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Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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begann Zwei-Blüte. Sie war noch jung. Gemessen an der Zeitspanne, die sie bewußt erlebt und nicht im Traum zugebracht hatte. Nicht mehr als etwa dreihundert Verpuppungsstasen. Ihr Zellularkörper schillerte in einem hellen, fast rosafarbenen Rot. »Das ist unmöglich! Wenn du recht hast, Vatermutter, dann … Nur die Anderen sind in der Lage, den Schlafbewahrer zu desaktivieren. Nur sie sind weisungsbefugt. Unser Erwachen muß ein Zufall sein. Die Anderen hätten uns niemals die Zeit gegeben, vollständig zu erwachen.«
    Einige andere Bruderschwestern schwebten auf ihren PSI-Kissen rasch näher.
    »Wir haben Helfer in den inaktiven Schlafbewahrer hinausgeschickt«, ertönten ihre Stillen Stimmen. »Sie haben festgestellt, daß seine Kapillargefäße nicht leer sind.«
    Das war es, was Mehr-Blatt befürchtet hatte. Für einen Augenblick entstand in ihr wieder die Angst, die sie damals, kurz vor dem Auftauchen der Anderen, verspürt hatte.
    »Ruft alle Bruderschwestern zusammen«, rief sie. »Wir müssen feststellen, was sich in unserer Nähe befindet. Wir müssen herausfinden, wieviel Zeit wir haben, um unsere Flucht vorzubereiten. Und schickt weitere Helfer in den Schlafbewahrer hinaus.«
    Kuriere eilten davon.
    Bald darauf hasteten die Renegaten herbei. In der Zentralen Biokammer, deren Gewebe inzwischen fast wieder vollaktiv waren, entstand ein Projektionsfeld, das sie mit der Außenwelt verband. Mehr-Blatt sprach mit ihrer Lautlosen Stimme die Worte, die die Angst austilgten, Ruhe brachten und Kraft schenkten. Die Bruderschwestern verbanden sich mit den Allebenswurzeln der Gewebewände, verpuppten sich aber nicht. Das Gemeinsame Ich öffnete sich weit und tastete sich aus der Biostation hinaus.
    Kontakt.
    In der Inneren Peripherie des Schlafbewahrers befanden sich sieben Egosphären voller Fremdartigkeit. Ein Ich aber …
    Für wenige Augenblicke drohte die Gedankeneinheit zu zerbrechen. Düstere Erinnerungen entstanden in den zellularen Bewußtseinen der Renegaten.
    Denn eine der Egosphären hatte unverkennbare Ähnlichkeit mit der Denkstruktur einer Knospe des Baumes.
    »Da haben wir die Ursache, meine Kinder!« rief Mehr-Blatt. »Nicht die Anderen haben uns geweckt, sondern es war dieser Fremde, dessen Bewußtsein so sehr dem eines Anderen ähnelt.«
    Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber in diesem Augenblick verschwand das geistige Abbild der sieben fremden Denksphären, und Schmerz entstand in Mehr-Blatts Innerstem, als sie sich erneut darauf zu konzentrieren versuchte.
    »Wir werden angegriffen!« riefen die Bruderschwestern. Einige lösten sich von den Allebenswurzeln und schwebten auf ihren PSI-Kissen davon.
    Und dann kam der zweite Schock. Viel stärker als der erste.
    Das gemeinsame Ich der Renegaten hatte sich weiter hinausgetastet, die Bereiche des Schlafbewahrers verlassen. Es war hinausgeglitten auf die Welt, dann emporgestiegen, um weiter zu sondieren. Und es spürte die Annäherung zweier Knospen des Baumes.
    Die Einheit zerbrach sofort, als der Rudimentärkontakt hergestellt und unmittelbar darauf von Mehr-Blatt wieder abgebrochen wurde.
    Zwei Andere näherten sich.
    Und über ihre Absichten konnte kein Zweifel bestehen.
    Mehr-Blatt hatte Mühe, die plötzlich in ihr entstehende tiefe Angst zu überwinden. Ihre Kinder und Bruderschwestern schwebten auf den PSI-Kissen hierhin und dorthin.
    Wieviel Zeit blieb noch?
    »Wir müssen sofort die Experimente wiederaufnehmen!« rief eine Bruderschwester.
    »Wir müssen den Weiten Sprung wagen!« rief eine andere. »Die Experimente dauern zu lange. Die beiden Anderen werden bald hier sein. Wir haben nicht genug Zeit!«
    Mehr-Blatt tastete wieder hinaus zu den sieben fremden Denksphären, von denen eine der einer Knospe des Baumes so ähnlich war. Sie stieß auf eine psionische Barriere.
    »Vielleicht«, meldete sich Zwei-Blatt ängstlich, »sind die Fremden von den Anderen ausgeschickt worden. Vielleicht sollen sie uns eliminieren.«
    »Nein«, entgegnete eine andere Bruderschwester. »Das widerspricht dem Kodex, Zwei-Blatt. Die Anderen werden uns erneut in den Letzten Schlaf zwingen. Sie werden uns nicht töten. Die Knospen des Baumes sind keine Todesbringer.« Die letzten Worte waren ein Zitat aus den Trauergesängen.
    »Das widerspricht dem Kodex der Anderen!« beharrte Zwei-Blüte. »Aber vielleicht nicht dem der Fremden. Vielleicht sind es Helfer … «
    Kurzes Schweigen. Dann tönten viele Lautlose Stimmen durcheinander. Die Angst griff weiter um

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