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Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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benutzt. Möglicherweise bleibt es unbeeinflußt.« Es fiel ihr keineswegs leicht, den Befehl zur Evakuierung der Korvette zu erteilen; niemand gab das Schiff, das er kommandierte, gern auf. Doch offenbar war die SALADIN zu nichts zu gebrauchen, solange sie sich im Einflußbereich der Sporenwolke befand. Vielleicht ergaben sich später Möglichkeiten zur Bergung des Raumers.
    Für Queen Morlay war die Ohnmächtigkeit, in die das befremdliche kosmische Phänomen des Sporenschwarms sie als Kommandeuse eines Kaiserkraft-Raumschiffs versetzt hatte, ein ganz besonders starker Anlaß zur Verunsicherung und Beunruhigung. Die Queen hütete nämlich ein kleines Geheimnis eigener Art. Sie war eine Graue Valdecs.
    Der unter dem früheren Lordoberst Valdec entwickelte Kaiserkraft-Antrieb war ihr infolgedessen immer wie der Inbegriff eines kosmoserstürmenden Fortschrittsgedankens vorgekommen, wie ein Katapult zu selbst den fernsten Sternenräumen, ein großer Sprung von historischer epochaler Bedeutung. Und nun stellte sich heraus, daß die neuen, modernen Raumschiffe der Menschheit vor einem Haufen weltraumtüchtiger pflanzlicher Keimzellen kapitulieren mußten. Morlay geriet in einen Gewissenskonflikt. Einerseits war sie Valdec zu unbedingter Treue verpflichtet; andererseits sah sie ein, daß die Einrichtung der Flottenbasis auf Shondyke II nicht ausschließlich im Interesse der Valdec feindlich gesonnenen Cosmoralität geschah, sondern zum Schutze der ganzen Menschheit. Zugleich warf sich – das erkannte sie schon auf den ersten Blick – jede Menge dringlicher Fragen auf. War die Sporenwolke ein Machtmittel der sogenannten Superzivilisationen? War das Auftauchen des Schwarms – so oder so – ein Grund für die Cosmoralität, das gesamte Sternenreich in Großalarm zu versetzen? War diese Wolke die einzige, oder näherten sich mehrere dem Reich? Wie konnte man dieser Gefahr Herr werden? Was konnte Valdec tun?
    Alle diese Überlegungen beschäftigten Queen Morlays aufgewühltes Gemüt, als sie die kleine Zentralebene eines der kugelförmigen Ringos betrat. Graue zerpulverten soeben das Tor des Hangars mit thermischen Sprengladungen. Morlays Hände vollführten nervöse, fahrige Gebärden ohne Sinn, während sie in einem Schalensitz auf den Vollzug des Ablegemanövers wartete. Die Nottriebwerke funktionierten nicht – sie beruhten auf dem Prinzip des Ionenausstoßes –, so daß bereits für den Startschub die in den Akkumulatoren gespeicherte Sonnenenergie verwendet und zum anfänglichen Manövrieren behelfsweise auf die Steuerdüsen zurückgegriffen werden mußte. Das manuell gesteuerte Ablegen verlief daher langwierig und äußerst heikel. Doch endlich waren alle Beiboote aus dem Hangar in den Weltraum hinausgetrudelt, ohne daß es zu mehr als leichten Kollisionen gekommen war, und in den Strahlenschauern der drei roten Riesensonnen luden die Kollektoren der Magnetringe die Akkus in verhältnismäßig kurzer Zeit in substanziellem Umfang mit Energie nach, so daß bald darauf eine ordnungsgemäße Navigation aufgenommen werden konnte. Mit einem Aufatmen begann sich Queen Morlay der geistigen Enthedderung ihrer widersprüchlichen Verpflichtungen und Pflichten zu widmen.
    Es war allerhöchste Zeit gewesen. Nach dem Ausfall ihrer Systemfunktionen hatten die Korvette ihre Sturzgeschwindigkeit, doch nach dem Fortfall des Traktorstrahls die Spore ebenfalls ihre Annäherung beibehalten. Nun erreichte das einige Dutzend Kilometer hohe Segel der Spore die SALADIN, und das hauchdünne Gebilde legte sich um die Korvette wie ein riesenhaftes Leichentuch.
    »Wir fangen Notrufe auf, Kommandeuse«, sprach ein Grauer die Queen an. »Ein Konvoi von Superfrachtern ist am Rande des Systems materialisiert. Am Kontratransitpunkt ist es bei den noch aktiven Kaiserkraft-Triebwerken zu … Desintegrationserscheinungen und nachfolgenden Implosionen gekommen. Die Geleit-Korvetten funken Shondyke Zwo um Hilfe an.«
    Morlay fühlte, wie eisige Erstarrung ihr Herz bedrohte. Ihre Lippen bebten, und sie mußte mehrmals kräftig schlucken, ehe sie dazu imstande war, etwas zu erwidern. »Was soll das heißen, ›Desintegrationserscheinungen‹?« wollte sie in ungerechtfertigter Barschheit wissen.
    »Genauere Angaben liegen nicht vor«, entgegnete der Mann. Er ließ sich nicht provozieren und paarte Höflichkeit mit dienstlicher Bestimmtheit. »Allerdings befindet sich der Kontratransitpunkt des verunglückten Konvois in der nordöstlichen Flanke des

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