Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv

Titel: Die Terranauten 093 - Das galaktische Archiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland

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zur Hügelkuppe. Droben hatte sie nicht nur auf die Pyramide, sondern auch die gesamte sonstige Umgebung Ausblick. Für ihr Vorhaben besaß dieser Sachverhalt an sich keine Bedeutung. Die Entität konnte nahezu alles, wozu sie mit ihren geistigen Kapazitäten überhaupt imstande war, mit psionischen Methoden oder hilfsweisem Einsatz elektromagnetischer Felder bewerkstelligen; obwohl sie über geovisuelle Rezeptoren verfügte, waren sie meistenteils entbehrlich. Ihr war jedoch bekannt, daß die Menschen stark von visuellen Orientierungsmöglichkeiten abhingen, und diese Besonderheit galt es zu berücksichtigen, wenn sie den Menschen mit dem Konnexkristall zu sich locken wollte.
    Denn genau das war ihre Absicht.
    Es wäre ihr leichtgefallen, den Konnexkristall parakinetisch in ihren Besitz zu befördern, sobald der Mensch die Oberfläche der Archivwelt betrat. Aber sie rechnete bei einem derartigen Vorgehen mit Widerstand und Zorn. Die Menschen waren in ihrer Uneinsichtigkeit überaus verstockt. Der Entität lag daran, ihnen keinen Vorwand zu irgendwelchen Vorwürfen zu liefern. Das Unrecht sollte ausschließlich auf der Seite der Menschen bleiben.
    Mit äußerster Vorsicht erkundete die Entität mit metatelepathischen Tastschwingungen die Psyche des Menschen, der den Konnexkristall mittrug. Vor den mentalen Augen der Entität klaffte ein ungeheurer Abgrund von Unwissenheit, Beschränktheit, Aberglauben und Hochmut, der sie erschreckt hätte, wäre sie nicht bereits durch zahlreiche ähnliche Bekanntschaften mit Angehörigen von Techno-Rassen hinreichend abgebrüht gewesen. Sie vermied es dabei sorgfältig, den Kristall anzutasten, denn vom Beobachter, der ihn zuerst entdeckt hatte, war berichtet worden, daß der Kristall darauf mit verstärkten Pulsationen reagierte, die sich den Menschen auffällig bemerkbar machten.
    Schließlich hatte die Entität eine Suggestion ausgeklügelt, die sich in ihrer vulgären Emotionalität hervorragend dazu eignete, den Menschen unwiderstehlich anzuziehen.
    Und mit ihm den Konnexkristall.

    *

    Der Ringo JAMES COOK Eins durchquerte Hephaistos’ Atmosphäre, ohne daß irgendwelche Zwischenfälle auftraten, ganz zu schweigen von Feindseligkeiten. Ungeachtet ihrer artifiziellen Entstehung erwies die Welt sich – rein oberflächlich betrachtet – als wahres Kleinod. Alles war friedlich, grün und schön. Die Bewohner der Städte – wie die Teleskope enthüllten, wohnten dann ganz unterschiedliche Lebensformen – hatten allem Anschein nach nichts anderes zu tun, als behaglich die Ruhe auszukosten. Gemächlichkeit herrschte vor. Gelegentlich blickte das eine oder andere Paar Facetten- oder Stielaugen zum Ringo herauf, doch im großen und ganzen schenkte man ihm keine Beachtung.
    Nichtsdestotrotz hatte Llewellyns Stimmung einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Dafür gab es zwei verschiedene Gründe.
    An Bord des Ringos hielten sich außer ihm nicht nur Thor 51, Scanner Cloud, Morgenstern, Claude Farrell, Jana, Tse Irlowna und Kalia auf, sondern auch Angila Fraim. Sie hatte sich schlichtweg geweigert, in der JAMES COOK zu bleiben, und Llewellyn sah sich von neuem ihrem nervenzerfetzenden Schmachten und Gurren ausgesetzt. Das war der eine Grund.
    Der zweite Grund war, daß er mittlerweile selbst gewisse Zweifel an Hephaistos hegte. Gleich nach dem Ablegen des Ringos hatte er die Oberfläche Hephaistos’ parapsychisch erforscht. Er hatte keinerlei mentale Ausstrahlungen ermitteln können, wie sie von hochgradig PSI-begabten, superzivilisatorischen Wesen zu erwarten gewesen wären, und die Städte, welche sie überflogen, wirkten unter dem psionischen Gesichtspunkt ganz so, als seien sie unbewohnt. Im Vergleich zu deutlich erfaßbaren Ego-Sphären intelligenter Lebewesen ähnelten diese Egos bloß einem blassen Abklatsch, verzerrten Schatten. Die Wesen schienen kein wirkliches Bewußtsein zu haben, sondern nur anhand bestimmter Schablonen auf äußere Einflüsse zu reagieren. Wo ihr Geist sitzen sollte, wirkten sie hohl. Sie erregten den Eindruck, als verfügten sie nur über ein vegetatives, aber kein zentrales Nervensystem.
    Llewellyn empfand diese Verhältnisse als unheimlich. Er konnte die Überlegungen nicht nachvollziehen, die Superexistenzen dazu veranlassen mochten, eine künstliche Welt mit geistigen Krüppeln zu bevölkern. Und wo hielten sich die Entitäten selbst auf? In der Pyramide?
    Die Möglichkeit bestand, sann Llewellyn, daß ganz Hephaistos unter einem PSI-Schutz