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Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra

Titel: Die Terranauten 086 - Die Gehetzte von Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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verrieten, daß sie bald sterben würde.
    Eine Noman mit fauligen Zähnen, mit Ekzemen an Hals und Beinen und Gicht in allen Gliedern. Eine Noman ohne Lebenskredit, der keine Klinik der Erde helfen würde, sollte sie zusammenbrechen und in Agonie dahindämmern.
    Die Frau kicherte, während sie langsam durch den grauen Staub schlurfte, der vom Wind über die verwitterte Fahrbahn geblasen worden war.
    Rechts und links, in der beginnenden Dämmerung an häßliche Tiere erinnernd, erhoben sich die zernarbten Ruinen von Alt-Berlin in den dunkler werdenden Himmel. Im Norden schwang sich die Skyline des neuen Berlins erhaben und mächtig und kalt über den Horizont.
    Der Doppelturm der Kaiser-Zentrale überragte alle anderen Protopbauten der Metropole.
    Wieder kicherte die Frau.
    Der schwarze Rabe, der aufgeplustert auf ihrer Schulter hockte, krächzte mürrisch. Seine Knopfaugen funkelten, wenn ein verirrter Sonnenstrahl sie traf.
    »Viel los in Berlin, Vögelchen«, plapperte die Alte und bog in einen efeuüberwucherten Seitenweg ein. Das Pflaster war stellenweise glasiert und schwärzlich verfärbt. Rechts kauerte, dem Chitinpanzer eines roten Riesenkäfers gleich, das Blechskelett eines vier- oder fünfhundert Jahre alten Automobils.
    Nur hier und dort wies die Karosserie Rostschäden auf. Für einen historisch gebildeten Beobachter Beweis genug, daß das Automobil aus der letzten Phase des Individualverkehrs stammte, dem beginnenden 21. Jahrhundert, wo die Autofirmen unter dem Druck der Rohstoffknappheit nichtrostende Bleche zum Bau der Fahrzeuge verwendet hatten.
    Aber nichts deutete darauf hin, daß die alte, häßliche Frau Interesse für derartige Gedankengänge zeigte.
    Sie war nur eine Noman. Am Ende ihres Lebens angelangt. Wieder krächzte der Rabe. Diesmal lauter und in einem bestimmten Rhythmus.
    Ein listiges Lächeln stahl sich auf die runzligen Züge der alten Frau. Keuchend blieb sie stehen und wartete. Nichts an ihr verriet Furcht oder Nervosität.
    Nur Sekunden später näherte sich ein tiefes Brummen. Dann zeichnete sich gegen die glosende, orange Scheibe der untergehenden Sonne ein Diskus ab.
    Ein Gleiter.
    Zielstrebig näherte sich der Gleiter der Seitengasse und ging auf der breiten, unkrautbewachsenen Fahrbahn der einstigen Prachtstraße im Herzen Berlins nieder.
    Aus einer Luke sprangen zwei grauuniformierte Gestalten und eilten im Laufschritt auf die alte Frau zu.
    Die Alte kicherte. »Ah«, krächzte sie. »Hübsche Burschen. Starke Männer. So stark. Ho, ho.«
    Die Gesichter der Grauen waren maskenhaft starr. Einer von ihnen bedrohte die alte Frau mit einem Laserkarabiner, während der andere auf die Diodenanzeigen des tragbaren Personenidenters starrte.
    Das komplizierte elektronische Gerät maß das Gehirnwellenmuster und das charakteristische Körperelektrizitätsfeld der Alten an.
    Das Diodengefunkel erstarrte.
    »Cher Burran«, brummte der Kaisergardist. »Zur Noman zurückgestuft im Jahr 2476. Ehemals Relax.« Verächtlich maß er die Greisin mit einem kurzen Blick. »Sie hat ihren Lebenskredit verbraucht. Seit der Rückstufung keine Speicherung in den Dateien der Sicherheitsorgane.«
    »Hoh, ho«, lachte die Alte wieder. »So hübsche und starke Burschen.«
    Der Rabe krächzte gereizt.
    »Sie ist verrückt«, stellte der andere Gardist nüchtern fest.
    Sein Kamerad zögerte. »Noch ist kein Befehl über die Ausschaltung der Noman-Kaste ergangen«, sagte er. »Es besteht daher keine Notwendigkeit, die Noman zu eliminieren.«
    »Keine Notwendigkeit«, bestätigte der andere Graue.
    Die alte Frau kicherte. Speichel tropfte aus einem Mundwinkel. Ihre Blicke waren starr.
    »Hoh, ho. So starke Jüngelchen.«
    Die Gardisten wandten sich ab. Ohne die Alte noch eines Blickes zu würdigen, kehrten sie zum Gleiter zurück. Ihre Instrumente hatten in den Ruinen Alt-Berlins noch weitere Muster registriert, die auf die Anwesenheit von Menschen hindeutete. Sie galt es zu überprüfen.
    Viele Rebellen waren untergetaucht.
    Gewerkschaftlich organisierte Arbiter, F.F.D.E.-Relax.
    Nach ihnen suchten die Kaisergardisten. Nicht nach einer alten, hoffnungslos verrückten Noman, die wie eine Ratte in der alten Ruinenstadt ihr kümmerliches Leben fristete.
    Als der Diskus in die Luft stieg und bald darauf hinter den Trümmern und Schutthalden verschwand, setzte sich die Alte wieder schlurfend in Bewegung.
    Sie erreichte das Ende der Seitengasse, und der Rabe bewegte zweimal die zerzausten Flügel.
    »Braver

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