Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Titel: Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
Vom Netzwerk:
zu aktivieren, reagierten sie nicht. Die Ursache dafür blieb im dunklen. Fast schien es, als sei der Robotpilot wegen der Kaperung des Frachters beleidigt und schmolle. Unverständlich war jedoch, warum er unter den gegebenen Umständen auch auf den Einsatz der internen Sicherheitsvorrichtungen verzichtete. Das Programm solcher Robotpiloten sah keine Entscheidungsbefugnis darüber vor, ob seine Fracht länger schützenswert war oder nicht; wenn er trotzdem davon absah, mußte er es unter dem Einfluß irgendeiner übergeordneten Instanz tun. Doch wer oder was konnte hier in der Hohlwelt Rorquals eine solche Instanz sein?
    Der Blick von Asen-Gers grünen Augen schweifte grimmig über die kompakten Monitoren und kleindimensionierten Rasterschirme des Wartungsraums. Das Frachtraumschiff war – von einigen nebensächlichen Defekten abgesehen – im großen und ganzen intakt. Der Energieschwund, der bei den im Türkis-System havarierten Raumschiffen bemerkt worden war, trat hier nicht auf. Aber dort, im freien Raum, war er zur Lahmlegung der in die Raumfalle geratenen Kaiserkraft-Schiffe erforderlich gewesen; hier dagegen war eine solche zusätzliche Maßnahme überflüssig – aus dem Innern eines Planeten gab es für ein Fahrzeug von den Ausmaßen eines Raumschiffs kein Entweichen. Auch die höchstentwickelten Antriebssysteme waren unter derartigen Umständen nutzlos.
    Als Asen-Ger die Wartungszentrale verließ, fiel sein Blick auf den Boden des Korridors. Auch hier war die ausgetrocknete Schleimspur vorhanden, nur viel schwächer als am Schott. Vorhin hatte er sie in seiner Anspannung nicht beachtet. Interessiert folgte er ihrem Verlauf.
    Die Spur führte zu einer Tür. Ein Piktogramm kennzeichnete die dahinter befindliche Räumlichkeit als Ersatzteillager. Asen-Ger lauschte nochmals hinaus in die parapsychischen Frequenzen; doch nicht einmal die schlichteste geistige Aktivität ließ sich hinter der Tür ermitteln. Entschlossen betätigte er den Öffner. Die Tür rollte leise zur Seite. Im selben Augenblick umarmte ein halbes Dutzend glitschiger Tentakel Asen-Gers Schultern.
     
    *
     
    Mit gleichmäßigem Schwingenschlag schwang sich Sufnor durch das unübersichtliche Gewirr gestrandeter Raumschiffe, das die Sicht nach allen Richtungen erheblich einschränkte. Aber die halbintelligente Flugechse gab sich die größte Mühe, trotz der vielen nötigen Ausweichmanöver möglichst ruhig in der Luft zu liegen, damit es ihren Reitern nicht den Magen umdrehte. Nayala ließ den Drachen gehörigen Abstand von der langen Kolonne der Käfer halten, denn solange die Frage ihrer Flugfähigkeit ungeklärt war, blieb Vorsicht ratsam.
    Nach geraumer Zeit schob sich etwas ins Blickfeld, das wie eine ausgedehnte dunkelgrüne Ebene aussah. Die Käfer marschierten zielstrebig über die Rümpfe havarierter Raumer dorthin, und bald darauf erreichte ihre Vorhut das Grün und verschwand darin. Was von fern wie eine natürliche Grünzone wirkte, entpuppte sich bei weiterer Annäherung für die Menschen als die obere Fläche eines Diskusraumschiffs von titanischen Dimensionen – der Durchmesser der allerdings flachen Scheibe betrug vier bis viereinhalb Kilometer –, überzogen mit einer einzigen Art von Rankengewächs, das anscheinend einmal dem Innern des Diskusraumers entsprossen war, inzwischen jedoch auf andere Wracks übergegriffen und auf diese Weise so etwas wie ein Geflecht aus Lianen geschaffen hatte.
    »Sieht aus, als wären sie dort zu Hause«, meinte Bo Nilsson und sah Thorna an, als erwarte er für diese Schlußfolgerung ein dickes Lob.
    »Mit ihrer Intelligenz ist es nicht weit her«, bemerkte Nayala del Drago. Die Drachenhexe hatte die im wahrsten Sinne des Wortes rätselhaften Egos der Käferwesen mit der gleichen Ergebnislosigkeit begutachtet wie zuvor Asen-Ger. »Auf mich machen sie nicht den Eindruck, als könnten sie Raumschiffe bauen.«
    »Sie müssen’s ja nicht gebaut haben«, wandte der junge Terranaut ein. »Möglicherweise haben sie sich bloß darin eingenistet.«
    Auf Nayalas Veranlassung umkreiste Sufnor den Diskus in weitem Bogen und zog erst nach und nach immer engere Kreise. Dabei enthüllte sich, daß es auf dem Diskus auch von anderem animalischem Leben nur so wimmelte. Ganze Herden feister, offenbar dickhäutiger Tiere, die irdischen Flußpferden ähnelten, aber kleinere Mäuler besaßen, wanderten in behäbiger Langsamkeit zwischen den Bündeln großflächiger Saugnäpfe umher, mit denen die

Weitere Kostenlose Bücher