Die Terranauten 094 - Der Alte Wald
wiederkehrte; aber man konnte gewiß noch jede Menge tun, um das Dasein auch in diesem Kosmos schöner und angenehmer zu gestalten.
»Ich habe das Gefühl«, meinte David nach kurzer Redepause, »ich könnte unter Umständen ziemlich lange unterwegs sein. Gibt es denn überhaupt keinen Ansatzpunkt? Irgendwo muß ich doch anfangen.«
»Yggdrasil zufolge ist die Symbolik der Spektralfarben und -strahlungen der allerwichtigste Hinweis auf die Spektren. Darüber hinaus kann ich dir nichts sagen, nicht einmal, welche interstellaren Zivilisationen in Frage kommen könnten. Aber höchstwahrscheinlich sind die anderen Spektren bei ganz verschiedenen Völkern zu finden.«
»Auch das noch!« David klatschte eine Handfläche auf seine Stirn.
»Du weißt, David, daß Weltenbäume nicht so dicht gesät sind, daß man mit verbundenen Augen von einem zum anderen gehen kann.« David, Narda del Drago und Aura Damona Mar schlenderten langsam von der Lichtung und schlugen den Rückweg zum Sammler ein. Man sah einen kleinen Ausschnitt seiner obersten Leibeswölbung in der Entfernung zwischen den Wipfeln emporragen, als läge dort ein riesenhafter Findling. Straightwire begleitete das Trio. »Du mußt dich auf eine längere Suche gefaßt machen, völlig richtig.«
»Und was geschieht unterdessen auf der Erde?« David sah Straightwire von der Seite an. »Auch als ›Erbe der Uralten‹ kann man doch wohl mit einer gewissen Zuneigung an seiner Heimatwelt hängen, oder?«
»Nichts spricht dagegen. Es mag vielleicht gegenwärtig absolut nicht so aussehen, David – zumal nach Valdecs erneuter Machtergreifung –, aber die Perspektiven sind durchaus tendenziell positiv. Sicher, im Sternenreich sind die Verhältnisse desolat, aber nur, weil man auf vielen Siedlerwelten erst mühsam lernen muß, sich auf die eigenen Kräfte zu stützen, mit der Unabhängigkeit zurechtzukommen. Es handelt sich dabei um objektive Schwierigkeiten, bedingt durch die recht plötzliche Abnabelung von der Erde. Doch man wird diese Probleme überwinden, und dann kann die weitere Entwicklung, Entfaltung der Menschheit unvergleichlich vielfältiger, reichhaltiger, freier verlaufen, als es unter der engen, straffen Reglementierung durch Konzil, Konzerne und Graue Garden jemals möglich gewesen wäre. Und was die Erde selbst angeht …« Der Lenker lachte auf. »Du vergißt Yggdrasil.«
»Yggdrasil ist so gut wie tot«, gab David zu bedenken.
»Tja, die Erde wird sie wohl für einige Zeit entbehren müssen. Aber nur bis zur Rekonstruktion des Anti-Entropie-Systems.«
»Du meinst, dann wird auch Yggdrasil … na, wiederauferstehen?«
»Natürlich.«
»Hoffentlich ergeben sich daraus keine neuen Probleme. Wir sind uns, was ihren Starrsinn betrifft, ja wohl einig.«
»Gewiß, aber sobald die Kommunikation innerhalb der Langen Reihe wieder funktioniert, werden wir Lenker das Abwehrsystem bald von neuem unter voller Kontrolle haben.«
»Und die Erde auch?«
Straightwire lächelte. »Wir mischen uns niemals in die inneren Angelegenheiten anderer Intelligenzen ein, wenn kontra-entropische Maßnahmen oder der Schutz von Komponenten der Langen Reihe es nicht zwingend erfordern.« Er schüttelte den Kopf. »Doch um deine ursprüngliche Frage zu beantworten: Auch während deiner Abwesenheit, die im wesentlichen mit der Periode von Yggdrasils Inaktivität zusammenfallen dürfte, bleibt Terra nicht ganz ungeschützt gegen pro-entropische Umtriebe. Als man auf der Erde die Elektronik sowie die entsprechenden Mikrotechniken entwickelte, war Yggdrasil so klug, sich der Maschinen von Ultima Thule zu bedienen und eine handlungsfähige Verlängerung zu schaffen, sozusagen ein autoaktives, mit eigener Generalprogrammatik ausgestattetes Terminal, das im Laufe der letzten Jahre zum wichtigsten irdischen Instrument Yggdrasils geworden ist, vor allem seit ihrem verstärkten Absterben. Und zwar …«
»Halt!« David hob eine Hand. »Sag nichts. Ich kann’s erraten. Bolters Hausfreund. Er und kein anderer. Stimmt’s?«
»Ja. Er existiert zur Zeit zwar nur in segmentiertem Zustand, aber dank der beträchtlichen Ausdehnung des irdischen Computerverbunds ist das eher ein Vorteil als ein Nachteil. Auf jeden Fall wird er auch in Zukunft gegen jede entropieförderliche, sprich, Kaiserkraftpolitik kämpfen und alle gegenteiligen Bestrebungen unterstützen.«
»Wie wird das alles nur ausgehen?« meinte David mit einem Seufzen. Die Äußerung war mehr rhetorischer Natur, der Ungewißheit
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