Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion
gibt’s kein Drumherum. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wir werden Mittel und Wege finden, sie Ihrem Gedächtnis zu entnehmen, ohne daß es Sie das Leben kostet. Warum rücken Sei nicht sofort damit heraus?
SCHATTEN: Spar dir dein Geplapper, Scheusal. Schon die absieht, Geheimnisse auszusprechen, würde mich umbringen.
ICH: Das glaube ich nicht. So grausam kann nicht einmal die Cosmoralität zu ihren willfährigsten Kreaturen sein.
SCHATTEN: Schweigen Sie.
ICH: Können wir uns denn über gar nichts verständigen?
SCHATTEN: Es gibt keine Verständigung mit einer monströsen Entartung.
ICH: Reden Sie von sich selbst?
SCHATTEN: Ich rede von dir, abscheuliche Bestie! Wärst du kein Ungeheuer, warum solltest du dich verhüllen? Und sind deine zahllosen, im ganzen Sternenreich begangenen Verbrechen nicht der Beweis deiner geistigen und psionischen Monstrosität?
ICH: Wenn an mir etwas monströs ist, Schatten, dann infolge ekelerregender Verbrechen, zu denen nur Sklaven wie die Grauen fähig sein können! Wenn jemand entartet ist, dann doch wohl ein Grauer mit seiner der gesamten menschlichen Natur widersprechenden Konditionierung, und dafür kenne ich genug Beweise – keine Art neurotischer Besessenheit ist undenkbar, wenn’s um die Grauen geht, so gut wie jeder verfolgt krankhafte Monomanien, hat fixe Ideen! Und was man mit Ihrem Hirn angestellt hat, Schatten, ist noch viel widerwärtiger – Sie haben eine völlig verkorkste Psyche, Schatten.
SCHATTEN: Du kannst mich nicht beirren, Monster.
Auf diese Weise kamen wir nie richtig zur Sache. Es gelang der Frau immer wieder, mich zu verunsichern und in persönliche Streitigkeiten zu verwickeln.
Schließlich ereignete sich dann ein Zwischenfall. Ich hatte zwei Treiber mit hohem PSI-Potential vor der Zelle des Schattens postiert, die praktisch ständig auf der PSI-Ebene höchste Wachsamkeit walten lassen mußten. So etwas ist naturgemäß sehr anstrengend. Während eines Gesprächs entzogen die beiden Treiber dem Schatten für eine halbe Sekunde ihre Aufmerksamkeit – und das reichte, um ihm eine Chance zu geben. Die Frau lähmte wichtige Hirnzentren der beiden Männer, und sie waren gerade mit zum Stillstand gekommenen Körperfunktionen zusammengesackt, als ich glücklicherweise eintraf, um mich mit einem neuen Verhör abzuquälen. (Ich glaube, so muß man das wirklich sehen – ich bin nicht der richtige Typ für so was, und deshalb stand ich bei diesen sogenannten Verhören unter mehr Druck als der Schatten.) Ich betäubte die Frau erst einmal mit einem PSI-Schub und hatte dann meine liebe Not, die zwei Treiber wiederzubeleben. Danach konnte ich es nicht länger verantworten, die Gefährdung, die von der Gefangenen ausging, in dieser Form zu dulden. Ich ließ sie bis auf weiteres in Tiefschlaf versetzen und mußte mir natürlich von Dime Mow die schwersten Vorwürfe anhören. Aber ich ließ ihn eiskalt abblitzen.
Sobald die Frau sich im Tiefschlaf befand, nahm ich mir ihren Geist noch einmal in aller Ruhe und äußerster Gründlichkeit vor. Mit größter Vorsicht erforschte ich das Programm ihres Gehirns, erkundete die verschiedenen, sehr diffizilen Kanäle und Schaltkreise, in denen sich die Denk- und Bewußtseinprozesse abspielen, untersuchte ihren psychischen Apparat. Ich hatte schon einen gehörigen Schrecken davongetragen, als ich auf Finstermann flüchtigen Eindruck in den Geist der Queen Brainflakes erhielt, aber was sich mir hier darbot, war einfach grauenvoll.
Außerdem machte ich bei dieser Begutachtung der Schatten-Psyche eine bestürzende Entdeckung. Die Frau hatte die Wahrheit gesprochen. Sie wäre in derselben Sekunde, in der sie sich entschlösse, irgendwelche internen dienstlichen Geheimnisse auszuplaudern, tot umgefallen.
Mein drittes ständiges Problem an Bord der IRMINSUL trug den bemerkenswerten Namen Jana, die Hexe. Ich habe bereits angedeutet, daß sie mich ganz beträchtlich außer Fassung zu bringen pflegte. Das lag sicher nicht nur am Eindruck, den sie auf mich machte, weil meine Un- und ihre Selbstsicherheit einander kraß disproportional waren – von unserer ersten Begegnung auf Sarym an hatte ich mir die Schwäche geleistet, sie auch anzusehen, wenn keine gesprächsweise Erfordernis bestand. Damit wich ich von meinem Prinzip ab, Frauen sicherheitshalber keine Beachtung zu schenken. Der Grund ist klar. Wer aussieht wie eine entfernt menschenähnliche Figur aus goldgelben Gummireifen, kann es sich absolut nicht leisten, für
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