptere hinein- und heraushasteten. Allem Anschein zufolge bevorzugten sie das Laufen. Nur wenige, die es vermutlich ganz besonders eilig hatten, passierten das mindestens fünfzig Meter durchmessende, artifizielle Schlupfloch im Flug. Mit einem leichten Druck des Knies lenkte Nayala den Drachen abwärts. Sufnor schwang sich hinunter zur Öffnung, ohne zu zögern. Seine neuen Aufgaben hatten – wenigstens vorübergehend – sein Beharren auf einem Belohnungs-»Freßchen« in den Hintergrund gedrängt. Seinem Gemüt nach war der Drache so etwas wie ein abenteuerlustiger Flegel.
    »Wollen wir da hinein?« erkundigte sich Bo Nilsson voller Mißbehagen, als er bemerkte, wie die Flugechse zielsicher das offene Rund anflog.
    »Ich wüßte keine andere Möglichkeit, wie wir mehr herausfinden könnten«, antwortete die Drachenhexe mit einem Achselzucken. »Die Coleoptere sind ja offenbar nicht darauf versessen, sich mit uns anzulegen, oder?«
    Kurz bevor Sufnor sich auf dem überwucherten Rand der Öffnung niederließ, stapfte eine kleine Herde Dickhäuter heran, eskortiert von einer Anzahl Coleoptere. An deren Körperbau ließen sich nun – aus der Nähe – weitere Einzelheiten beobachten. Die hellen, fast runden Tupfer auf ihrem Rücken schwankten in der Färbung zwischen reinem Weiß und Hellgelb. An der Unterseite ihrer Leiber befanden sich insgesamt sechs dreigelenkige Extremitäten, von denen die beiden vorderen offenbar mehr Greifarme waren und die Beine nur dann unterstützten, wenn das

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