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Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Titel: Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Chornon nach der dumpfen Trübe Kaisergrads an das verschwenderische Sonnenlicht gewöhnt hatte.
    Er blickte sich um.
    Schnurgerade, wie von einem riesigen Lineal gezogen, schnitt die Protopstraße durch das hügelige Land und verband Kaisergrad mit den westlichen und südlichen Schürfstationen. Gewöhnlich rollten unermüdlich die automatischen Erztransporter über die Straße und kippten ihre Ladungen in die flachen Trichter am Horizont; die einzigen Hinweise auf das komplexe unterirdische Labyrinth der KLK-Fabriken, von deren Förderbändern die begehrten Speicherelemente produziert wurden.
    Von den Solarkraftwerken im Orbit um Calina wurden die leistungsfähigen Energiespeicher aufgetankt und dann per Containerschlepper zu den anderen Kolonien der 17. Stellaren Provinz transportiert.
    Lancias Reichtum an Rohstoffen, die spezifischen Strahlungsfrequenzen der Sonne Calina und die frühzeitige Besiedlung Lancias hatten den Kaiser-Konzern dazu veranlaßt, dieses System zu einem Produktions- und Exportzentrum für Energiepakete zu entwickeln.
    Bevorzugte Abnehmer waren jene Kolonien, deren Solarindustrie noch in den Kinderschuhen steckte und die über keine oder nur sehr wenige Sonnenkraftwerke zur Strombedarfsdeckung verfügten. Trotz der Transportkosten, die vor allem in der letzten Zeit durch die überhastete Umstellung auf die Kaiserkraft gestiegen waren, gestaltete sich für zahlreiche Kolonien der Import von Energiepaketen immer noch billiger als der Aufbau eigener Fertigungsstätten.
    Der nächste, vom Kaiser-Lancia-Komplex bereits projektierte Schritt war die Fertigung von Solarkraftwerken, die ebenfalls zu den Kolonien exportiert und dort zum Auftanken der Speicherelemente und zur direkten Versorgung über Mikrowellenkollektoren eingesetzt werden sollten. Da die Solarkraftwerke im Besitz der irdischen Kaiser-Zentrale verblieben, würde dadurch die Abhängigkeit der Humos von den Energielieferungen weiter verstärkt werden.
    Und jede verbrauchte Kilowattstunde mehrte den Reichtum des Kaiser-Konzerns.
    San Chornon atmete in tiefen Zügen die ozonreiche Luft ein. Calina stand hoch am Himmel, der gelb war wie der hartgekochte Dotter eines Hühnereis und einen Großteil der zerstörerischen ultravioletten Strahlung filterte. Dennoch war die Strahlungsmenge, die die Planetenoberfläche erreichte, noch so groß, daß die erste Humo-Generation beinahe zugrunde gegangen war.
    Hautkrebserkrankungen von epidemischem Ausmaß, die Zunahme strahlungsbedingter Unfruchtbarkeit und zahllose andere Leiden hatten die ersten Siedler fast ausgelöscht.
    Der Informer setzte sich mit steifen Schritten in Bewegung. Der Solarroller stand noch immer auf der Parkfläche und nahm sich gegen die stromlinienförmigen, blankpolierten Schweber und Gleiter der Prospektoren wie die Bastelei eines Kindes aus.
    Das Gefährt bestand aus vier Ballonreifen, einem Sitz, der von einem schirmartigen, imprägnierten Seefarnblatt überschattet wurde, einem Lenkrad und einem runden, zwei Meter durchmessenden Solarkollektor, der sich automatisch dem Sonnenstand anpaßte und den Elektromotor mit Energie versorgte.
    Am Gramsci-Weiher im Osten lebte eine Sippe, die in genossenschaftlicher Produktionsweise die Abfälle des KLK nutzte; Speicherpakete, die von den Fertigungskontrollen aussortiert wurden; Solarzellen, bei deren Herstellung sich Fehler eingeschlichen hatten; bereits verarbeitete Rohstoffe, deren Weiterverwertung unrentabel war, weil man Lager entdeckt hatte, deren Ausbeutung sich erheblich billiger gestaltete; der übrige Müll einer Wegwerfgesellschaft …
    Der Solarroller entstammte der Gramsci-Manufaktur und gehörte zu den zahlreichen Bemühungen der Lancier, die Abhängigkeit von den Außenweltlern zu vermeiden.
    Der Informer ließ sich auf dem Sitz nieder und musterte mit einem Anflug von Spott die beiden Prospektoren, die in ihren Schutzanzügen wie metallene Insekten wirkten und deren goldgetönte Helmscheiben ihre Gesichter verbargen. Nur so vermummt wagten es die Weißhäutigen, die dunkle Sicherheit ihrer Höhlenstadt zu verlassen und Lancias lichtüberflutete Oberfläche zu betreten.
    Sie gehören nicht hierher, dachte Chornon. Sie sind dieser Welt so fremd wie meine Ahnen, doch meine Ahnen haben sich angepaßt. Sie entflohen der Erde, wo man sie verfolgte und unterdrückte, und die Erde stellte ihnen Lancia zur Verfügung. Ein Geschenk, das sich als List erwies.
    Die Erde kannte Lancias Rohstoffreichtum, aber auch die unwirtlichen

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