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Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag

Titel: Die Terranauten 097 - Der Präventivschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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der Boden … Valdec taumelte und bewahrte sich nur mit Mühe vor einem Sturz.
    Der Boden wurde weich.
    Ungläubig starrte der Lordkaiser auf seine Fußabdrücke, die sich tief in die Kaltkristallschicht des Förderbandes gegraben hatten.
    Osiris stieß ihn vorwärts.
    »Schnell«, keuchte die Supertreiberin. »Schnell, Herr … Lange können wir den Einfluß nicht mehr zurückhalten …«
    Und Valdec lief.
    Es war ein Alptraum, ein schreckliches, höllisches Erlebnis, und die Todesangst schnürte ihm die Kehle zu.
    Jahre schienen vergangen zu sein, ehe sie den Ringo-Hangar erreichten.
    Silberner Nebel umwallte die Beiboote.
    »Konzentriert euch«, hörte er Osiris wie durch Watte rufen. »Blockt den Einfluß ab!«
    Nach und nach wich der absurde Nebel von einem der Ringos, und Valdec öffnete mit einem kurzen Kodeimpuls seines Communers die Bodenluke.
    Gerettet! dachte er, als sie sich in der engen Zentrale befanden und die Schleusentore vor ihnen aufklafften. Gerettet!
    Er hätte sich nicht mehr irren können …
     
    *
     
    Müdigkeit hielt Horeva umklammert.
    Mit Tränen in den Augen hatte er das Verschwinden Zalms und der anderen Planeten und Sonnen der Kontaktzone verfolgt.
    Und nun schwebte er im Nichts, im luftleeren, bitterkalten Weltraum, und dennoch erstickte er nicht.
    Selbst die Kälte schien für ihn nicht zu existieren.
    Horeva drehte den Kopf und betrachtete den Goldenen, der sich ganz in seiner Nähe befand und stumm den Untergang der Menschenflotte verfolgte.
    Die Trichterschiffe und die anderen Einheiten blähten sich auf, schrumpften zusammen, blähten sich wieder auf.
    Rasch näherten sich ihnen die Risse, die die Struktur des Kosmos zerteilten.
    Dumpfes, feindseliges Licht drang aus den gezackten Spalten.
    Mordlicht.
    Es griff nach den Schiffen und hüllte sie ein.
    Die Trichter wurden durchsichtig.
    Es war absurd, es war unmöglich, aber trotz der stellaren Entfernung konnte Horeva in die Schiffe hineinblicken, und er sah die Fremden, sah ihre Gesichter, die so sehr an die der Perm erinnerten, und er entdeckte in ihnen eine Angst, die ihm das Herz brach.
    Es sind Verbrecher, sagte sich Horeva, es sind Geschöpfe, die ein ganzes Universum in Gefahr gebracht haben. Es ist ihre Schuld. Sie wollten morden, und nun kosten sie selbst den Tod.
    Immer transparenter wurden die Schiffe.
    Jetzt ließ auch das Pulsieren nach, und wie Gebilde aus hellem Rauch hingen die Trichter in der interstellaren Finsternis.
    Dann verblaßte selbst der Rauch.
    Nur die Schwärze blieb zurück.
    »Sie sind tot«, vernahm der Perm die Gedankenstimme des Goldenen. »Der Realschalter hat sie tatsächlich alle vernichtet.«
    Etwas wie Unglauben schwang in den telepathischen Impulsen mit.
    Unglauben und schockiertes Entsetzen.
    Horeva fühlte sich erschöpft.
    Plötzlich war er müde, sehr, sehr müde.
    »Nicht alle«, bemerkte er schläfrig. »Schau! Dort! Ein kleines Schiff … Es nähert sich dem Asteroiden.«
    »Ein Ringo«, stieß der Goldene verblüfft hervor. »Und in seinem Inneren … Myriam, ich kann sie sehen! Valdec! Max von Valdec und seine fünf Supertreiber …«
    Horeva hörte nicht mehr zu.
    Er war so müde wie noch nie zuvor in seinem Leben.
    In meinem Leben? durchfuhr es ihn. Nein, ich habe nie gelebt. Ich bin nichts anderes als ein quasireales Geschöpf, ein Wahrscheinlichkeitsmuster, dem der Realschalter zu einer kurzfristigen Existenz verholfen hat.
    Horeva empfand Traurigkeit.
    Er betrachtete das stille, dunkle Weltall, die Sterne, die fahle Silhouette des Asteroiden, der der Realschalter war und aus seinem Inneren heraus in einem gespenstischen Licht leuchtete.
    Horeva hatte keine Angst.
    Er bedauerte nur, nicht länger existieren und die fernen Sterne beobachten zu dürfen.
    Schließlich verblaßten seine Gedanken.
    Allein blieb der Goldene zurück, und dann verschwand auch er, nur um in der blauen Leere, im Herzen des Realschalters wieder aufzutauchen.
    David terGorden befand sich noch immer im Würfel der Nullsphäre und schlief und träumte und wartete.
    Warten …, dachte Llewellyn. Warten worauf? Was hat der Realschalter mit David vor?
    Mit David – und Max von Valdec?
    Aber er erhielt keine Antwort auf seine Frage.
     
    *
     
    »Das ist kein normaler Asteroid«, murmelte Valdec. »Das ist alles andere als ein Asteroid …«
    Der Photonenbrenner schleuderte den Ringo dem Felsbrocken entgegen.
    Zornig starrte der Lordkaiser das Schaltpult an, mit dem sich das Kaiserkrafttriebwerk steuern ließ.

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