Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland

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irgend jemanden einseitig Gefühle zu päppeln – er müßte an einer unablässigen Kette von Demütigungen innerlich zerbrechen und aus Verbitterung zu einem haßerfüllten emotionalen Ungeheuer werden. (Und genau das ist der Punkt, in dem ich eine grundsätzliche Ähnlichkeit zwischen mir und dem Schatten sehe. Bloß habe ich es in der Hand, einen solchen Niedergang meines Charakters zu verhindern. Oder sind diese Überlegungen ein Anzeichen, daß die Kontrolle mir zu entgleiten beginnt?) Es ist für mein Überleben von elementarer Bedeutung, daß ich Distanz bewahre. Und nun ertappte ich mich wiederholt dabei, daß ich Jana nachschaute, als wäre ich irgendein x-beliebiger, mitreißend gutaussehender junger Schnösel.
    Dann aber folgte das Allerschlimmste. Ich gewann den Eindruck, daß Jana für meine Person mehr Interesse aufbrachte, als jedem normalen Menschen – und mir auch – verständlich sein konnte. Das glaubte ich vor allem während unserer Aussprache über ihr Medaillon zu bemerken. Einmal … Ich wage es kaum zu erwähnen, weil es so unglaubhaft wirkt, aber einmal, vielleicht vorsätzlich, womöglich nur aus gedankenloser Neugier, strich sie wirklich und wahrhaftig mit der Spitze ihres Zeigefingers über meinen riemenbewehrten Handrücken!
    Nun weiß ich nicht, rede ich mir – nach der Methode, daß der Wunsch der Vater eines Gedankens ist – nur ein, daß Jana möglicherweise für mich eine gewisse Zuneigung empfindet, oder ist es in der Tat der Fall? Und wenn, welche absonderliche Veranlagung könnte eine so schöne Frau dazu bewegen, an einer Erscheinung wir mir Gefallen zu finden?
    Das Undenkbare in die Nähe einer Versuchung gerückt – eine grausamere Entwicklung, als ich sie mir jemals vorzustellen vermochte! Aber meine Riemenumhüllung macht mich so unnahbar, als sei ich in Panzerprotop eingeschweißt – jede Liebe müßte notgedrungen platonisch bleiben. Platonische Liebe jedoch ist nichts anderes als ein Paradoxon, mit dem sich nicht leben läßt. Oder jedenfalls noch mieser als ohne Liebe.
    Ich weiß nicht mehr weiter.
    Über alledem wollen wir nicht Janas Medaillon und den darin eingefaßten, merkwürdigen Stein vergessen. Er ist fliederfarben und gehört eindeutig zu den Kristallen. Die Geschichte, die Jana mir über den Kristall erzählt hat – ich habe sie mit ihrem Einverständnis gespeichert –, ist so außergewöhnlich, daß er zu einem Gegenstand geworden ist, mit dem die Terranautenführung und vor allem David terGorden selbst sich noch eingehend befassen müssen. Irgendwie nämlich habe ich das Gefühl, daß zwischen dem Erben der Macht und diesem Kristall ein Zusammenhang existiert.

    *

    Der Protoprumpf der SALADIN schützte die Besatzung hinreichend vor den Strahlen der drei roten Riesensonnen, aber ihre isolierenden Eigenschaften bezogen sich nicht auf einen Wärmestau im Innern. Der Ausfall jeglicher Energieversorgung war etwas, mit dem die Konstrukteure eines ultramodernen Raumschiffs längst nicht mehr rechneten. Die dreifache Sicherung durch Notaggregate wirkte vollkommen ausreichend und war es unter herkömmlichen Flug- und sogar Gefechtsbedingungen auch.
    Mit den Sporen jedoch trat ein völlig neuartiger Faktor auf. Die Spore, die auf die SALADIN zusegelte, absorbierte allem Anschein nach die an Bord der Korvette erzeugte Energie unmittelbar bei ihrem Entstehen, und der unbedeutende Rest, der nachgerade fünkchenweise ins Verteilungssystem übersprang, reichte kaum aus, um ein paar minderrangigen elektrischen Vorrichtungen zu sporadischer Funktionsbereitschaft zu verhelfen. Praktisch jedoch lief nichts mehr.
    Während das schrille Heulen der automatischen Alarmsirenen herabwinselte und verklang, versiegelten die Besatzungsmitglieder der SALADIN mit trainingsbedingter Blitzartigkeit die Helme ihrer im Raumeinsatz als Bordkleidung getragenen Raumanzüge und aktivierten die arzugintegrierten Systeme. Alle schafften es, bevor der Rumpf der Korvette die Wärme ins Weltall abstrahlte und sich innerhalb von Sekunden darin dessen Kälte breitmachte.
    Über ihren Communer verständigte sich Queen Morlay mit den einzelnen Stationen und verschaffte sich ein Bild von der Lage an Bord. Nach kurzer Zeit stand fest, daß es mit eigenen Mitteln unmöglich war, irgendwelche Maßnahmen zur Neutralisierung der Wirkung, die von den Sporen ausging, zu treffen. »Wir müssen ausbooten«, entschied die Queen. »Die Ringos haben ein anderes Antriebssystem, das Sonnenenergie